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12/2017
Neubau der Schleuse Rothenburg 1933 - 1942 Teil II
F O R T S E T Z U N G
Die Ursachen der Rutschung wurden nach Prof. Weigelt ( vgl. Teil I ) in einem Gutachten umfassend
analysiert. Die gravierende Tragweite dieser Katastrophe hatte zur Folge, dass Prof. Weigelt mit seinem
Mitarbeiterstab direkt vor Ort die notwendigen Untersuchungen umgehend durchzuführen und Schluss-
folgerungen für die Überarbeitung des gesamten Baukonzepts vorzulegen hatte.
Um den Saalehang zu stabilisieren wurde es notwendig projekt- und bauseitige Änderungen
vorzunehmen und die Böschungsneigungen von 1:1 bzw. 1:0,75 bis auf teilweise 1:12 abzuflachen.
Vgl. 1 *
Diese stabilen Neigungen erforderten eine weitläufige Terrassengestaltung und den Abtransport von ca. 1 Mio.
m³ Geröll. Nach Wiederaufnahme aller Arbeiten beschreibt bereits am 25.03.1936 die Saalezeitung die
Baustelle (Kanal und Schleuse) wie folgt:
„…da breiten sich Werkplätze, Baracken und Schuppen aus ,da stehen Bagger und andere Maschinen, da
rollen lange Feldbahnzüge, da wird ein weites Hochplateau aufgeschüttet, da zieht sich in sanftem Bogen das
Bett des neuen Kanals…. Vor uns dehnt sich ein riesiges Loch. In weitem Bogen weicht die Talwand von Fluss
und Kanal zurück. Ein Trümmerfeld ist dieses Loch. Zwischen den mächtigen Geröllblöcken laufen Schienen in
zwei oder drei Stockwerken, an den Feldbahnloren stehen winzig klein anzusehende Arbeiter, die mit den
Händen die großen Steinbrocken einladen oder mit Schaufeln den roten Gruß wegräumen. Winzig klein hängen
an steilen Hängen Männer, die mit Brechstangen, Hacken und Bohrern die schweren Felsbrocken lösen und
zerkleinern “ …
Prof. Weigelt leitete die Erdarbeiten und Geländeregulierungen vor Ort bis zur endgültigen Fertigstellung des
Saalehangs.
Der Rothenburger Schleusenbau
Im Herbst 1935 erhielt die Erfurter Niederlassung der Baugesellschaft C. Kallenbach - dieses Unternehmen
errichtete auch die Schleusen in Alsleben und Wettin - den Zuschlag zur Errichtung der Saaleschleuse. Die
Gründungsarbeiten und der weitere Baufortgang an der Schleuse erfolgte relativ unbeeinträchtigt von den
Erdarbeiten am oberen Schleusenkanal. Die Saalezeitung vom 25.03.1936 berichtet über die Baustelle
weiterhin wie folgt “…da zieht sich in sanftem Bogen das Bett des neuen Kanals, tief ausgehoben, die
Baugrube für die neue Schleuse. Daneben stehen fix und fertig die drei neuen Häuser für den künftigen
Schleusenmeister und seine beiden Gehilfen“
Unter Leitung des Projektleiters Dipl. Ing. Fritz Standfuß erfolgen Koordinierungen mit den Bauarbeiten in
Alsleben und Wettin. Notwendige Einrichtungen für Wasser- und Energieversorgung, Lagerflächen für
Baumaterialien, Straßen, Werkstätten und Magazine wurden in kürzester Zeit errichtet. Der Maschinenpark, so
Dampfloks, Gleisanlagen Kipploren zur Bewältigung der Transporte (insgesamt ca. 1 Mio. m³ Aushub,
Felsgestein und Geröll ) waren bereits seit 1934 / 35 auf der Baustelle. Im ersten Nachtrag der
Ausschreibungen vom 2.12.1935 (Entwürfe vom 16.06.1934 und 29.3.1935) sind im Erläuterungsbericht
geplante Kosten in Höhe von 1,61 Millionen RM ausgewiesen.
Ausgewählte Grunddaten der Schleuse Rothenburg bei Saale-km 58,70 *5
Nutzbare Länge 103,00 m Oberer Vorhafen 887,00 m
Kammerbreite 20,00 m Unterer Vorhafen 160,00 m
Torbreite 12,00 m Oberwasserstand 67,42 m ü NN
Wasservolumen 16 500 m³ Unterwasserstand 64,90 m ü NN
Grundriss Schleuse mit Schlepper u. Kahnanordnung *1 Schleusenkammer *1
Fertigstellung und Inbetriebnahme der neuen Großschleuse Rothenburg
Gestalteten sich die Arbeiten im Zuge der zweiten Saaleregulierung 1932-1942 an den Saaleschleusen zu
Beginn recht zügig, (so u. a. Calbe, Bernburg, Alsleben, Rothenburg, Wettin), so stellten sich ab 1937 schnell
Verzögerungen ein.
Am Objekt Schleuse Rothenburg - Gründungen, Betonierungen, technische Ausrüstungen der Hubtore –
erfolgte die Realisierung in einem beachtenswerten Tempo. Die umfangreichen Erdbewegungen und das
Anlegen von Terrassen zur Stabilisierung des Westhanges als Folge des Bergrutsches waren jedoch noch nicht
abgeschlossen. Obwohl 1938 fertiggestellt, konnten die ersten Schleusungen erst im 2.Halbjahr 1941 erfolgen.
„Im Zuge der Inbetriebnahme wurden die seit 1938 geschlossenen Hubtore gleichzeitig geöffnet, um den
oberen Vorhafen durch eine kurzzeitige Spülung zu reinigen. Baustellenberäumungen und die
Außerbetriebnahme der alten Schleuse in Rothenburg erfolgten abschließend 1942. “ 6*
„Die neue Schleuse „Rothenburg“ befand sich nunmehr auf Nelbener Gebiet. Deshalb hatte der damalige
Bürgermeister Volk Anträge gestellt, die Schleuse auch als „Schleuse Nelben“ zu bezeichnen. Diese Anträge
wurden jedoch abgewiesen.“ 7*
Quellenverzeichnis:
1 Archiv Wasserstraßen und Schifffahrtsamt Magdeburg, ABz Bernburg
2 Dr. Hüfner „Die Neuordnung der dt. Verkehrswirtschaft unter dem Einfluss von ABM“
Junker und Dünnhaupt Verlag / Berlin 1936
3 Kurt Fricke „Die Justizvollzugsanstalt“, „Roter Ochse Halle / Saale 1933-1945“
Ministerium des Inneren Sachsen Anhalt / 1997
4 Erinnerungsbericht Erich Geiling / Stadtmuseum Halle, Lerchenfeldstraße
5 Datenreport ,Schiffsschleusenanlage Rothenburg, Wasserstraßen- und
Schifffahrtsamt Magdeburg
6 Erinnerungsbericht Voigt / Rothenburg, 2017
7 Siegfried Müller „1140 Jahre Nelben “/ Berlin, 2014
Impressum :
Rothenburger Geschichte(n), Schriftenreihe Nr. 44, Dezember 2017, 10. Jahrgang- Nr.4
Verantw. für die Ausgabe Nr. 44: Angelika Schramm, Wolfgang Becker