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06/2014
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Der Wilde Busch und das Femegericht Quellen : Dr. Ferdinand Wilcke - „Geschichte des Hüttenortes Rothenburg an der Saale“; Bernhard Gremler – Heimatverein Bernburg e.V. 2002 „Es sagt aus alten Zeiten...“; Erich Neuss „Wanderungen durch die Grafschaft Mansfeld (Saalisches Mansfeld)“ wikipedia.de.
Das Steinmonument Jenseits der Saale auf der zwischen Brucke und Nelben liegenden Schleuseninsel befindet sich ein Steinmonument von geheimnisumwitterter Gestalt. In einer Ufersenke direkt oberhalb am Rothen-burger Wehr liegt von Büschen umwuchert eine gewaltige Felstafel auf drei senkrecht stehenden Steinplatten, so dass zweifelsfrei ein mächtiger Tisch aus Stein gebildet wird. „Femestein“ auch „Femegericht“ nennt der Volksmund dieses beeindruckende Monument. Dies befindet sich mitten in einer aus Bruchsteinen errichteten halbrunden Grotte. An den Seiten sind Sitze vorhanden. Hier soll nach Pfarrer Wilcke ehemals der Freistuhl des Femegerichtes gestanden haben, an dem in der Nacht das Gericht abgehalten worden ist. Dabei saßen die Schöffen um den Tisch herum und der Freigraf (Richter) saß etwas höher. „Feme“ - das waren jene schauerlichen Freigerichte des Mittelalters, die auch Verbrechen des privilegiertzen Adels sühnten. Die Feme-Richter, nur dem Reichsoberhaupt untergeordnet, handel-ten spontan und bedingungslos. Eine Vorladung war so gut wie ein Todesurteil, denn die Feme befasste sich nur mit Schwerverbrechen (Mord , Raub, Brandstiftung). War ein Urteil gefällt, wurde es sofort durch Erhängen an einem Baum vollstreckt. Erschien ein Geladener nicht, wurde er „verfehmt“. Er galt als vogelfrei und fand an anderer Stelle, meist für ihn unverhofft, durch die Hand der Feme sein Ende. Die Gerichtsstätten der Feme lagen in freier Natur, aber hinreichend verborgen, meist unter einem alten Eichenbaum. Was hat es damit auf sich? Fanden hier wirklich einmal die gleichermaßen geheimnisvollen wie schauerlichen Freigerichte des Mittelalters statt? Die Heimatsage meint das schon und wer die Aura des Geheimnisvollen liebt, wünscht wohl auch, es wäre so gewesen. Auch wenn die Chroniken eher dazu schweigen bzw. deren Autoren anderer Ansicht sind. In einem Buch Bauernsteine in Sachsen-Anhalt (erschienen 2009 im Verlag Beier & Beran) wird behauptet, dass der Feme-Stein an der Kreuzung der Wege von Nelben nach Zickeritz und von Zellewitz nach Rothenburg gestanden habe. Dieser Stein soll dann beim Bau des Schleusengrabens 1935 und dem damit zusammenhängenden Bergrutsch an den heutigen Standort umgesetzt worden sein. Dem steht jedoch gegenüber, dass bereits Dr. Wilcke in seiner Chronik über Rothenburg aus dem Jahr 1832, also lange vor dem Bau der neuen Schleuse, von dem Stein im Wilden Busch berichtet. Auch wäre es unlogisch den Stein zu versetzen, da er durch den Bergrutsch nie gefährdet war, wenn er denn an der angegebenen Stelle gestanden hat. Prof. Erich Neuß (1899-1982, Heimatforscher und Hochschullehrer) schreibt dazu in seinem Buch „Wanderungen durch die Grafschaft Mansfeld - Saalisches Mansfeld“: „Oder wenn ihn (gemeint ist Pfarrer Dr. Wilcke) sein Spaziergang nach dem Wilden Busche führte, dann sah er schwarze, vermummte Gestalten rings um den Steintisch des mittelalterlichen Feme-Gerichtes sitzen, und Wilcke lies es nicht eher Ruhe , bis er alle seine Phantasiegestalten aufs Papier gebannt hatte“. Neuß vertritt die Meinung und er dürfte damit Recht haben, dass der Steintisch seine Entstehung dem romantischen Naturempfinden des ausgehenden 18. Jahrhunderts verdankte. In der Zeit, da Rothenburg ein belebter Hüttenort und Sitz des Oberbergamtes war, herrschte hier ein feines geselliges Leben, wurde ja auch Klein-Berlin genannt, das auch den Wilden Busch in die Spaziergänge und Tanzvergnügen (Buschbälle) der Rothenburger Bergbeamten und Bewohner einbezog. Bis 1813 führte ja eine Brücke über die Saale in den Wilden Busch, und dieser war damit leicht erreichbar. Auch Bernhard Gremler, Vorsitzender des Heimatkreises Bernburg e.V., ist der Meinung, dass dieses Steindenkmal im Zeitalter der Romanik um 1800 geschaffen wurde. Damals erreichte die Schwärmerei für die Rituale des Mittelalters oft ungeahnte Ausmaße.
Femegericht Rothenburg (1994) Femegericht - Gemälde von Friedrich Hiddemann Über das Femegericht Rothenburg hat ein unbekannter Dichter folgenden Vers geschrieben: Der Wilde Berg Auf wildem Berge hoch überm Grund, Am Femestein beim Freigericht da heulte nachts der Höllenhund. verlor so mancher sein Gesicht. Kein Stern sah licht hernieder Und nimmer kam er wieder. Im Tale sah man Reben blühn, doch Grauen zog durch Waldesgrün. Kein Hirt blis frohe Lieder Landschaftsromantik Wer sich heute selbst mit aufmerksamen Blick in dieser noch immer romantischen Landschaft umsieht, erkennt kaum die gravierenden Veränderungen, die der Bau des neuen Schleusengrabens in den Jahren ab 1934 hier hinterlassen hat. Bekanntlich lag die Schleuse damals am anderen Ufer an der Ostseite der Saale am heutigen Wasserkraftwerk. Dagegen befand sich am Westufer der Saale im 15./16. Jahrhundert eine Mühle. Der Mühlenkanal führte durch den Wilden Busch, einer weit nach Osten vorspringenden Halbinsel, die üppigen Baumwuchs aufwies. In der Mitte öffnete sich eine lichte Stelle, die Jahrhunderte hinweg zum Treffpunkt der Jugend und auch älterer Generationen wurde. Hier loderten einst die Osterfeuer, und es war Raum für die Pfingstspiele der Menschen aus den umliegenden Dörfern. In der verschwiegenen Stille dieser Wildnis trafen sich verliebte Paare vieler Generationen