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05/2018
Am 28.02 2008 wurde auf Initiative von Bürgermeister Willi Schreiber der o.g. Verein gegründet. Zum
Vorsitzenden wurde Dr. Jens Borcherdt gewählt, der diese Funktion bis heute innehat. Hingegen hat sich die
Zusammensetzung des Vorstands – seine fünf Mitglieder werden alle zwei Jahre gewählt – im Laufe der Zeit
verändert. Mit elf Gründungsmitgliedern beginnend, hat der gemeinnützige Verein gegenwärtig neunzehn
Mitglieder. Ehrenmitglied war bis zu seinem Tod im Februar 2018 Alfred Friemel (geb. 1930). Auch mit dem
frühen Tod von Rainer Haase (geb. 1953) im April diesen Jahres erlitt der Verein einen großen Verlust.
Anliegen des Vereins war es von Anfang an, im Interesse der Erinnerung einen spezifischen Blick auf die
wechselvolle Industriegeschichte des über 1000 Jahre alten Ortes Rothenburg/S. zu richten: von den
Anfängen des Kupferbergbaus und einer Schmelzhütte, über Kupfer- und Messingwalzwerke, Metallfabrik
und Rüstungsbetrieb bis zur heutigen Draht- und Seilfertigung. Und das alles im Kontext der industriellen
Entwicklung in Mitteldeutschland bzw. Sachsen-Anhalt. Dabei soll besonders verdeutlicht werden, dass ein
relativ kleiner Ort auf eine nahezu lückenlose 500-jährige industrielle Geschichte zurückblicken kann.
Diesen Anliegen genügen zu können, wurden entsprechend dem Potenzial der Vereinsmitglieder drei
Arbeitsgruppen gebildet: Chronik - Geschichte; Dauerausstellung - Schlackenhalde; Öffentlichkeitsarbeit.
Aus diesen resultierten drei Projekte, auf die sich Vorstands- und Vereinsarbeit bis heute und voraussichtlich
auch in Zukunft konzentriert. Dabei handelt es sich um die Gestaltung der historischen Schlackenhalde zu
einem touristischen Anziehungspunkt im unteren Saaletal, um die Aus- und Umgestaltung der
Räumlichkeiten der „Alten Schule“ zu einer Dauerausstellung zur Industrie- und Ortsgeschichte von
Rothenburg/S. sowie um die Herausgabe der „Rothenburger Geschichte(n)“. Diese drei langfristigen
Vorhaben hängen natürlich eng zusammen und ergänzen einander.
Historische Schlackenhalde
Rechtliche Grundlage der Arbeit des Vereins auf und an der Halde ist die 2008 abgeschlossene
Nutzungsvereinbarung mit der Westfälischen Drahtindustrie GmbH (WDI), die Eigentümer des Geländes ist.
Auf die Gestaltung dieser Halde konzentrierte sich vor allem 2009 die Vorstands- und Vereinsarbeit, sodass
sie, unmittelbar am Saale-Radwanderweg gelegen, am 22. 09. 2009 eröffnet werden konnte und seither, in der
Wandersaison beinahe täglich, zahlreiche Besucher anzieht.
Die Rothenburger Halde war zwischen 1415 und 1820 durch das Verkippen von Schlacke entstanden, die bei
der Verhüttung von Kupferschiefer massenhaft anfiel. Erst die Herstellung von Schlacke-Pflastersteinen
beendete diese Praxis. Später wurde die Halde bebaut und bis Anfang der 1990er Jahre bewohnt. Die leer
stehenden und verfallenden Gebäude konnten schließlich Anfang 2008 dank einer gemeinsamen Aktion der
Gemeindeverwaltung Rothenburg, der WDI und mit Unterstützung von Sponsoren abgerissen werden.
Nach Absicherung des Haldengeländes durch einen Zaun und der Herrichtung des planierten Halden-Plateaus
wurden Schautafeln gefertigt und aufgestellt. Sie informieren über Tier- und Pflanzenwelt der
naturgeschützten Umgebung, darunter über den Bewuchs von Halden, über Kupferverhüttung und Schlacke,
über Schifffahrt auf der Saale und Wasserkraft sowie über die Entwicklung der Drahtindustrie. Nachdem
2011/2012 das Dach des auf der Halde verbliebenen Stallgebäudes repariert und das Gebäude selbst saniert
worden waren, laden nunmehr Bänke, Tische und eine Aussichtsplattform mit Blick auf das untere Saaletal
zum Verweilen ein. Jugendliche nutzen gelegentlich den schönen Platz für Picknick und Lagerfeuer.
