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05/2019
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Inbetriebnahme einer neuen Drahtbund-Beizanlage im VEB Draht- und Seilwerk Rothenburg (DSR) 1987 Quelle: Das Draht- und Seilwerk Rothenburg, in: Festschrift 1050 Jahre Rothenburg an der Saale 2011, Rothenburg 2011, S. 12-14; Autorenkollektiv: Stahldraht – Herstellung und Anwendung, Leipzig 1973; Vertrag Nr. 14-332-28108/4-0110 vom 03.September 1984 zwischen AHB der DDR Industrie-Anlagen-Import, Berlin und Otto Wolff Industrie-Anlagen GmbH , Köln über Drahtbund-Beizanlage ( in Dauerausstellung zur Industrie- und Ortsgeschichte Rothenburg einsehbar)
F O R T S E T Z U N G Nach der Erarbeitung der technischen Konzeption (Anforderungen an neue Beize: Anlagenkapazität, Beizprogramme, Vorbehandlung der Drähte, Anforderungen an Nebenanlagen, Logistik/Standortbedingungen) wurden Angebote bei in Frage kommenden Unternehmen aus der BRD, Österreich und Belgien eingeholt. Danach folgten eine Vielzahl technischer Gespräche in Berlin und die Besichtigung von Referenzanlagen zur Vorbereitung aller technischen Vertragsdetails und des Lieferantenvorschlags. Am 03. September 1984 erfolgte die Vertragsunterzeichnung in Leipzig anlässlich der Herbstmesse. Den Auftrag zur Lieferung und Montage der kompletten Ausrüstungen erhielt die Firma Otto Wolff Industrieanlagen GmbH, Köln. Verantwortlich für die technisch/technologische Planung der Gesamtanlage war die Fa. Trefil Arbed Engineering, Köln, für Planung, Lieferung und Montage der Anlagentechnik die Fa. Keramchemie, Siershahn/Westerwald, (wobei die Spezial- Beizhaken auf Wunsch Rothenburgs von der Fa. Voest-Alpine, Linz/Österreich hergestellt werden sollten). Mit der Auftragsvergabe wurden auch die Termine für den weiteren zeitlichen Ablauf festgelegt: Beginn der Montage der Ausrüstungen am 02.01.1986, - Beginn bzw. Ende des Probebetriebs 31.08.1986 bzw. 31.10.1986, Inbetriebnahme bzw. Abnahme der Anlage November bzw. Dezember 1986. Entsprechend den Vorgaben aus der Genehmigung des Vorhabens sollten alle Bauleistungen durch DDR- Baubetriebe realisiert werden. Auf dieser Grundlage wurden vertragliche Vereinbarungen mit dem Bau- und Montagekombinat Chemie, Industriebau Eisleben als Hauptauftragnehmer Bau getroffen. Mit Bauarbeiten wurde im Oktober 1984 begonnen. Für den vereinbarten Montagebeginn der Ausrüstungen war es erforderlich, die dafür notwendigen Bauarbeiten termingerecht bis zum Ende des Jahres 1985 abzuschließen. Die Gesamtinvestitionskosten für die neue Beize beliefen sich auf 76,0 Mio. Mark der DDR, die sich aus 14,5 Mio. DM für Lieferungen und Leistungen aus der BRD (d.h. 66,7 Mio. Mark bei Umrechnungsfaktor 4,6) und 9,3 Mio. Mark für sämtliche Bauleistungen durch das DSR und sonstige Kosten zusammensetzten. Dabei handelte es sich um eine komplette Fundamentplatte mit Stahlbewehrung für den gesamten Baubereich, um spätere Setzungen auszuschließen, und die Ausführung der gesamten Beizhalle in Stahlbetonbauweise (7,5 Mio. Mark). Darüber hinaus waren Anpassungen an den Bestand des Werkes, an die Heranführung von Medien wie Strom, Erdgas, Dampf, Brauch- und Trinkwasser sowie an die Abwasserbehandlung erforderlich (1,8 Mio. Mark). Bau und Montage der neuen Beize- Erwähnenswertes aus dem Baugeschehen Grundsätzlich gilt es bei einer derart umfangreichen Investition im Auge zu behalten, die Fertigungsabläufe im Betrieb durch die Bau- und Montagearbeiten nicht zu beeinträchtigen, gleichzeitig aber die Bau- und Montageabläufe optimal zu gestalten. Z.B. musste die vor dem „Grobzug“ stehende „Forschungshalle“ weichen und für sie an anderer Stelle Ersatz geschaffen werden. So wurde Platz für die Planung der neuen Beize und die erforderlichen Nebenanlagen