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08/2021
Historischer Hintergrund
Der
im
südöstlichen
Harzvorland
historisch
nachgewiesene
Kupferschieferbergbau
erfolgte
dort
in
einer
Vielzahl von Revieren:
- zwischen Könnern und der Saale (1446)
- westlich der Saale bei Nauendorf (1538/66)
- bei Golbitz ((1700/1746)
- Jägersberger, Todthügeler, Rotheweller und Tresewitzer Zug östlich der Wipper und
südlich von Sandersleben (1725 bis1811)
- bei Dobis und Wettin (1446)
- zwischen Gerbstedt und Friedeburg (1740 -1816).
Die gewonnenen Erze wurden zunächst in einer bei Kirchedlau errichteten Schmelzhütte verhüttet.
1550 ließ Bischof von Lebus (Domherr Homburg von Halberstadt) in Rothenburg eine Schmelzhütte
errichten. Dadurch erhöhte sich die Bedeutung des Kupferschieferbergbaus in der Region sprunghaft. 1557
waren über 500 Bergleute im Einsatz. Durch eine Fehde zwischen dem damaligen Besitzer, Georg von
Schönburg, und Hans von Mansfeld, an der auch der brandenburgische Markgraf Siegesmund einen nicht zu
unterschätzenden Anteil hatte, wurden die bergbaulichen Anlagen und die Schmelzhütte zerstört (1566). Der
Administrator des Erzstftes Magdeburg, Markgraf Christian Wilhelm, ließ 1619 den Bergbau bei Könnern neu
beginnen. Es wurden auf dem Saalberg neue Gruben eingeschlagen. Noch heute sind auf dem Weg zur
Georgsburg diese alten Halden rechts auf dem Saalberg zu sehen. Da in Rothenburg noch keíne Schmelzhütte
wieder zur Verfügung stand, kaufte der Administrator für 2000 Gulden die alte Bachmühle bei Dornitz und
legt dort eine Schmelzhütte an, wo dann das Kupfererz aus Könnern und auch aus dem Wettiner Revier
geschmolzen wurde. Durch die Wirren des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648) wurde dieser Bergbau
jedoch wieder unterbrochen. Bedingt durch seine katastrophalen Folgen ruhte das Berg- und Hüttenwesen in
der hiesigen Gegend fast 100 Jahre.
Erst
im
Jahr
1691
wurde
der
Bergbau
wieder
aufgenommen,
in
einer
Zeit
des
Silbermangels
und
erheblicher
Währungsunruhen
in
Europa.
Den
Anstoß
hierzu
gab
der
brandenburgische
Hofkammerpräsident
und
Staatsminister
Freiherr
Dodo
von
Knyphausen,
einer
der
fähigsten
Organisatoren
seiner
Zeit,
die
je
an
der
Spitze
der
brandenburgisch-preußischen
Finanzen
gestanden
haben.
Er
wurde
von
Friedrich
III.,
Kurfürst
von
Brandenburg, mit allen Bergwerken im Herzogtum Magdeburg und im Fürstentum Halberstadt beliehen.
Das Schloss zu Rothenburg, ehemals Wohnsitz der Gemahlin des Kurfürsten Joachim Friedrich von
Brandenburg, Katharina, schenkte Friedrich III. der Bergwerksgesellschaft zur Anlage von
Wohnungen
für
die
Bergoffizianten
und
zur
Errichtung
der
neuen
Schmelzhütte,
diesmal
jedoch
auf
der
linken
Seite
des
Mühlgrabens.
Ab
1692
begann
die
Schmelzhütte
wieder
zu
arbeiten.
Die
Wiederaufnahme
des
Bergbaus
in
Rothenburg
am
Ende
des
17.
Jahrhunderts
war
allerdings
in
Mitteldeutschland
keine
singuläre
Erscheinung, auch wenn die Fürsorge des Landesherrn für diese Entwicklung bemerkenswert war.
An verschiedenen Orten im Ostharz kam es ebenfalls ab dieser Zeit zu einer neuen Blüte.
In der Folge wurden in Stolberg und Harzgerode neue Münzstätten errichtet. Prächtige Münzen und Medaillen
feierten den bergbaulichen Erfolg. Diese Prägungen waren Teil eines umfangreichen „Werbefeldzuges“, um
kapitalkräftige Investoren zum Erwerb von Kuxen (Anteilen) an den Bergwerken zu bewegen. Sie spiegelten
mit aussagekräftigen Sinnbildern und Umschriften die damaligen wirtschafts-theoretischen Ideen der
Finanzwissenschaft wider. Die Förderung der einheimischen Produktion sollte in erster Linie die
Staatsfinanzen sichern.
320 Jahre Rothenburger Ausbeutetaler
Quelle: - Dräger, Ulf, Ein Ausbeutetaler aus Rothenburger Silber - erstes numismatisches Zeugnis des preußischen Bergbaus
in : Beiträge zur brandenburgisch/preußischen Numismatik, NH 9,2001
- Mansfeld - Die Geschichte des Berg- u. Hüttenwesens, Lutherstadt Eisleben 1999
Der Rothenburger Ausbeutetaler
links Avers (Vorderseite) rechts Revers (Rückseite)
Im Jahr 1701 wurde der Rothenburger Ausbeutetaler herausgegeben. Das Silber für diese Münzen stammte
aus dem in Rothenburg erschmolzenen Kupfer und dem danach in Neustadt an der Dosse ausgesaigerten
Silber. Die Prägung selbst erfolgte in der Münzstätte Berlin.
„PRIMITIAE*METALLI*FODINARUM* IN*DVCATV*MAGD*1701*“,
(Erste Ausbeute der Erzgruben im Herzogtum Magdeburg 1701)
lautet die Umschrift auf der bergbaulichen Seite (Revers) des Rothenburger Talers. Über drei Göpelwerken
oder Kauen fliegt mit ausgebreiteten Schwingen der gekrönte preußische Adler mit Reichsapfel und Schwert
sowie der Markgrafenkrone auf. Der Wahlspruch des Königs „SVVM CVIQVE“, (Jedem das Seine), bildet
einen Bogen im Abschnitt, darunter platzierte der Berliner Stempelschneider und Münzmeister Christoph
Stricker (tätig in Berlin 1701 – 1713) seine Signatur “C.S.“.
Die Rückseite der Münze stilisiert die topographische bzw. bergbauliche Situation der Zeit in Rothenburg .
Bei den Göpelwerken oder Kauen handelte es sich um die Gebäude, die über den Schachteingängen errichtet
wurden, um die Haspelzieher vor Regen und anderen Wettereinflüssen zu schützen. Die Göpelwerke waren
von Ausbeutefahnen bekrönt, die anzeigten, dass die Grube in Ausbeute stand, also Gewinn erzielte. Die
Göpelwerke wurden notwendig, weil die Teufen (Tiefe der Schächte) immer tiefer lagen, um 1700 bereits
bei 50 bis 100 Metern. Eine zweite Variante dieser Prägung zeigt auf der bergbaulichen Seite anstelle der
drei auch vier Göpelwerke.
Aufwendig gestaltete Stricker auch die Vorderseite (Avers) der Prägung mit einem großartigen barocken
Porträt König Friedrichs I. im Harnisch und mit Allongeperücke, geschmückt durch einen Lorbeerkranz. Die
Umschrift auf dem Münzrand lautet:
FRIDERICUS*D(ei)*G(ratia)*EX BORUSS(iae)*EL(ector)*BR(andenburgius)*,
Was übersetzt lautet: „Friedrich, von Gottes Gnaden König in Preußen, Kurfürst zu Brandenburg“.