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05/2021
F O R T S E T Z U N G
Die durch den Schleusenbau neu entstandene Insel zwischen dem Schleusenkanal und der Saale kann als
Abstecher über das untere Schleusentor erreicht werden. Hier finden sich in der Abgeschiedenheit auf der
Südspitze die Reste des einstmals den linken Saalehang bedeckenden sagenumwobenen Wilden Busches als
kleiner Auenwald. Auch der so genannte „Femestein“ hat hier versteckt seinen Platz gefunden. Allerdings ist
ihm kein historischer, sondern eher ein romantisch-fantasievoller Hintergrund aus dem 19. Jahrhundert
zuzuweisen, als die Gegend ein beliebtes Ziel der Rothenburger war.
Zwischen dem weiteren Weg und dem Flusslauf erstreckt sich eine große Wiese, die im Volksmund die
Tanzwiese genannt wird. Diesen Namen verdankt sie der früheren Jugend aus den angrenzenden Orten
Rothenburg, Brucke und Nelben, die hier ihren Treffpunkt zum Tanzen hatten. Kurz darauf erreicht der Weg die
Ortschaft Brucke.
Der Ortsname (1256 Bruchesdorp) deutet auf brüchiges Land in der hier schmalen Saaleaue hin. Seit dem
Abbruch der weiter flussabwärts gelegenen Rothenburger Saalebrücke im Jahr 1813 verbindet hier eine Fähre
beide Ufer des Flusses. In Brucke wie auch weiter nördlich am Wilden Busch gingen einst wichtige
Straßenzüge zu Tale, auf denen Holzkohle und Erz aus dem Mansfeldischen nach Rothenburg geschafft wurden
(Hettstedt-Rothenburger Kohlestraße).
Die Fähre bringt den Wanderer ans andere Ufer zum Ausgangspunkt der Wanderung zurück.
Tour 2: Rothenburg – Dobis – Wettin (S.25-28)
Die Wanderung beginnt an der Anlegestelle der Fähre in Rothenburg und verläuft zwischen Steilhängen und
Saale flussaufwärts. Entlang des gesamten Weges begleiten steile Hänge mit leuchtend rotbraunen Gesteinen
den Wanderer. Hier im Durchbruchstal hat sich die Saale tief in die Halle-Hettstedter Gebirgsbrücke
eingeschnitten. Diese Gebirgsbrücke, heute eine nur wenige Kilometer breite Hochfläche zwischen Hettstedt
und dem Halleschen Porphyrgebiet, ist Teil der Harzscholle; zusammen mit dieser ist sie in der Kreidezeit
herausgehoben worden. Die rotbraunen Gesteine an den Talflanken stammen aus der Steinkohlezeit, dem Ober-
karbon, und sind die ältesten Gesteine im Naturparkgebiet (ca. 375 Mill. Jahre).
Deutlich erkennt man die Schichtung der später gehobenen und verstellten Gesteinsfolge, die durch die
Abtragung eines alten Gebirges vor etwa 320 Millionen Jahren entstandenen sind. Widerstandsfähige
Konglomerate mit großen Quarzit- und Kieselschiefergeröllen bilden markante Bänke, zwischen denen
Sandsteine und Tonsteine abgelagert sind. Ihre rote Farbe verdanken die Gesteine der Eisenumwandlung unter
trocken-heißen Bedingungen.
In der schmalen Ebene und am Fuß des Hanges spendet ein Auwaldrest kühlen Schatten. Bereits nach kurzer
Wanderzeit treten die steilen Felsen etwas zurück. Im ebenen Tal wechselt der Weg vom Auenwald in eine alte
Streuobstwiese mit Apfel- und Pflaumenbäumen..
