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08/2009
Die Saale - Teil I
Die nachfolgenden Ausführungen beruhen auf :
auf Kühnlenz,F., Burgenfahrt im Saaletal, Rudolstadt 1974;
Schifferverein Alsleben, Die Saale, das blaue Band, das sich durch Sachsen-Anhalt zieht, Alsleben 2005;
Pfarre, K., Der Mittellandkanal-Südflügel, in VDI-Zeitschrift, Bd. 32, Nr. 42 vom 15.10.1938
Fo r t s e t z u n g
Die Saale als Verkehrsweg
Schon
vor
mehr
als
1000
Jahren
versuchte
man,
die
Saale
als
Transportweg
zu
nutzen.
Die
zahlreichen
Saalearme,
welche
die
Auen
mit
großer
Strömung
durchflossen
und
viele
Inseln
bildeten,
sogenannte
Werder,
ließen einen Frachtverkehr mit Lastkähnen, wie wir ihn heute kennen, nur bedingt zu.
Ein
erster
urkundlich
belegter
Transport
auf
der
Saale
erfolgte
im
Jahre
981.
Am
12.
Mai
des
Jahres
starb
bei
Merseburg
der
Magdeburger
Erzbischof
Adelbert.
Sein
Leichnam
wurde
per
Floß
vom
Giebichenstein
nach
Magdeburg überführt.
Im
Jahre
1012
wurde
ein
weiterer
Transport
auf
der
Saale
erwähnt.
König
Heinrich
II.
(973-1024)
hielt
zu
Pfingsten
in
Merseburg
ein
Hoflager
ab,
an
dem
der
3.
Erzbischof
zu
Magdeburg
Daganus
(auch
Tagino)
teilnahm.
Seine
Rückreise
nach
Magdeburg
erfolgte
per
Schiff.
Da
er
sehr
krank
war,
wurde
auf
der
Sputinesburg
(wendische
Anlage,
ab
ca.
11.
Jh.
Rothenburg)
eine
Zwischenstation
eingelegt.
Hier
starb
er
am
9. Juni. Die älteste Nachricht über die Saaleflößerei stammt aus dem Jahre 1258. In einer Urkunde vom
19.
Juni
ermächtigten
die
Grafen
von
Orlamünde
das
Kloster
Pforte
zu
zollfreier
Holzflößerei
auf
der
Saale.
Die
oft
schmalen
Wasserarme
und
die
zu
niedrigen
Wasserstände
der
Saale
verursachten
der
anfänglichen
Schifffahrt
und
Flößerei
erhebliche
Schwierigkeiten.
Deshalb
gab
es
bereits
im
14.
Jahrhundert
Überlegungen zur Regulierung der Saale.
Dafür
wurden
die
bereits
durch
den
Bau
von
Wassermühlen
an
der
Saale
entstandenen
Wehre
genutzt.
Schon
941
soll
sich
bei
Alsleben
das
älteste
deutsche
Mühlenwehr
befunden
haben.
987
wurde
die
Wassermühle
in
Böllberg
bei
Halle
erwähnt.
1121
wurde
dem
Kloster
Neuwerk
bei
Halle
Mahlrecht
verliehen;
1150
bestand
bereits
in
Calbe
ein
Kanal,
der
zu
einer
Mühle
führte.
Im
gleichen
Jahr
wurde
die
Existenz
einer
Mühle
in
Rothenburg
nachgewiesen.
Es
ist
bemerkenswert,
daß
sich
an
den
Stellen
der
heutigen
Saalewehre
bereits
vor
über
1000
Jahren
Staueinrichtungen
befunden
hatten,
welche
natürlich
für
eine
Schifffahrt
sehr
hinderlich
gewesen
waren
und
durch
Schleusen
umgangen
werden
mußten.
Diese
Schleusen
waren
bis
zur
Erfindung
der
Kammerschleuse
Ende
des
17.
Jh.
reine
Stauschleusen;
d.h.
bei
Ankunft
eines
Schiffes
wurde
ein
Tor
geöffnet
und
das
Schiff
„ritt“
auf
dem
Wasser
stromabwärts.
