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09/2009

Die Saale - Teil II

Die nachfolgenden Ausführungen beruhen auf : auf Kühnlenz,F., Burgenfahrt im Saaletal, Rudolstadt 1974; Schifferverein Alsleben, Die Saale, das blaue Band, das sich durch Sachsen-Anhalt zieht, Alsleben 2005; Pfarre, K., Der Mittellandkanal-Südflügel, in VDI-Zeitschrift, Bd. 32, Nr. 42 vom 15.10.1938
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Fo r t s e t z u n g Um den 1000 t - Schiffen auf dem z.T. eng gewundenen Lauf der Saale zwischen Halle und der Mündung die Durchfahrt zu ermöglichen, mußten auch Krümmungshalbmesser unter 400 m auf dieses Maß vergrößert werden. Dies sollte teils durch Verbreitern der Fahrrinne, teils durch begradigende Durchstiche erfolgen. Zum Zeitpunkt der Planung nach 1926 waren insgesamt 30 vorgesehen, die den Lauf der unteren Saale von Kreypau bis zur Mündung um 26,6 km verkürzt hätten. Gleichzeitig waren Ausbaggerungen der Fahrrinne notwendig, um durchgehend eine Wassertiefe von 2,25 m bei Niedrigwasserstand zu sichern. Bis Ende der 1960er Jahre waren 18 Durchstiche realisiert, die den Saalelauf um 13 km verkürzten. Daneben erfolgte eine Reihe weiterer Ausbauten und Entschärfungen schwieriger Passagen des Flusses. Bis heute bilden am Unterlauf der Saale die letzten 18 km ab Calbe bis zur Saalemündung ein Hindernis für den umfassenden Einsatz von 1000 t – Schiffen. Außer am Saalhorn ist hier die Saale noch nicht ausgebaut und begradigt. D.h. eine schmale Fahrrinne, felsiger Untergrund und scharfe Krümmungen der Flussstrecke sind ein Engpass für die Schifffahrt. Bei Niedrigwasser sinkt die Fahrrinnentiefe oft unter 1 m. Erst 2004 waren Voraussetzungen zur Einleitung eines Raumordnungsverfahrens geschaffen. Auf dieser Strecke ist vorgesehen, unter Beibehaltung des alten Flußbettes einen neuen Kanal mit Schleuse zu bauen. Auch ein Verein zur „Hebung der Saaleschifffahrt e.V.“ setzt sich für die weitere Verwirklichung des Saaleausbaus für 1000 t – Schiffe ein. Obwohl die Binnenschifffahrt auf Grund geringeren Energiebedarfs und hoher Verkehrssicherheit wirtschaftlich und umweltfreundlich zugleich ist, hat sich der Schiffstransport auf der Saale in den letzten Jahrzehnten ständig verringert. Dennoch wurden seit 1993 umfangreiche Modernisierungen an den Schleppzugschleusen vorgenommen: 1993 Generalüberholung der Schleuse Rothenburg, 1995 der Schleuse Calbe, 1996 der Schleuse Wettin, 1998 der Schleusen Bernburg und Alsleben. Dabei wurden die Maschinenanlagen völlig erneuert und die Durchfahrtshöhen bei Mittelwasser auf 6,35 m gebracht. Die Erhöhung an der Schleuse Rothenburg erfolgte erst im Jahr 2000. Auch der Hafen Halle-Trotha wurde durch den Bau der 750 m langen Spundwand am Westufer modernisiert. Heute arbeiten Spezialisten vom Wasser- und Schifffahrtsamt Magdeburg an der zentralen Fernbedienung der Saalegroßschleusen in Rothenburg, Alsleben, Bernburg und Calbe. Personenschifffahrt Erste Hinweise auf eine regelmäßige Schifffahrt mit Passagieren stammen aus dem Jahr 1862. Damals wurden Vergnügungsfahrten mit Dampfbooten unternommen. Das Dampfboot „Victoria“ war das erste der Zunft. Im Gegensatz zum Frachttransport entwickelte sich die Personenschifffahrt auf der Saale erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts. 1909 warb Carl Demmer aus Halle in einem Prospekt für seinen neu in Dienst gestellten Schnelldampfer „Siegfried“. Der Dampfer wurde als „elegant und vornehm eingerichtet, mit allen Neuheiten ausgestattet“ beschrieben. Außer diesem Dampfer besaß Demmer noch die „Brunhilde“ und die „Herzog Wittekind“. Jeder Dampfer konnte zwischen 300 bis 500 Passagiere aufnehmen, hatte ein Restaurant an Bord, und es gab elektrische Beleuchtung. Mit diesen Schiffen wurden u.a. Sonntags-Fahrten bis nach Rothenburg durchgeführt. Der Preis für eine einfache Fahrt betrug 75 Pfennige (ein Arbeiter verdiente damals wöchentlich ca. 20 Reichsmark). Schon 1911 wurde durch eine andere Reederei (Schräblersche Personendampfer) die Hin- und Rückfahrt von Halle nach Rothenburg