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05/2021
Tour 1: Rothenburg - Georgsburg - Nelben- Brucke – Rothenburg (S.15-19)
Ausgangspunkt ist die Anlegestelle der Fähre Rothenburg. Die Wanderung führt zunächst in den Ort
Rothenburg hinein, vorbei am Draht- und Seilwerk, an alten Wohnhäusern bis kurz vor die alte Schule und
Kirche.
Beide Gebäude und ihre Umgrenzungen wurden aus behauenen Natursteinen errichtet, die aus den Felsen im
Saaletal gewonnen wurden. Die Kirche St. Marien ist ein Neubau aus dem Jahr1843, nachdem der
Vorgängerbau aus dem 17./18. Jahr-hundert eingestürzt war.
Vor der Kirche verlässt man die Hauptstraße und folgt der Straße Burgberg in Richtung Turnhalle bis zum
Ortsausgang... Links des Weges verläuft ein Graben, dabei handelt es sich um den ehemaligen Mühlgraben.
Dieser wurde bei Erweiterungen des Draht- und Seilwerkes zum größten Teil zugeschüttet. Zwischen dem
Mühlgraben und der Saale befindet sich die Schlackenhalde des früheren Hüttenbetriebes.
Von hier aus führt der Weg flussabwärts geradeaus und wird linksseitig von den Gleisen einer Werkbahn
begleitet, die Rothenburg an die Bahnstrecke bei Könnern anschließt.
Die Kleinbahn-AG Könnern – Rothenburg betrieb die 1916 eröffnete 5,5 km lange, normalspurige
Eisenbahnstrecke, die von Könnern entlang der Hauptstrecke Aschersleben – Halle(Saale) nach Rothenburg
(Saale) führte, bis zum Ende des II. Weltkrieges. Auf der ab 1949 zur Deutschen Reichsbahn gehörenden
Strecke wurde der Personenverkehr 1963 eingestellt. Die Bahnstrecke wurde in ein Anschlussgleis für das
Drahtseilwerk umgewandelt.
Rechts des Weges erheben sich die Steilhänge des Burgberges; auf dessen höchstem Punkt befindet sich die
Schifffahrtssäule. Auffallend sind die senkrecht abfallenden Felswände rechts des Weges, wie an vielen Stellen
im Saaletal ein Zeugnis für die Nutzung der felsigen Hänge am Fluss als Steinbrüche. Weiter dem Weg folgend
öffnet sich der steile Hang zu einem breiten Seitental, dem Teufelsgrund.
Ein Abstecher in den Teufelsgrund ist ausdrücklich zu empfehlen. Er gehört zum Naturschutzgebiet
„Teufelsgrund und Saalehänge“ und liegt im Landschaftsschutzgebiet „Saale“. Es handelt sich um ein kleines
steilwandiges Seitentälchen.
An der Nordseite finden sich die roten Sandsteine, Quarzit-Konglomerate und Kalkknauern der unteren
Mansfeldschichten (Rothenburg-Formation). (Bis Anfang der 50-iger Jahre wurde im Teufelsgrund ein kleines
Ausflugslokal betrieben).
Hiervon zurückgekehrt, folgt man dem Weg am Fuße des Hanges weiter in nördliche Richtung. Innerhalb von
kurzen Abständen begegnet man dem Parnenaer Grund, dem Pfaffengrund (auch Pastorstiefel genannt) und
schließlich dem Nelbener Grund, welche landschaftlich ebenfalls sehr schön sind.. Besonders auffällig in allen
Tälern ist der Kontrast zwischen den von Gehölzen bestandenen, nach Norden gerichteten Hängen und den
Wärme liebenden Streuobstwiesen, Trockenrasen und -gebüschen auf den südwärts orientierten Hanglagen.
Alle vier Seitentäler sind durch abfließende Schmelzwässer in der vorletzten pleistozänen Kaltzeit entstanden
und heute mit Ausnahme kleinerer Quellen Trockentäler. In der Ebene am Parnenaer Grund soll nach alten
Überlieferungen einmal der Ort Barnena gelegen haben, welcher in alter Literatur durch seinen Weinanbau bis
ins 12. Jahrhundert nachweisbar ist. Durch den Nelbener Grund führte bereits vor Jahrhunderten ein Weg von
Könnern hinunter zur Saale. Das Dorf Nelben befindet sich gegenüber dieser Straße am westlichen Saaleufer.
Denkbar ist, dass an dieser Stelle früher eine Fähre die Saale überquerte.
Der Weg führt am Ausgang des Nelbener Grundes über die Gleise der Werkbahn Könnern – Rothenburg bis zur
Saale. Hohe Bäume bieten dem Wanderer Schatten hin bis zur Georgsburg. Die Georgsburg, Mitte des 19.
