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11/2015
Die Viktorshöhe
Quellen: Rosemarie und Gerhard Kellermann, Chronik der Stadt Gernrode, Gernroder Kulturverein e.V. 2013;
Betriebsgeschichte VEB Draht- und Seilwerk Rothenburg, Teil II, Rothenburg 1980;
Wikipedia;
Lage
Die Viktorshöhe ist mit 581,5 m über Normalnull die zweithöchste Erhebung des Rambergmassivs und
befindet sich im Naturpark Harz/Sachsen-Anhalt etwa 3 km östlich von Friedrichsbrunn, heute ein Ortsteil
der Stadt Thale. An oder in der Nähe der Erhebung entspringen der Hagentalbach im Nordosten , der
Krebsbach im Süden, der Friedenstalbach im Südwesten und der Kältetalbach im Nordwesten.
Geschichte
Das erste Jagdhaus auf der höchsten Spitze des Rambergmassivs wurde auf Veranlassung des Fürsten
Viktor Friedrich von Anhalt-Bernburg im Jahr 1750 neben einem Brunnenhäuschen errichtet. Bereits 1760
ließ Viktor Friedrich auf dieser Anhöhe einen mehrstöckigen hölzernen Aussichtsturm bauen, der jedoch
1805 wegen Baufälligkeit wieder abgerissen werden musste. Auch die Schänke wurde geschlossen.
Herzog Alexius ließ 1829 auf dem Ramberg (früher Sultanskopf) wieder einen hölzernen Turm errichten,
der eine Höhe von 22 m hatte und 150 Stufen besaß. Die Anhöhe wurde seinem Großvater Viktor Friedrich
zu Ehren „Viktorshöhe“ genannt. Ein Jagdhaus vervollständigte den Ausbau, und ab 1833 wurde auch
wieder eine Gastwirtschaft betrieben. Bereits 1892 hatte sich das auf der Viktorshöhe stehende Gebäude zu
einer beliebten Ausflugsgaststätte entwickelt. 1896 wurde aus Fichtenstämmen auf einem Granitfundament
ein neuer 20 m hoher Holzturm errichtet, von dem aus eine Sicht bis zum Kyffhäuser möglich war. Im Jahr
1927 wurde die bis dahin bestehende und mit einem Schankrecht versehene Försterei aufgelöst. Als letzte
Förster sind die Namen Jacobi und Sachtler überliefert. Das Anwesen wurde jedoch als Gastwirtschaft
weiter betrieben und ausgebaut, d. h. durch Aufstockung des Erdgeschosses wurden neue Zimmer
geschaffen.
Wie begehrt „Die Viktorshöhe“ war, zeigt eine Postkarte vom 16. Mai 1944 des Wirtes Sahlmann an einen
Herrn Wefeld in Berlin, die mitteilte, dass vor Oktober auf der „Viktorshöhe“ kein Zimmer mehr frei sei.
Im Sommer 1946 hielt sich der anhaltische Bezirkspräsident Heinrich Deist sen. im Gasthaus
„Viktorshöhe“ auf. Er wurde Zeuge eines Überfalls auf das Gasthaus, der in der Nacht zum 14. Juli von
drei sowjetischen Soldaten verübt wurde. Der Besitzer der „Viktorshöhe“, Paul Sahlmann, erhielt
Dolchstiche in den Rücken und wurde mit einem Revolver geschlagen. Ihm wurden 600 Reichsmark, ein
Radio und Kleidung geraubt. Auch die Hausgäste wurden bestohlen. Bis 1958 blieb Sahlmann Gastwirt der
„Viktorshöhe“.
Viktorshöhe
um 1770
Viktorshöhe um 1930 Viktorshöhe um 1960
Das Ferienheim
Der damaligen Werks- und Betriebsgewerkschaftleitung des Draht- und Seilwerkes Rothenburg war es nach
längeren Verhandlungen gelungen, das auf dem Ramberg gelegene Berghotel „Viktorshöhe“ ab 1. April 1959
als Betriebseigentum zu übernehmen. In der landschaftlich reizvollen Umgebung mitten im Wald gelegen
verfügte das Heim seinerzeit über 24 Betten und 8 sonstige Schlafgelegenheiten (Couch, Chaiselongue). Für das
Jahr 1959 waren ab dem 2. Mai bis 21. Dezember 16 Urlaubsdurchgänge (je 14 Tage) mit insgesamt 480
Plätzen vorgesehen.
Für Pfingsten, Weihnachten und Jahreswechsel gab es Sonderregelungen. Verpflegung und Unterkunft kosteten
8 Mark pro Tag und Person, aber Belegschaftsmitglieder und deren Angehörige zahlten nur 2 Mark pro Tag.
Der Rest kam aus dem Kultur- und Sozialfonds des Betriebes.
Am Anfang war das Erholungsheim „Viktorshöhe“ noch nicht an das öffentliche Stromnetz angeschlossen. Nur
ein Notstromaggregat stand zur Verfügung. Dadurch war es nicht möglich, elektrische Maschinen und Apparate
zu betreiben. So musste Bettwäsche von den Urlaubern mitgebracht werden. 1960 fiel diese Unannehmlichkeit
weg, da eine 15 KV-Leitung von Friedrichsbrunn zur Viktorshöhe errichtet wurde und damit ausreichend
Elektroenergie zur Verfügung stand.
Als Köchin und Leiterin des Heimes war im ersten Jahr Hannelore Lehmann eingesetzt. Genau ein Jahr später
wurde ihr Gatte Gerhard Lehmann als Objektleiter berufen. Beide waren bis zur Schließung der „Viktorshöhe“
im Jahr 1990 verantwortungsvoll tätig. Vor allem Frau Lehmann verstand es, aus bescheidenen Mitteln
schmackhafte Gerichte zu zaubern. Die gegenüber dem Haupthaus gelegene öffentliche Gaststätte war immer
auch ein beliebtes Wanderziel. Wirtspaar war Familie Damm.
In
den
folgenden
drei
Jahrzehnten
wurden
im
Betriebsferienheim
umfangreiche
Investitionen
getätigt.
Zur
Erhöhung
der
Bettenkapazität
erfolgten
der
Bau
eines
separaten
Bettenhauses
mit
57
Betten
und
einer
Kegelbahn
im
Keller
sowie
von
sechs
Bungalows,
wobei
einer
davon
stets
der
Kreisleitung
der
SED
vorbehalten
war.
Weiterhin
wurden
erbaut:
Heizhaus,
Garagen,
Küchenanbau,
Sauna,
Bauernstube,
sanitäre
Einrichtungen
wie
auch
eine
Finnhütte
als
Spielplatz
für
die
Kinder.
All
diese
Maßnahmen
erfolgten
unter
aktiver
Mitwirkung
der
Betriebsangehörigen.
Unzählige
Aufbaustunden
und
Arbeitseinsätze
über
das
Wochenende trugen zur Verschönerung des Objektes bei.
Es
wurde
aber
nicht
nur
gearbeitet,
sondern
auch
gefeiert.
Viele
Brigadefeiern
mit
Familienangehörigen
fanden
auf der „Höhe“ statt.
Die Viktorshöhe bot allen Urlaubern zu jeder Jahreszeit erholsame Tage, ob im Sommer (ein Pool war
allerdings nicht vorhanden) oder im Herbst zur Pilzzeit und Laubfärbung oder aber im Winter, wenn alles tief
verschneit war.