42
10
2
06/2017
Die Geschichte des Amtes Rothenburg/Saale
(1172 bis 1820)
Quellen: P. Stuffrein, Zeittafel der Geschichte von Rothenburg an der Saale, Rothenburg 2016;
Festschrift 1050 Jahre Rothenburg an der Saale 2011 S. 15
Von den Ursprüngen
Das Amt (mit diesem Begriff wurde im Mittel- alter zunächst das Amtslehen bezeichnet), so wie wir es
heute in Rothenburg kennen, kann auf eine lange bewegte Geschichte mit einschneidenden
gesellschaftlichen Umbrüchen zurückblicken.
Bekanntlich wurde Rothenburg im Jahr 961 durch Otto I. an das Moritzkloster in Magdeburg geschenkt.
Bei der Kaiserkrönung Ottos durch Papst Johannes XII. im Jahr 962 wurde gleichzeitig das Kloster in
Magdeburg zum Erzbistum erklärt. Damit ging Rothenburg in den Besitz des Erzbistums Magdeburg
über.
In den folgenden Jahrzehnten wurden durch die jeweils herrschenden Kaiser weitere Ländereien dem
Erzbistum geschenkt.
1172 unterstellte Erzbischof Wichmann die Erzstift Güter in Rothenburg dem Magdeburger Burggrafen
Burchard. Die Verwaltung besorgte ein Meier, dessen Hof auf dem Platz des späteren Rothenburger
Schlosses errichtet wurde. Es wurde also ein sogenanntes Amt (Sitz des Amtsverwalters - Meierhof)
eingerichtet (erste urkundliche Erwähnung).
In den folgenden Jahrzehnten wurden die Güter in Rothenburg stets vom Erzbischof in Magdeburg
verpachtet (als Lehen vergeben).
Am 26. November 1413 kam Rothenburg als erzbischöfliches Lehen gegen eine Pfanne im Deutschen
Salzbrunnen zu Halle an das uralte, reiche und geachtete Rittergeschlecht derer von Ammendorf, an die
Brüder Koppe, Kuno und Bernhard. Koppe war beim Erzbischof Günter II. ein hoch angesehener
Geheimrat, 1410 auch Amtshauptmann der Residenz Giebichenstein und 1425 Kammer-herr beim
Kaiser Sigis- mund mit 500 Gulden Besoldung im Jahr.
In der festen Absicht, sich um Rothenburg großen Landbesitz anzuschaffen, begann Koppe mit dem
Schlossbau am Fuße des Burg- berges auf einer Insel, die westlich von der Hauptsaale und östlich von
einem Nebenarm der Saale, dem späteren Mühlgraben, lag.
Koppe verwaltet und bewirtschaftete vom Schloss aus sehr gut
seine ansehnlichen Besitzungen und kam zu beachtlichen
Reich- tum und Ruhm. Koppe von Ammendorf übte auch die
Gerichtsbarkeit über die Dörfer Rothenburg, Golbitz, Garsena,
Kirchedlau, Dößel, Dornitz und Dobis aus.
Heinrich, der Sohn von Koppe von Ammendorf, wurde durch
Erzbischof Friedrich III., Graf von Beichlingen (1445-1464), mit
umfangreichen Besitzungen belehnt. Das Geschlecht derer von
Ammendorf entwickelte sich in den folgenden Jahren zum
reichsten Geschlecht im Saalkreis. Durch seine gute
Finanzwirtschaft war Heinrich in der Lage, wiederholt Geld an
den geldbedürftigen Landesherrn, den Erzbischof, vorzuschießen.
Im Zeitraum 1457 bis 1468 erwarb er weitere umfangreiche
Ländereien im nördlichen Saalkreis.
Heinrich
von
Ammendorf
starb
im
Jahr
1500
als
alleiniger
Besitzer
der
Güter
in
Rothenburg.
Danach
verwalten
seine
Söhne
Marquard
und
Bernhard
die
Güter
gemeinschaftlich.
Später
(1514)
übernahm
Conrad,
der
Sohn
von
Bernhard,
die
Besitzungen.
Wappen derer von Ammendorf
Conrad von Ammendorf starb am 30. Oktober 1550. Nachdem er die letzten Jahre in Halle gelebt hat,
wurde er in der Domkirche zu Halle bestattet. Er war der letzte seines Geschlechts. Da er keine männlichen
Erben hinterließ, wurden ihm Helm und Schild mit in die Gruft gegeben; d.h. das Geschlecht ist erloschen
bzw. ausgestorben. Um das Erbe kam es in den Folgejahren zwischen dem Ansprüche stellenden Grafen
Albrecht von Mansfeld und dem Domkapitel in Magdeburg zu jahrelangen Streitigkeiten.
Georg von Schönburg, ein Vetter des Grafen von Mansfeld setzte beim Erzbischof Sigismund durch, dass
ihm Rothenburg zugesprochen wurde.
Markgraf Joachim Friedrich von Brandenburg
(Administrator des Erzstiftes) kaufte letztendlich
1585 Georg von Schönburg die Güter ab.
Er machte Rothenburg zum Wohnsitz seiner
Gemahlin Markgräfin Katharina von Küstrin
(1549-1602). Dieser Markgraf war der erste
katholische Erzbischof von Magdeburg, der sich
vermählte. Rothenburg wurde dadurch zu einer
fürstlichen Residenz. Markgräfin Katharina ließ
auf dem Schlossgelände das lange Gebäude bauen,
welches wir heute noch Schloss nennen. Es war im
rechten Winkel zu dem 1446 durch Koppe von
Ammendorf errichteten Schlossgebäude errichtet worden.
Das Schlossgelände - vor dem Turm das von
Koppe von Ammendorf 1446 errichtete Gebäude
Eine neue Zeit
1605 erfolgte die Wiederübernahme der Güter in Rothenburg für das Erzbistum Magdeburg durch Kurfürst
Joachim Friedrich von Bran- denburg. Es erfolgte der Übergang zu einem landesfürstlichen Amt des
Saalkreises, wel- chem ein Amthauptmann vorstand. Rothen- burg war kein herrschaftlicher Sitz mehr, son-
dern 200 Jahre lang bis 1806 ein Amt, d.h. eines von fünf Ämtern im Saalkreis. Dieses Amt umfasste
Schloss und Gut Rothenburg sowie die Dörfer Dornitz, Kirchedlau, Golbitz, Garsena und die heutigen
Wüstungen Hohn- dorf, Wiedenheim, Katzena und Garwesel, weiterhin die Wassermühle, Schmiede und
den Amtsforst von 304 Morgen Laubholz. Das Amtsgebäude war das Schloss.