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04/2009
Der Schützenverein Rothenburg 1815 e.V.
Die nachfolgenden Ausführungen beruhen auf den Aufzeichnungen von :
Dr. Wilcke, F., Chronik des Hüttenortes Rothenburg, Rothenburg 1832;
Nultsch, H. Chronik des Ortes Rothenburg, Rothenburg 1900;
Tarlatt,E. , Chronik des Schützenvereins Rothenburg, Rothenburg 1992
Fo r t s e t z u n g
Auch nach der Machtergreifung Hitlers 1933 war das Schützenwesen willkommen. Das letzte Rothenburger
Schützenfest und Königsschießen fand im Juli 1939 kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges statt.
Schützenkönige der dreißiger Jahre ( 1930 bis 1939) waren Ernst Tarlatt (sen., zweimalig), Franz Sturm,
Hermann Teucher, Fritz Guckuck (zweimalig), Fritz Schröder, Hermann Andreas, Karl Maiberg und
Hermann Moch. In den Jahren des 2.Weltkrieges (1939-1945) wurden keine Schützenfeste und
Königsschießen abgehalten. Jedoch wurde laufendes Übungsschießen auch im Krieg bis 1945 auf dem
Schießstand des „Gasthofes zum Schützen“ ( später „Gasthof zum Burgberg“ bzw. Tagescafe „Burgberg“ ,
heute abgerissen ) veranstaltet.
Erst beim Einmarsch der Amerikaner am 13.04.1945 endete für den Schützenverein Rothenburg jegliches
Vereinsleben. Waffen und Munitionsbestände mußten abgeliefert werden. Die kurz darauf eintreffenden
sowjetischen Truppen verboten den Verein. Das auf der Sparkasse in Könnern deponierte Geld des
Schützenvereins wurde eingezogen.
Zum Zeitpunkt des Verbots waren 90 Mitglieder eingeschrieben ( letzte Vorstandsmitglieder : Ernst Tarlatt
(sen.), Fritz Schröder, Hermann Moch, August Zwanzig, Hermann Berger, Friedrich Baschleben, Wilhelm
Hedenius, Fritz Guckuck).
In den 40 Jahren der DDR waren die traditionellen Schützenvereine nicht zugelassen. In Rothenburg wurde
dennoch die Tradition gewahrt. Regelmäßig am Sonntagvormittag lud Ernst Tarlatt (jun., 1923-2000)
interessierte Bürger auf sein Grundstück (Friedensstraße 10) ein, wo er in seinem Garten - von den
Behörden stillschweigend geduldet - einen Schießstand von 50 Meter Länge für Luftdruckwaffen
eingerichtet hatte.
Jährlich fanden Besucheraustausche mit Interessenten aus den Harzorten Drübeck und Darlingerode statt.
Auch hatten Ernst Tarlatt (jun.) und sein Vater die Utensilien des Schützenvereines von 1815 (Fahnen von
1866 und 1907, die erwähnte große Königskette von 1836 und die kleine Königskette von 1928, die
Siegelpetschaft von 1841 sowie Urkunden und Schriftstücke des Vereins) unter den Dielen auf dem
Dachboden ihres Hauses vor dem Einmarsch der Besatzungstruppen 1945 versteckt. Bis zum Mauerfall
1989 hatte Ernst Tarlatt darüber tiefstes Stillschweigen bewahrt.
Angesichts solcher Begeisterung ist es nicht verwunderlich, dass er einer der Hauptinitiatorenbei der
Wiederbelebung des Rothenburger Schützenvereins war.
Dieser wurde im November 1991 neu gegründet. Weitere Gründungsmitglieder neben Ernst Tarlatt waren
Helmut Schmandt, Horst Hubert, Peter Mastaliers, Stefan Fischer,Dr. Gerald Schulze, Willi Schreiber,
Ottomar Grune, Gerhard Höhndorf und Harry Hamplewski .
Ernst Tarlatt war der einzige Überlebende vom alten Schützenverein Rothenburg von 1815.
Die von ihm 45 Jahre lang aufbewahrten Utensilien übergab er dem neuen Verein, dessen Ehrenpräsident
er bis zu seinem Tode war. Für seine Haltung wurde er 1993 mit der Goldenen Ehrennadel des Deutschen
Schützenbundes ( 1861 in Gotha gegründet, heute 1,1 Mio Mitglieder) ausgezeichnet.
Der Schützenverein Rothenburg erhielt von der Treuhand den Schießstand in der Feldflur zwischen
Könnern und Rothenburg, der vorher der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) und dem Draht-und
Seilwerk gehörte. Dieser Schießstand wurde entsprechend bundesdeutschen Sicherheitsbestimmungen
ausgebaut ( u.a. verstärkte Blenden, neuer Zaun, Wasserleitung). Geschossen wird mit Gewehren ( 50
Meter ) und Pistolen ( 25 Meter) jeden Donnerstag und Sonnabend.
Der Schützenverein Rothenburg pflegt die Tradition und hat zu den im Umkreis liegenden Vereinen gute
kameradschaftliche Verbindungen u.a. zu Wettin, Könnern, Alsleben, Edlau, Löbejün und Darlingerode.
Alle zwei Jahre finden „Rot(h)enburg-Treffen“ statt ( 7 Städte mit diesem Namen in Deutschland, Schweiz
und Polen).
Höhepunkte des Vereinslebens sind die jährliche Teilnahme an Kreismeisterschaften im
Großkaliberschießen und das Königsschießen. Alljährlich findet das Ernst-Tarlatt-Gedächtnisschießen
anläßlich seines Geburtstages im Juli statt. Zum ersten Gedächtnisschießen 2001 wurde eine
Erinnerungsmedaille geprägt.