7
2
3
08/2009
Die Saale - Teil I
Die nachfolgenden Ausführungen beruhen auf :
auf Kühnlenz,F., Burgenfahrt im Saaletal, Rudolstadt 1974;
Schifferverein Alsleben, Die Saale, das blaue Band, das sich durch Sachsen-Anhalt zieht, Alsleben 2005;
Pfarre, K., Der Mittellandkanal-Südflügel, in VDI-Zeitschrift, Bd. 32, Nr. 42 vom 15.10.1938
Zur Topographie der Saale
Die
Saale
entspringt
im
Fichtelgebirge
nahe
dem
Ort
Zell
am
Großen
Waldstein
auf
einer
Höhe
von
728
m
über
NN.
Im
Quellgebiet
der
Saale
entspringen
drei
weitere
bekannte
Flüsse:
der
Main
in
Richtung
Westen
zum
Rhein,
zwei
Quellflüsse
der
Naab
nach
Süden
zur
Donau,
die
Eger
nach
Osten
zur
Elbe.
Die
Saale
besitzt
ein
Einzugsgebiet
von
ca.
23
770
km²
(zum
Verleich:
die
neuen
Bundesländer
haben
eine
Fläche
von
ca.
100
000
km²)
und
mündet
nach
einer
Länge
von
413
km
bei
Barby
auf
49,5
m
über
NN
am
Elbkilometer
291
in
die
Elbe.
Schwarza,
Ilm,
Unstrut,
Wipper
und
Bode
gehören
linksseitig,
Orla
und
Weiße
Elster
rechtsseitig
zu
den
wichtigsten
Nebenflüssen
der
Saale.
Die
Saale
durchfließt
den
Frankenwald,
das
östliche
Thüringen,
Sachsen-
Anhalt
mit
seinem
Weinanbaugebiet
bei
Naumburg
und
Städte
wie
Hof,
Saalfeld,
Rudolstadt,
Kahla,
Jena,
Naumburg,
Weißenfels,
Merseburg,
Halle,
Bernburg
und
Calbe.
Zwischen
Friedeburg
und
Nelben
durchschneidet
sie
in
einem
engen,
steilwandigen
Durchbruchstal
die
Hügel
des
östlichen
Harzvorlandes,
den
Hettstedt
–
Rothenburger
Sattel
mit
seinen
beeindruckenden
rot
leuchtenden
Gesteinen.
Weiter
nördlich
fließt
die
Saale
von
der
Alslebener
Enge
(
ca.
700-800
m
breit
)
bei
Mukrena
in
die
Kustrenaer
Wanne
(ca.
5
km
breit).
Bemerkenswert
ist,
daß
der
Lauf
der
Saale
in
diesem
Bereich
erst
zwischen
1164
und
1247
entstanden
ist.
Vorher
verlief
sie
weiter
östlich
bei
Beesenlaublingen
und
wurde
Kuhfurtsaale
genannt.
Vor
allem
am
Unterlauf
der
Saale
gibt
es
rechts
und
links
des
heutigen
Strombettes
viele
Altwasser,
die
im
Laufe
der
Jahrhunderte
z.T.
vollständig
verlandet
sind.
In
den
Flussauen
bis
zur
Mündung
in
die
Elbe
entstanden
Auenwälder
als
ursprüngliche
Vegetation,
in
denen
eine
reichhaltige
Flora
und
Fauna
anzutreffen
ist.
Heute
brüten hier ca. 50 Vogelarten.
Geschichtliches
Das
Saaletal
ist
uraltes
historisches
Gebiet.
In
ihm
vollzog
sich
ein
wesentlicher
Teil
der
deutschen
Geschichte.
In
ihrer
geschichtlichen
Bedeutung
übertrifft
die
Saale
bei
weitem
die
Elbe.
Den
Römern
war
die
Saale
unter
dem
Namen
„Salas“
bekannt.
Im
Jahre
791
wurde
die
Saale
erstmalig
urkundlich
unter
dem
Namen
„Salam“
erwähnt
(weitere
Namen
im
Verlauf
der
Jahrhunderte
sind
Salaha,
Saldwa,
Salawa,
Sala,
Sale).
Alle
Bezeichnungen
enthalten
den
Wortstamm
„Sal“,
Salz
.
Danach
bedeutet
Saale
„Salzwasser“
oder
„Salzfluß“,
an
dem zahlreiche Salzquellen (Sulza, Kösen, Dürrenberg, Halle) zu finden sind.
Etwa ab dem 4. Jahrhundert v.u.Z. wurden die bis dahin hier ansässigen Völker von den aus dem Norden
vordringenden germanischen Stämmen verdrängt. In unserer Gegend waren dies die Sueben und Hermunduren.
Sie bildeten später mit den Angeln und Warnen den Stammesverband der Thoringi. Aus ihm entwickelte sich
das Thüringer Königreich, welches 531 von den Franken und Sachsen in der Schlacht bei Burgscheidungen
zerschlagen wurde. Mit dem Niedergang des Thüringenreiches wurde das Gebiet östlich der Saale im Rahmen
der Völkerwanderungen durch slawische Stämme (Sorben) besiedelt. Ab diesem Zeitpunkt bildete die Saale die
Grenze zwischen den Thüringern, Franken und Sachsen im Westen und den Sorben im Osten . Zwar gelang es
den Sorben zeitweise, auch in das Gebiet westlich der Saale vorzudringen und vereinzelte Siedlungen
anzulegen. Sie wurden jedoch vom Frankenkönig Dagobert in mehreren Feldzügen wieder über die Saale
zurück gedrängt.