geschaffen. Die neue Beize konnte dann optimal vor dem „Grobzug“ und nahe den Gleisanlagen und Walzdraht-Lagerplätzen angelegt werden. Als Übergabestelle des gebeizten Materials wurde der Hochteil „Grobzug“ genutzt, so dass ein komplett überdachter Fahrweg für den Transport an die Ziehmaschinen entstand. Diese optimale Anordnung berücksichtigte spätere Investitionsplanungen für neue Ziehmaschinen. Auf Basis der oben skizzierten Standortentscheidung erfolgte nunmehr die detaillierte Planung der neuen Beize, wobei noch eine Vielzahl von Problemen, unter anderem die Frage des Wassers, zu klären war. Besonders in Saalewasser reichlich enthaltene Chloride waren schädlich für die Drahtoberfläche und führten zu „Rostschäden“. Deshalb war für die neue Beize eine Wasseraufbereitungsanlage vorgesehen (incl. ein 20.000 l-Tank), mit deren Hilfe das Wasser für einen stabilen und Qualität sichernden Anlagenbetrieb geklärt werden konnte. Laut Vertrag vom 03.09.1984 vereint die Beizanlage „die Anwendung moderner Programmsteuerung mit automatischem Transport des Beizgutes. Gegenüber herkömmlichen Behälterbeizanlagen bietet diese Anlagenkonzeption u.a. folgende Vorteile: Einsparung von Bedienungskräften durch Automatisierung, Vermeidung von Behandlungsfehlern durch Programmvorwahl, Erzielung eines gleichmäßig behandelten Gutes durch die Transportautomatik. Der nasschemische Teil der Anlage besteht im Wesentlichen aus zwei geschlossenen Behälterreihen. Am Ein- und Austritt der Behälterreihen sind Türen angeordnet, die über die automatische Steuerung zum Ein- und Ausfahren der Chargen geöffnet bzw. geschlossen werden. Durch die Geschlossenheit der Anlage und durch ein abgestimmtes Absaugesystem mit nachfolgendem Säurewäscher können keine korrosiven Dämpfe austreten. Das Bedienungspersonal wird somit keiner Belästigung ausgesetzt, und die Hallenkonstruktion leidet nicht unter den bekannten Korrosionserscheinungen. Weiterhin wird hierdurch die Eingliederung an günstigster Stelle im innerbetrieblichen Materialfluss möglich. Die geschlossene Anlage bewirkt auch, daß die Verdunstungsverluste der beheizten Bäder so gering wie möglich gehalten werden. Hierdurch werden Wärmeenergie und Behandlungsmedien eingespart“. (S. Quelle, Vertrag). Nach der Konzeption von 1984 werden die Drahtbunde im Walzdrahtlager mit einem Hallenkran auf ein Muldenband abgelegt, das zur Beladestelle an der Beizanlage führt. Von der Steuerkabine aus werden die Transporteinheiten beladen: Fahreinheiten mit C-Haken nehmen je zwei Drahtbunde auf, fahren zum Warteplatz, wo das gewünschte Behandlungsprogramm eingegeben wird. Dann lenkt die automatische Steuerung diese Transporteinheit zur Ablagestelle vor dem Trockenofen, wo wiederum ein Muldenband die beiden Drahtbunde übernimmt; die nunmehr freie Transporteinheit fährt weiter an den Startplatz zur Beladestelle; die beiden Drahtbunde durchlaufen jetzt in ca. 12 Minuten auf dem Muldenband den Trockenofen und werden danach gewogen. Das Gewicht und sämtliche Daten zum vorangegangenen Beizprogramm des Materials werden auf einem Etikett vermerkt. Bei den gängigsten Programmen wird mit einer Gesamtbehandlungszeit je Transporteinheit von ca. 60 Minuten gerechnet, zuzüglich 2x 6 Minuten für Trocknen und 3 Minuten für Wiegen. Insgesamt sind 9 Transporteinheiten (2 als Reserve) vorhanden. Das vorgegebene Fertigungssortiment umfasst eine Beizkapazität von ca. 100.000 t p.a.. Was die benötigten Arbeitskräfte anbelangte, wurden mit entsprechender Schulung und Einarbeitung hauptsächlich Mitarbeiter eingesetzt, die bereits in der alten Beize tätig gewesen waren. Vor allem konnten nun auch Frauen als Anlagenfahrerinnen beschäftigt werden. Für die Mitarbeiter verbesserten sich die Arbeitsbedingungen spürbar.