Stromaufwärts
mußte
der
Kahn
mühsam
gezogen
werden.
Derartige
Schleusen
wurden
an
der
Saale
ab
1366
zuerst
in
Calbe
und
Alsleben
in
Holzbauweise
errichtet.
Später
folgte
der
Bau
von
Schleusen
in
Bernburg,
Wettin
und
Rothenburg.
Diese
Schleusen wurden bis etwa 1550 infolge von Eisgang oder Hochwasserkatastrophen wieder zerstört.
Im
30-jährigen
Krieg
versandeten
die
wiederaufgebauten
Schleusen
mit
dem
Erliegen
der
Schifffahrt
oder
fielen
Söldnerheeren
zum
Opfer.
Ab
1694
errichtete
man
die
ersten
steinernen
Kammerschleusen
mit
Stemmtoren:
1694
in
Halle-Trotha,
1696
in
Bernburg,
1697
in
Alsleben
und
Calbe,
1698
in
Rothenburg.
Mit
dem
Bau
dieser
Schleusen
und
einer
weiteren
in
Weißenfels
im
Jahre
1795
sowie
mit
der
Errichtung
verschiedener
Schleusen
an
der
Unstrut
wurde
bis
1822
eine
durchgehende
Wasserstraße
von
Artern
an
der
Unstrut bis zur Saalemündung geschaffen.
Die
Frachtkähne
auf
der
Saale
hatten
um
1800
eine
Tragfähigkeit
von
bis
zu
150
Tonnen.
Die
Kähne
wurden
seither
bis
zur
Einführung
der
Schleppdampfer
stromaufwärts
getreidelt,
d.h.
mit
Pferden
oder
auch
durch
Menschenkraft
gezogen
(auf
Treidelpfaden
am
Ufer).
1867
bis
1879
gab
es
von
Halle
bis
Alsleben
einen
Treidelpfad
für
Pferde
(auch
Leinpfad
genannt).
Flußabwärts
ließ
man
sich
treiben
oder
es
wurde
gesegelt
(das geschah auch stromaufwärts).
Eine
weitere
Möglichkeit
der
Fortbewegung
war
das
Staken.
Das
bedeutet,
der
Kahn
wurde
in
mühseliger
Arbeit
von
einer
oder
mehreren
Personen
mit
langen
Stangen
vorwärts
bewegt.
Erst
1836
befuhr
der
erste
Seitenraddampfer
die
Saale,
was
aber
wegen
des
großen
Tiefgangs
der
Dampfer
nur
bei
höherem
Wasserstand möglich war. 1854 wurde als erster Hafen an der Saale der Sophienhafen in Halle eingeweiht.
Mit
der
Entwicklung
von
Industrie
und
Handel
Mitte
des
19.
Jahrhunderts
wurden
an
der
Saale
größere
Kähne
und
damit
eine
höhere
Effektivität
der
Wasserstraße
unverzichtbar.
Das
Ergebnis
war
ein
Schiffstyp
von
6
m
Breite
und
51
m
Länge
mit
einer
Tragfähigkeit
von
ca.
450
t,
das
„Saalemaß“.Bevor
dieser
Typ
zum
Einsatz kommen konnte, war jedoch eine Erweiterung der bestehenden Saaleschleusen notwendig.
Deshalb
wurden
zwischen
1863
–
1896
die
Schleusen
in
Wettin,
Trotha,
Halle-Gimritz,
Alsleben,
Calbe
und
Bernburg neu gebaut bzw. erweitert.
1883
erfolgten
entsprechende
Arbeiten
an
der
Rothenburger
Schleuse.
Hier
war
bereits
1834
eine
Fang-
oder
Vorschleuse
erbaut
wurden,
um
bei
niedrigem
Wasserstand
ein
besseres
Ein-
und
Ausschwimmen
der
Kähne
zu ermöglichen. Eine solche Installation war auch für die Schleuse Wettin erforderlich.