Seit 2010 wird das Gelände der Schlackenhalde regelmäßig gepflegt. Ihre Erhaltung als attraktives
Besuchsziel sieht der Verein „500 Jahre Industriegeschichte Rothenburg a.d. Saale“ als eine seiner wichtigen
Aufgaben.
Dauerausstellung zur Industrie- und Ortsgeschichte
Im Jahr 2010 verlagerte sich der Schwerpunkt der Vereinsarbeit auf die Einrichtung einer Dauerausstellung
im Gebäude der „Alten Schule“, das den Rothenburgern von 1864 bis 1984 als Unterrichtsstätte gedient hatte
und jetzt unter Denkmalschutz steht. Rechtliche Grundlage ist der 2008 mit der Gemeindeverwaltung
Rothenburg geschlossene Nutzungsvertrag.
Nach umfassender Renovierung der Räumlichkeiten wurden auf zwei Etagen sechs Ausstellungsräume und
ein Versammlungsraum eingerichtet. Seit Eröffnung der Ausstellung am 07. 12. 2013 erwarten den Besucher
Schautafeln, Dokumente, Modellstudien und andere Ausstellungsstücke. Thematisch werden in den Räumen
vor allem der Wirtschaftsfaktor Saale, die Draht-und Seilherstellung, die Kupferschmelzhütte und das
(preußische) Magdeburg-Halberstädtische Oberbergamt zu Rothenburg (1772 – 1815) beleuchtet. Daneben
gibt es in zwei Räumen Exponate zu interessanten Alltagsthemen.
Im Treppenhaus hängen Fotografien von Schulklassen seit Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des
Schulunterrichts in diesem Gebäude. Es führt auf den Dachboden, wo Rainer Haase 2014 und 2015 ein
älteres Klassenzimmer als Muster nachgestellt hat.
Ab 2015 richtet der Verein seine Mittel und Energie auf den Um- und Ausbau des auf dem Hof der „Alten
Schule“ befindlichen Schuppens in einen Vereinsraum. Vor allem dank der Eigenleistungen der Mitglieder
des Vereins und seiner Unterstützer konnte der Raum bis zum vierten „Rothenburger Advent“ am 09. 12.
2017 im großen Ganzen fertiggestellt werden. Seit Anfang 2018 besteht auch die Möglichkeit, den Raum für
private Anlässe zu mieten.
Neben den abschließenden Arbeiten am Vereinsraum ist der Verein zur Zeit angehalten und aktiv dabei, den
im Schulgebäude nicht mehr genutzten Wohnraum zu sanieren und für Vereinszwecke nutzbar zu machen.
„Rothenburger Geschichte(n)“
Eine durchgängige Leistung des Vereins ist die seit Juni 2008 erfolgende Herausgabe der „Rothenburger
Geschichte(n)“ genannten Informationsblätter über die Industrie- und Ortsgeschichte. Ihre ganz
unterschiedlichen Verfasser erheben selbstverständlich keinen Anspruch auf Professionalität in
Geschichtsschreibung.
Die „Rothenburger Geschichte(n)“ erschienen in jeweils 400 Exemplaren mit bisher 45 Ausgaben. Sie
werden im Amtsblatt der Stadt Wettin-Löbejün kommentiert. Zusätzlich zur Verteilung im Ort werden 70
Exemplare an Institutionen sowie an Einzelpersonen versandt. Auch Vereinsmitglieder versenden auf eigene
Initiative Exemplare an interessierte Freunde und Bekannte. Jede Ausgabe ist unter www.500-INDU-
ROTHENBURG.de im Internet zu finden. Nicht wenige Leser sammeln die einzelnen Informationsblätter. Es
versteht sich, dass das Layout der Ausgaben im Laufe der Jahre verändert wurde.
Die Geschichten haben zunehmend Verbreitung und positive Resonanz weit über den Ort hinaus gefunden.
Auf besonderes Interesse stoßen bei den Lesern die seit 2016 regelmäßig verfassten Jahresrückblicke auf
Rothenburg/S. betreffende nennenswerte Ereignisse . Diese Rückblicke sind zugleich die jährlichen
Fortschreibungen zu der von Peter Stuffrein 2008 verfassten „Zeittafel der Geschichte von Rothenburg an der
Saale“, welche eine handliche chronologische Orientierung bietet.
10 Jahre “500 Jahre Industriegeschichte Rothenburg a.d. Saale“ e.V.
Quellen : B. Fröhlich, Protokolle der Vorstandssitzungen und Mitgliederversammlungen des Vereins
„500 Jahre Industriegeschichte Rothenburg a.d. Saale“, Februar 2008 bis März 2018