Streuobstwiesen sind ein typischer Bestandteil der Kulturlandschaft im mitteldeutschen Raum. Traditionell
üblich war die Mehrfachnutzung dieser zumeist an Hängen gelegenen Flächen. Sie dienen sowohl der
Obsterzeugung (Obernutzung) als auch der Grünlandnutzung als Mähwiese oder Viehweide (Unternutzung). Im
unteren Saaletal sind sie zwischen 60 und 100 Jahre alt und aufgrund der ausbleibenden Nutzung in den letzten
Jahrzehnten durch das Ausfallen alter Bäume, die fehlende Pflege und das Eindringen anderer Gehölze zumeist
in einem schlechten Zustand.
In den letzten Jahren wurden in Teilgebieten Maßnahmen zur Sanierung und Wiederherstellung der
Streuobstwiesen eingeleitet...
Der Weg führt den Wanderer auf die Gebäude der ehemaligen Rothenburger Amtsziegelei am Ausgang des
Nussgrundes. Ihre Rohstoffe wurden direkt neben der Saale aus dem durch den Fluss abgelagerten
Auenlehm gewonnen. Die noch vorhandene Grube, von ehrwürdigen Kopfweiden gesäumt, ist heute ein
Feuchtbiotop und steht als Flächennaturdenkmal unter Schutz. An den Hängen östlich des Weges zieht sich
bis zur Hangkante eine alte Süßkirschenanlage hinauf. Dahinter ist der Anlaufturm einer Skisprungschanze
weithin sichtbar....
Die Saalehänge werden wieder steiler. Der Weg führt jetzt unterhalb ausgedehnter Felsfluren, Trockenrasen und
Trockengebüsche entlang, die wie das bisher durchwanderte Gebiet Bestandteil des Naturschutzgebietes
„ Saaledurchbruch bei Rothenburg“ und des gleichnamigen Europäischen Schutzgebietes sind....
Auf der gegenüberliegenden westlichen Saaleseite liegt am Ausgang des Schlenzetales der alte Ort Friedeburg
mit dem gleichnamigen Schloss. Der Weg verläuft weiter geradeaus in der Aue und streift den westlich
gelegenen Altarm der Saale bei Dobis.
Noch bis in die 1930er Jahre verlief der Fluss zwischen Friedeburg und Dobis in einem fast rechtwinkligen
Bogen nahe dem rechten Talrand. Mit der umfassenden Saaleregulierung zwischen 1932 und 1942 wurde ein
Durchstich des Mäanders vorgenommen, so dass der Fluss heute mit einer sanften Krümmung auf Friedeburg
zuläuft (und das während der Kettenschifffahrt auf der Saale gefürchtete „Dobisknie“ verschwand). Heute ist
der Altarm als in Verlandung begriffenes Stillgewässer....
Nach gut einer Stunde Wanderzeit erreicht man den Ort Dobis.
Dobis hat seine typische, auf den slawischen Ursprung (1370 „Dobitz“) zurückgehende Ortsform mit
strahlenförmig vom Dorfplatz ausgehende Straßen bis heute erhalten.... Zwischen den Gehöften Nr. 20 und 21
führt ein schmaler Weg zum Flächennaturdenkmal „Weiße Wand bei Dobis“, einem interessanten geologischen
Aufschluss. In den an der Wand aufgeschlossenen Schichten dokumentiert sich der Wechsel von Klima- und
Ablagerungsbedingungen in der Zeit des Rotliegenden und Zechsteins vor ungefähr 250 Millionen
Impressum: Rothenburger Geschichte(n), Schriftenreihe Nr.56, Mai 2021, 14. Jahrgang Nr.2,
500 Jahre Industriegeschichte Rothenburg a.d. Saale e.V., Am Kindergarten 10, 06193 Stadt Wettin-Löbejün,
Verantw. Ausgabe Nr. 56 : P. Stuffrein
Wanderrouten um Rothenburg
Quelle: Wanderrouten im Naturpark „Unteres Saaletal“ , Hsg: Verband Naturpark „Unteres Saaletal“ e. V., Heft 1,
überarbeitete Auflage, Bernburg 2009
Von den fünf im o.g. Heft 1beschriebenen Wanderrouten um Rothenburg wurden zwei (Route 1 und 3) in die aktuelle
Ausgabe der „Rothenburger Geschichte(n)“ übernommen.