806
ließ
Kaiser
Karl
der
Große
(747-814)
zur
Sicherung
der
Ostgrenze
des
Frankenreiches
zwei
vorgeschobene
Kastelle
(Magdeburg
und
Giebichenstein)
erbauen.
Heinrich
I.
(875
-
936,
919
zum
deutschen
König
gewählt;
das
Deutsche
Reich
war
um
900
aus
dem
Ostfrankenreich
hervor-
gegangen)
verfolgte
mit
Feldzügen
gegen
die
Sorben
ab
928
die
Ausdehnung
seines
Reiches
nach
Osten
bis
zur
Elbe.
Damit
verlor
die
Saale
ihre
Bedeutung
als
Grenzfluß
zwischen
dem
Deutschen
Reich
und
dem
Siedlungsgebiet
der
Sorben.
Zur
Sicherung
der
eroberten
Ostgebiete
(Ostmark)
ließen
Heinrich
I.
und
später
Otto
I.
(der
Große,
912
-
973)
bestehende
Burgen ausbauen und neue Burgen anlegen.
In
den
folgenden
Jahrhunderten
gewann
das
Saaletal
Bedeutung
als
Heer-
und
Handelsroute
innerhalb
des
deutschen
Reichsgebiets.
Es
war
auch
Schauplatz
blutiger
Auseinandersetzungen
(z.B.
im
Sächsischen
Bruderkrieg
1445-1451
um
die
wettinischen
Besitzungen
).
Der
Dreißigjährige
Krieg
(1618-1648)
suchte
fast
alle
Städte
und
Dörfer
an
den
Ufern
der
Saale
heim.
1806
war
das
Flußtal
bei
Jena
und
Saalfeld
Schauplatz
der
Kämpfe
Napoleons
gegen
die
preußischen
Truppen,
in
deren
Folge
unser
Gebiet
durch
französische
Truppen
besetzt wurde.
1813
erhielt
Napoleon
auch
an
der
Saale
von
verbündeten
Preußen,
Sachsen
und
Russen
die
Quittung
für
die
Jahre
der
Fremdherrschaft.
Selbst
in
Rothenburg
kam
es
zu
entscheidenden
Kriegshandlungen.
Am
8.
April
1813
zerstörten
mit
Napoleon
verbündete
Bayern
auf
ihrer
Flucht
die
Brücke
über
die
Saale
nach
Brucke.
Um
ein
Übersetzen
der
sie
verfolgenden
preußisch-russischen
Truppen
zu
gewährleisten,
wurde
in
einer
spektakulären
Aktion
unter
Leitung
des
Hütteninspektors
Zimmermann
aus
Rothenburg
innerhalb
von
dreißig
Stunden eine neue Brücke erbaut, so daß 30 000 Mann samt Artillerie über die Saale gelangen konnten.
Die
Legende
erzählt,
daß
Napoleon
nach
seiner
Niederlage
im
russischen
Winterfeldzug
1812
unerkannt
als
Bauer
verkleidet,
in
einem
Pferdeschlitten
seinem
Heer
vorauseilend,
über
die
Saale
bei
Rothenburg
flüchtete.
In
der
Hellbachschen
Schmiede
am
Ausgang
des
Nußgrundes
(in
der
Nähe
der
ehemaligen
Ziegelei,
jetzt
Wohnung
Fam.
Bosold)
ließ
er
seine
Pferde
beschlagen.
Die
Wartezeit
nutzte
er,
um
sich
am
Schmiedefeuer
zu
wärmen,
wobei
der
Sohn
des
Schmiedes
in
dem
Bauersmann
Kaiser
Napoleon
erkannt
haben
soll.
Daher
stammt
auch
der
Name
„Napoleonschmiede“.
Auch
berichtet
die
Legende,
daß
die
Franzosen
nach
der
Völkerschlacht
bei
Leipzig
1813
beim
Rückzug
über
die
Saale
in
Rothenburg
eine
Kriegskasette
mit
einigen
tausend Louisdors verloren hätten. Sie soll noch heute auf dem Grund der Saale liegen.
Auch
im
II.
Weltkrieg
spielte
die
Saale
in
unserer
näheren
Umgebung
eine
nicht
zu
unterschätzende
Rolle.
Beim
Anrücken
der
Amerikaner
auf
Halle
traf
die
104.
US-Infantriedivision
(auch
Timberwölfe
genannt)
auf
eine
starke
Verteidigung
des
westlichen
Saalegebietes
und
auf
zerstörte
Brücken,
die
die
Einnahme
der
Stadt
stark
erschwerten.
Deshalb
entschieden
sie
sich,
Halle
von
Norden
her
anzugehen.
Zum
Übersetzen
über
die
Saale
wurden
in
Brachwitz
und
Rothenburg
Pontonbrücken
errichtet,
über
welche
die
amerikanischen
Truppen
am 13./14. April 1945 in Rothenburg einmarschierten und am 15. April in Richtung Halle vorstießen.