F O R T S E T Z U N G Die Frachtkähne auf der Saale hatten um 1800 eine Tragfähigkeit von bis zu 150 Tonnen. Mit der Entwicklung von Industrie und Handel Mitte des 19. Jahrhunderts wurden an der Saale größere Kähne und damit eine höhere Effektivität der Wasserstraße unverzichtbar. Man einigte sich auf einen neuen Schiffstyp mit 450 t Tragfähigkeit, 6 m Breite und 51 m Länge (Saalemaß). Nachdem bereits 1819 verschiedene Raparaturen an der bestehenden Schleuse Rothenburg notwendig waren und 1834 erneut umfangreiche Bauarbeiten erfolgten, war es notwendig, alle aus dem 18. und Anfang 19. Jahrhunderts stammenden Schleusen an der Saale neu zu errichten. Die erfolgte im Zeitraum 1863 bis 1893: Calbe 1891, Bernburg 1893, Alsleben 1886, Rothenburg1883, Wettin 1863, Trotha 1873. Alle diese Schleusen besaßen das einheitliche Maß von 56,5 m Länge und 6,12 m Breite. Das Fluten und Leeren der Schleusenkammer erfolgte mittels Klappen in den Stemmtoren. Die Schleusen wurden manuell bedient. Um bei Niedrigwasser der Saale besser Schleusen zu können, wurde 1883 bei den Arbeiten in Rothenburg auch die sogenannte Fangschleuse erbaut. Damit waren praktisch zwei Schleusenkammern hintereinander entstanden. Bei diesen Umbauarbeiten erhielt die Schleuse Rothenburg jenes Aussehen, das wir aus der Erinnerung oder von alten Postkarten noch kennen. Die Ausfahrt aus der Schleuse stromabwärts erfolgte geradlinig, und der untere Schleusengraben mündete unterhalb der ehemaligen Brücke zum Wilden Busch in Höhe des dortigen Fährhauses in die Saale. Früher machte der untere Schleusenkanal einen Knick und mündete oberhalb der ehemaligen Brücke wieder in die Saale. Da während der gesamten Bauzeit keine Schleusungen erfolgen konnten, wurden sogenannte Überladungsanstalten erbaut. Es mussten praktisch die ankommenden Kähne entladen, ihre Fracht über diese Anstalten am Wehr vorbei transportiert und erneut auf Kähne geladen werden. Infolge des Bergrutsches 1935 beim Ausheben des oberen Schleusengrabens der neuen Schleuse konnte diese erst 1942 in Betrieb genommen werden. Die Schleuse selbst war bereits 1938 weitestgehend fertiggestellt. Die bestehende Schleuse wurde dann offiziell 1942 stillgelegt; es erfolgten jedoch auch weiterhin einzelne Schleusungen. Nachdem 1952mit der Verfüllung des oberen Schleusengrabens begonnen worden war - er diente damals als Müllhalde von Rothenburg - war dies nicht mehr möglich. Die Fangschleuse diente dann Anfang der 50iger Jahre neben der Sandinsel unterhalb des Wehres und dem Saaleufer am Pegelturm (Ausgang des unteren Schleusengrabens) als beliebte Badestelle. Ab Frühjahr 1954 war Baden hier wegen der Verunreinigung der Saale nicht mehr möglich. Im Verlauf der Jahre verschlammte der Schleusengraben zusehends.
Zur Geschichte der Stauwerke auf der unteren Saale Quellen : - Vereinigte Schiffervereine von Alsleben und Umgebung „Undine“ e.V., Die Saale – Das blaue Band, das sich durch Sachsen-Anhalt zieht, Alsleben 2006 - P. Stuffrein, Zeittafel der Geschichte von Rothenburg an der Saale, Rothenburg 2020
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Dezember 2021
14.Jahrgang Nr.4
Schleusenkammer – um 1937 Bauzustand des Beckens im Frühjahr 1958 Das Draht- und Seilwerk Rothenburg fasste den Entschluss, aus der Schleusenkammer ein Schwimmbad für Kinder zu bauen. Die Arbeiten begannen im November 1957. Im ersten Bauabschnitt wurde am nördlichen Ende der Schleusenkammer zunächst eine Betonwand errichtet; spätere Abschnitte folgten.Die Arbeiten schritten soweit voran, dass am 27 Juni 1959 das Kinder-Schwimmbecken eröffnet werden konnte. Das Becken hatte eine abfallende Wassertiefe von ca. 50 bis 90 cm.Bei den Rothenburger Kindern und Jugendlichen und vielen Kindern aus der Umgebung war die neu entstandene Bademöglichkeit sehr beliebt. Anfang September fand das erste Strandfest am Schwimmbad statt.
Das fertige Schwimmbecken Strandfest am Schwimmbad Am 7. Oktober des Jahres 1959 erfolgte der erste Spatenstich zum Bau eines großen Schwimmbeckens, welches 1965 die erste Saison erlebte. Dreißig Jahre bis 1989 bot das Schwimmbad den Rothenburgern Freude und Unterhaltung. Aber auch an dieser Einrichtung hatte der Zahn der Zeit genagt, und es waren dringende Sanierungsarbeiten notwendig, die jedoch im Zuge des Zusammenbruchs der DDR und der sich anbahnenden Einigung Deutschlands nicht mehr realisiert werden konnten. Auf dem gesamten Gelände wurde dann das heutige Wasserkraftwerk von G. Rauch, WKA Obervichtach errichtet. Von der alten Schleuse ist heute kein Stein mehr zu sehen.
Impressum: Rothenburger Geschichte(n), Schriftenreihe Nr. 58, Dezember 2021 14. Jahrgang Nr.4, 500 Jahre Industriegeschichte Rothenburg a.d. Saale e.V., Verantw. Ausgabe Nr. 58 : P. Stuffrein
Reger Betrieb am Becken
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