Die
neuen
Schleusen
besaßen
das
einheitliche
Maß
von
56,50
m
Länge
und
6,12
m
Breite.
Beim
Schleusen
hatten
also
die
Kähne
nach
Saalemaß
auf
jeder
Seite
6
cm
Spielraum.
Das
Fluten
und
Leeren
der
Schleusenkammer
erfolgte
mittels
Klappen
in
den
Toren.
Die
Schleusen
wurden
manuell
betätigt.
Der
letzte
Schleusenwärter an der alten Rothenburger Schleuse war Otto Römer (auch „Bello“ genannt).
In
den
Jahren
1883
bis
1921
wurde
zwischen
dem
Saalhorn
(an
der
Mündung
der
Saale
in
die
Elbe)
und
Calbe
(
Gesamtlänge:
105
km)
die
Ketten-Schifffahrt
betrieben.
1881
verkehrten
auf
der
Saale
erstmals
Heckraddampfer
als
Schlepper,
die
1878
in
Rosslau
an
der
Elbe
erbaut
worden
waren.
1882
durchgeführte
Versuche,
Schraubendampfer
einzusetzen,
schlugen
wegen
des
zu
großen
Tiefgangs
der
Dampfer
fehl.
Der
1921
eingestellten
Kettenschifffahrt
folgten
dampfbetriebene
Schraubenschlepper.
Ende
der
1930er
Jahre
kamen
die
ersten
dieselbetriebenen
Schlepper
und
Motorgüterschiffe
zum
Einsatz,
ab
1966
fuhren
die
ersten
Schubschiff-Einheiten.
In
Brucke
war
am
24.
August
1795
Carl
Trimpler,
der
Pionier
der
Saaleschifffahrt
,
als
Sohn
des
Fährpächters
Johann
Christoph
Trimpler
geboren
worden.
Durch
ihn
wurde
1823
die
Schiffer-
Societät,
eine
privatrechtliche
Organisation
zur
Förderung
der
Schifffahrt
auf
der
Saale
und
zum
Schutz
gegen die heranwachsenden großen Elbe- Schifffahrtsgesellschaften, gegründet. Er starb am 4. Juli 1860.
Im
Zuge
des
Baus
der
Bahnlinie
Halle-Halberstadt
begannen
am
22.
April
1869
die
Arbeiten
für
die
Eisenbahnbrücke
über
die
Saale
bei
Gnölbzig
(Fertigstellung
am
15.
Oktober
1871).
Sie
bestand
aus
zwei
Teilen:
einer
über
Land
führenden
siebenbogigen
Ziegelsteinbrücke
als
Wasserdurchlass
bei
Überschwemmungen
und
einer
elfbogigen
Stahlbrücke
mit
zwei
im
Wasser
stehenden
Pfeilern.
Diese
Brücke
wurde
im
II.
Weltkrieg
schwer
beschädigt.
Behelfsmäßig
instandgesetzt,
konnte
sie
zunächst
nur
im
Schritttempo
von
Zügen
befahren
werden.
Am
13.
Februar
1959
wurde
dann
eine
völlig
neue
Brücke
dem
Verkehr übergeben.
Ab
Juni
1927
wurde
in
Nelben
im
Rahmen
von
Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen
die
Saalebrücke
mit
einer
Spannweite
von
71
m
über
die
Saale
erbaut
(
Einweihung
am
15.
November
1928,
2005-2007
Neubau
der
Saalebrücke).
Zur
gleichen
Zeit
erfolgte
am
20.
Dezember
1928
die
Freigabe
der
Brücke
in
Alsleben,
welche
am 17. August 2000 nach dreijähriger Sanierung wieder eröffnet wurde.
(Fortsetzung folgt)
Impressum:
500 Jahre Industriegeschichte Rothenburg a.d.Saale e.V., Am Kindergarten 11, 06420 Rothenburg/S.
,Verantw. Ausgabe Nr. 7 – Die Saale, Teil I : P. Stuffrein