für nur 50 Pfennige angeboten. Eingesetzt war der Salondampfer „Deutschland“. Die Personenschifffahrt entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten weiter. Nach dem II. Weltkrieg wurde Pfingsten 1945 in Bernburg die Reederei Riedel gegründet, die am 5. November 1945 die Passagierschiffslinie von Halle nach Bernburg eröffnete. Als erstes Schiff fuhr die MS „Merseburg“. Später folgten „Saaletal“, „Heimatland“, „Saalefee“, „Freiheit“, „Kosmos“, „Peißnitz“, „Rabeninsel“ u.a. Zwischenhalte waren in Wettin, Friedeburg, Rothenburg, Georgsburg, Alsleben und Kustrena. Seit 1991 hat die Reederei Riedel ihren Sitz in Halle. Nach 1947 hatten auf der Saale zwischen Calbe und Halle acht Unternehmen die Berechtigung, eine Personenschifffahrt zu betreiben. Der Ausflugsbetrieb blühte. Täglich legten auch in Rothenburg ein oder auch mehrere Ausflugsdampfer an. Die Gäste unternahmen Spaziergänge und besuchten die Gaststätte „Zum Burgberg“. Rothenburg wurde zu dieser Zeit auch „Perle des unteren Saaletales“ genannt. Ende der 50 Jahre wurden die privaten Schifffahrtsunternehmen verstaatlicht und unter dem Namen „Weiße Flotte“ zusammengefaßt (ab 1. Juni 1960 Zugehörigkeit zu VEB Kraftverkehr Abt. Fahrgastschifffahrt). Einige Ausflugsdampfer wurden 1991 wieder durch Riedel’s Reiseverkehr aufgekauft bzw. reprivatisiert und fahren von Halle und Bernburg auf der Saale vor einer reizvollen Kulisse. Zwar ist von den früher über 60 Burgen (vor dem 11. Jh. aus Holz, danach aus Stein erbaut; die Saale war einer der burgenreichsten Flüsse Europas) nicht mehr viel zu sehen. Nur Burgwälle und einzelne Ruinen sind noch Zeugnisse der vergangenen Zeiten. Auch wurden im 16./ 17. Jh. viele Burgen zu Schlössern umgebaut. Aufgehoben ist die Erinnerung daran in dem Lied „An der Saale hellem Strande stehen Burgen stolz und kühn ....“ (Text Franz Kugeler, 1826 anläßlich seines Besuches der Rudelsburg verfasst , Melodie Friedrich E. Fesca). Besondere Ereignisse Am 18. März des Jahres 1575 setzte ein Naturereignis die Menschen an der unteren Saale in Schrecken. Berichtet wurde, dass der Fluss bei Alsleben plötzlich versiegt sei. Er sei unterhalb von Rothenburg mit Donnergetöse in einen tiefen Abgrund gestürzt, und sein Wasser ströme nun zum „Mittelpunkt der Erde“. Tatsache war, dass man von Rothenburg bis Plötzkau das Flussbett begehen konnte, wo jedoch unterhalb dieses Ortes das Wasser bereits am anderen Tag wieder aus der Erde brach und den Flusslauf erneut in seiner ganzen Breite füllte. Geologen vermuten aus heutiger Sicht eine unter der Saale gelegene, im Laufe von Jahrtausenden ausgelaugte Gips-Dolomit-Schicht (eine Art Höhle, die in Rothenburg einbrach). Das Wasser der Saale strömte dann unterirdisch bis zum Ende der Auslaugung bei Plötzkau und trat dort wieder an das Tageslicht. Nachdem der unterirdische Flußlauf mit ungeheuren Mengen Kies und Bruchmaterial zugespült worden war, kam auch in Rothenburg das Wasser wieder zum Vorschein. Am 30. Mai 1933 ereignete sich bei Latdorf (nahe Bernburg) ein ca. 300 m breiter Bergrutsch, durch den innerhalb kurzer Zeit die Saale an dieser Stelle zugeschüttet wurde. Durch die in Bewegung geratenen 500.000 Kalkmassen wurde ein Wohnkahn 40 m weit aufs Land geschleudert. Durch die Bemühungen von 1000 Arbeitslosen aus Bernburg konnte eine drohende Überschwemmung der Saale verhindert werden. Am 27. November 1995 wurde in Pfützthal bei Salzmünde ein Reaktorriese, der für die Raffinerie „Leuna 2000“ bestimmt war, von einem Spezialschiff auf der Saale aufs Festland bugsiert. Der Reaktor wog 522 t und war damit der größte Schwerlasttransport, der bis dahin in Deutschland durchgeführt worden war. Für die Entladung wurde am Saaleufer eine spezielle Verladerampe erbaut. Der Reaktor war in Italien hergestellt und über das Mittelmeer, den Atlantik, die Nordsee, Hamburg, Elbe aufwärts und letztlich über die Saale bis nach Pfützthal gebracht worden. ( Korrektur zu ‚Die Saale Teil I’, S. 4 : Die Kettenschifffahrt auf der Saale erfolgte zwischen 1885 und 1921 bis Halle (Gesamtlänge 105 km))