Jahrhunderts als Sommersitz und Sitz einer Freimaurerloge durch den Bauunternehmer Freimuth aus Könnern
im Stil eines kleinen Schlosses erbaut und seit 1862 eine beliebte Ausflugsgaststätte, bietet dem Wanderer
Erfrischung und Stärkung. Das daneben gelegene ehemalige Fährhaus zeugt von einer hier bis zum Bau der
Saalebrücke betriebene Fährverbindung zwischen Könnern und Nelben.
Östlich der Georgsburg erstreckt sich das Gelände eines Betonwerkes, das Nachfolger einer hier vormals
angesiedelten Ziegel- und Tonindustrie war. Diese bezogen ihre Rohstoffe aus den nahe gelegenen Ton-, Gips-
und Kalkgruben, in denen Gesteine des Buntsandsteins und des Zechsteins abgebaut wurden. Heute sind diese
Gruben wichtige Refugien für die Tier- und Pflanzenwelt und befinden sich im Naturschutzgebiet „Nelbener
Grund und Georgsburg“.
Der Rückweg nach Rothenburg führt über die 1928 eröffnete und 2007 erneuerte, landschaftsprägende
Saalebrücke nach Nelben und durchquert den Ort in südliche Richtung.
Im kleinen ehemaligen Schifferdorf Nelben sind das Ensemble aus dem barocken Pfarrhof und der Kirche St.
Nikolai mit acht barocken Grabsteinen im Kirchhof, beide erbaut in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts,
sehenswert.
An der Straße in Richtung Friedeburg folgt man der links abzweigenden Straße in Richtung der Schleuse
(Hinweisschild). Nach kurzer Zeit erheben sich die Hänge des Saaletals, jedoch sanfter als am gegen-
überliegenden Ufer und vollständig mit Bäumen bewachsen. Wir sind am nördlichen Ausgang des
Durchbruchstals und die Aue nimmt wieder an Breite zu. Nach einer Wegbiegung erkennt man hinter
Wohnhäusern gelegen eine ins Auge fallende Stahlkonstruktion, die Schleuse von Rothenburg.
Staubauwerke (Wehre) dienen insbesondere der Anhebung des Mittel- und Niedrigwasserspiegels des Flusses
zur Verbesserung der Schiffbarkeit. Um die dabei entstehende Höhenunterschiede der Wasserspiegel zu
überwinden, werden Schleusen eingerichtet. Die heutige Großschleuse entstand im Zuge der zweiten
Saaleregulierung 1932 – 1942 und wurde nach 1990 modernisiert. Die Ersterwähnung hölzerner Schleusen an
der Saale findet man bereits 1366. Jedoch erst im 15. und 16. Jahrhundert wird vom Bau dauerhafter Schleusen
berichtet. Die alte Schleuse von Rothenburg befand sich rechts neben dem Wehr und ist heute nicht mehr
vorhanden (An ihrer Stelle steht heute ein Wasserkraftwerk).
Ein kurzer Abstecher zur Schleusenbrücke lohnt sich, denn mit etwas Glück kann man das Heben und Senken
von Schiffen und Booten beobachten. Weiter dem Hauptweg folgend, bietet sich, wo sich der Schleusenkanal
von der durch ein Wehr gestauten Saale teilt, am Hang ein imposantes Bild. Drei, in die Höhe strebende
Terrassen im Karbonsandstein bilden eine amphitheaterartige Kulisse. Sie entstanden, genauso wie der sich
nach Norden anschließende bewaldete Hang, während des Schleusenbaus um 1930. Beim Bau wurde der linke
Saalehang derart unterschnitten, dass 1935 über 200.000 Kubikmeter Fels- und Erdreich ins Rutschen gerieten
und die Baustelle teilweise verschütteten. In mühsamer Arbeit wurde der Hang abgetragen, durch die Anlage
von Terrassen neu befestigt und teilweise aufgeforstet. Ingesamt mussten hierbei Fels- und Erdmassen von
750.000 Kubikmetern bewegt werden. Obwohl die Spuren dieser gewaltigen Baustelle immer noch zu erkennen
sind, hat die Natur nach über 70 Jahren allmählich auch hier wieder Fuß gefasst.
Wanderrouten um Rothenburg
Quelle: Wanderrouten im Naturpark „Unteres Saaletal“ , Hsg: Verband Naturpark „Unteres Saaletal“ e. V., Heft 1,
überarbeitete Auflage, Bernburg 2009
Von den fünf im o.g. Heft 1beschriebenen Wanderrouten um Rothenburg wurden zwei (Route 1 und 3) in die aktuelle
Ausgabe der „Rothenburger Geschichte(n)“ übernommen.