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08/2021
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320 Jahre Rothenburger Ausbeutetaler Quelle: - Dräger, Ulf, Ein Ausbeutetaler aus Rothenburger Silber - erstes numismatisches Zeugnis des preußischen Bergbaus in : Beiträge zur brandenburgisch/preußischen Numismatik, NH 9,2001 - Mansfeld - Die Geschichte des Berg- u. Hüttenwesens, Lutherstadt Eisleben 1999
F O R T S E T Z U N G Eine technische Besonderheit stellte die erhabene Randschrift auf dem Taler dar; sie war nur auf wenigen Geprägen dieser Zeit zu finden. Der Münzrand enthielt die Inschrift: PRINCIPIVM*SECLI*ET*REGNI* SORS*PRIMA*CORONAT*. Übersetzt bedeutet das: „So wird das neue Reich und auch die neue Zeit durch ein ganz neues Glück besonders eingeweiht.“ Mit dieser Inschrift wurde einem herausragenden politischen Ereignis am Beginn des neuen Jahrhunderts gedacht, der Krönung des Landesherrn Friedrich III. zum ersten König in Preußen am 18. Januar 1701 in Königsberg als Friedrich I. Darüber hinaus erinnert diese Münze an den Jahrhundertwechsel, und sie war die erste preußische Ausbeutemünze, die aus dem Metall eines bestimmten Bergwerkes oder einer bestimmten Schmelzhütte stammte. Die Seltenheit dieser Münze ist auch durch den Umstand unterstrichen, dass sie dem in der Region bekannten Chronisten Johann Christoph von Dreyhaupt, der im Jahr 1749 eine erste Geschichte des Rothenburger Bergbaus veröffentlicht hatte, unbekannt war. Er selbst besaß eine Sammlung von über 1800 Münzen. Wieviel Rothenburger Ausbeutetaler insgesamt geprägt wurden, ist nicht bekannt. Dies hängt damit zusammen, dass dem Berliner Münzmeister und Silberhändler Johann Liebmann am 19. Dezember 1673 erlaubt worden war, Taler zu prägen. Damit gab der Staat diese Emissionen in private Hände, und von diesem Zeitpunkt an waren in Preußen bis 1721 Taler nur auf dem Wege der Privatspekulation der Münzmeister geschlagen worden. Das könnte auch der Grund dafür sein, dass über die Ausprägung der Rothenburger Ausbeutetaler keine Quellen in den preußischen Archiven zu finden sind. Die Seltenheit dieser Münze dokumentiert ein Beispiel aus der DDR. In der Münzauktion Nr. 24 am 1. Oktober 1977 in Berlin wurde eine solche Münze mit einem Schätzwert von 8.000 DDR-Mark angeboten. Dies war das einzige Mal, dass eine solche Münze in der gesamten 40-jährigen Zeit des Bestehens der DDR auf den jährlichen Auktionen in Berlin und Leipzig angeboten wurde. Jedenfalls ist der Rothenburger Ausbeutetaler ein interessantes Denkmal des ersten wesentlichen eigenen Bergbaus in Preußen. Erst mit der Eroberung Schlesiens durch Friedrich den Großen in den drei Schlesischen Kriegen in seiner Regierungszeit 1740 bis 1786 verfügte Preußen neben den mitteldeutschen Revieren in Halberstadt, Magdeburg und Mansfeld über weitere wichtige eigene Lagerstätten, mit denen der Bedarf an Eisen, Kupfer, Silber und Steinkohle befriedigt werden konnte. Es war Hans Freydank der dem Rothenburger Ausbeutetaler ein sehr persönliches Denkmal setzte. Hans Freydank, geboren am 26. Dezember 1893 in Starkow bei Rummelsburg, war ein deutscher Montanhistoriker, Numismatiker und Genealoge, der ab 1945 bis zu seiner Pensionierung 1968 an der Universitäts- und Landesbibliothek in Halle an der Saale tätig war. Er starb am 22. September 1971 in Halle. Er drückte sehr poetisch, aber dennoch treffend aus, dass der Rothenburger Ausbeutetaler seinen „persönlichen Charakter“ dadurch erhält, weil man in Gedanken „den fleißigen Bergmann in seinem Schacht, den Arbeiter der Schmelzhütte vor dem feurigen Ofen sieht und dadurch die Stücke aus heimischem Metall mit ganz anderen , liebevolleren Augen, als jene, deren Herkunft unbekannt ist, betrachtet“. Kein anderer Industriezweig, kein anderer Berufsstand ist in Bildern und Inschriften auf Münzen so häufig thematisiert worden wie der Bergbau. Dank des Engagements der Stiftung der Stadt- und Saalkreissparkasse Halle, die 1998 zur Förderung u. a. von Kunst und Kultur gegründet wurde, gelang dem hallischen Landesmünzkabinett Sachsen-Anhalt der Erwerb eines Rothenburger Ausbeutetalers, der vor 320 Jahren aus dem in Rothenburg gewonnenen Silber in Berlin geprägt worden war. Ein solcher Taler befindet sich derzeitig im Landesmünz-kabinett der Staatlichen Galerie Moritzburg Halle. Impressum: Rothenburger Geschichte(n), Schriftenreihe Nr. 57, August 2021, 14. Jahrgang Nr. 3, 500 Jahre Industriegeschichte Rothenburg a.d. Saale e.V., Am Kindergarten 10, 06193 Stadt Wettin-Löbejün, OT Rothenburg, Verantw. Ausgabe Nr. 57: P. Stuffrein.