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10/2013
Rothenburg während der napoleonischen Besetzung und der Befreiungskriege
1806 bis 1813
Nachfolgende Ausführungen beruhen auf :
- www.wikipedia.de ,
- F. Wilcke „Geschichte des Hüttenortes Rothenburg an der Saale“, Rothenburg 1832,
- Festschrift „150 Jahre preußische Bergverwaltung im Mitteldeutschen Bergbau“, Halle 1922.
F O R T S E T Z U N G
Am 16. bis 19. Oktober wurde Napoleon nach den vorangegangenen Frühjahrs- und Herbstfeldzügen in der
Entscheidungsschlacht der Befreiungskriege bei Leipzig durch die verbündeten Armeen vernichtend
geschlagen. Es war eine für alle Seiten sehr verlustreiche Schlacht. Von den 395.000 Beteiligten auf beiden
Seiten waren 92.000 Tote und Verwundete zu beklagen. Es war die größte Schlacht des 19. Jahrhunderts. 100
Jahre später, am 18. Oktober 1913, wurde das Völkerschlachtdenkmal nach 15-jähriger Bauzeit im Beisein
des deutschen Kaisers Wilhelm II. und des sächsischen Königs Friedrich August eingeweiht. Es ist eines der
größten Denkmale Europas.
Kurz nach der Völkerschlacht erging an den damaligen Direktor des Oberbergamtes Rothenburg,
Berghauptmann Ludwig Arnold Wille, ein am 22. Oktober in Halle erlassener Befehl des Königlich
Preußischen Militärgouvernements, dass jegliche Verbindung mit Kassel, der Hauptstadt des Königreiches
Westfalen, bei Todesstrafe verboten sei.
Auch erfolgte durch Hüttenarbeiter der Abriss der Brücke unterhalb des Wehres, bevor sie durch mit
Napoleon verbündete zurückgehende württembergische Truppen abgebrannt werden konnte. Die Hüttenleute
hatten Bedenken, dass das Feuer der brennenden Brücke auf die Materialien der Schmelzhütte übergreifen
könnte.
Von den 29 ausgezogenen Rothenburger Bürgern fielen sechs im Kampf gegen die napoleonischen
Truppen. Zum Gedenken sind ihre Namen auf einer hölzernen Tafel in der Kirche verewigt worden:
Gedenktafel
für die in den Feldzügen 1813,1814 und 1815
gebliebenen Krieger aus Rothenburg
E. Ph. Ferdinand Eckardt gest. 24.10 1813 nach Verwundung in Halle
Wilhelm Greutz „ 21.02.1814 im Lazarett in Worbis
Christian Schmelzer „ 18.08.1813 erschossen bei Lauenburg
Friedrich Hirsch „ 06.10.1815 in Florenne (Frankreich)
Andreas Müller „ 18.06.1815 bei Belle Alliance (Frankreich)
Christian Rosenbaum „ 18.06.1815 bei Belle Alliance (Frankreich)
Leutnant Ernst Philip Ferdinand Eckardt, Sohn des Leiters des Oberbergamtes Rothenburg, starb nach
schwerer Verwundung genau an seinem 30. Geburtstag. Seine Grabstätte, geschmückt mit einer Eiche und
dem Eisernen Kreuz, ist noch heute auf dem Kirchfriedhof zu sehen.
Wenige Tage nach der Völkerschlacht rief der in Rothenburg geborene patriotische Oberberg-
meister Franz Wilhelm Werner von Veltheim, Leiter des Bergamtes Eisleben und des Bergbezirkes
Mansfeld, alle Berg- und Hüttenleute im hiesigen Gebiet (ca. 2000) zur Bildung eines freiwilligen,
selbständigen Pionier-Bataillons auf. Es sei hier erwähnt, dass Berg- und Hüttenleute seit Alters her vom
Kriegsdienst befreit waren und nicht eingezogen wurden. Er unterbreitete seinen Vorschlag König Friedrich
Wilhelm III. und begründete ihn damit, dass die Kunst und das Geschick der Berg- und Hüttenleute auch
militärisch bei Belagerungen und Pionier-Diensten von Nutzen sein könnten. Der Vorschlag wurde
angenommen. Nach Musterung wurde am 25. Dezember 1813 unter der Organisation von Veltheims das
„Mansfelder Königlich Preußische Pionier-Bataillon“ gegründet.
Das Bataillon bestand aus vier Kompanien zu je 123 Mann und 3 bis 4 Beamten als Offiziere. Die
Organisation wurde dem Berghauptmann Carl Ludwig Gerhard übertragen. Er war ab 1810
Oberberghauptmann des gesamten preußischen Berg-, Hütten- und Salinewesens. Das Kommando erhielt
Kapitän von Biberstein. Als Uniform diente die nur geringfügig veränderte Bergmannstracht. Nach kurzer
Ausbildung erfolgte am 1. März 1814 in Eisleben die feierliche Vereidigung und danach der Einsatz an
verschiedenen Orten. Besonders bewährte sich das Bataillon beim Bau von Stollen zur Unterminierung von
Festungbauwerken und bei der Wiederherstellung zerstörter Festungen nach der Einnahme durch preußische
Truppen. So wurde die zerstörte Festung Minden von Pionieren der 2. Kompanie des Bataillons wieder
instandgesetzt. Die 3. Kompanie kam in Erfurt zum Einsatz.
Die 1. und 4. Kompanie dieses Bataillons, die dem 4. Armeekorps unter Marschall von Tauentzien
angehörten, kamen in Magdeburg zum Einsatz. In diesem Bataillon haben aus Rothenburg 23 Männer
gedient. Als Offiziere wirkten Hüttenmeister Eggert und Buchhalter Zimmermann.
Nach Rückkehr Napoleons aus seiner Verbannung im Frühjahr 1815 flammte der Krieg erneut auf, und die
zwischenzeitlich teilweise beurlaubten Offiziere und Mannschaften des Pioinier-Bataillons wurden wieder
einberufen und an unterschiedlichen Orten eingesetzt.
Die 4. Kompanie nahm mit dem 1., 3. und 4. Armeekorps der Nordarmee an den Kämpfen um Paris teil, das
am 3. Juli 1815 kapitulierte. Es wurde berichtet, dass die 4. Kompanie des Mansfelder Pionier-Bataillons als
erste von allen preußischen Truppen in Paris einrückte, um etwaige Hinder-nisse auf Straßen zu räumen.
Das Bataillon löste sich nach dem Friedensschluss mit Frankreich vom 20. November 1815 im April 1816
auf allerhöchste Kabinettsorder vom 27. März 1816 wieder auf.
Im
Jahr
1816
gründete
sich
in
Rothenburg
der
„Krieger-Verein
und
Mitkämpfer
aus
den
Jahren
1813,
1814-
1815“.
Er bestand anfangs aus den 23 Heimkehrern aus den Befreiungskriegen.
Die
Namen
der
Mitglieder
des
Vereins
sind
auf
einer
Erinnerungstafel
in
der
Kirche
von
Rothenburg
aufgeführt:
Der Verein bestand bis zum Ableben des letzten Mitglieds.
Impressum : Rothenburger Geschichte(n), Schriftenreihe Nr. 27, Oktober 2013, 6. Jahrgang Nr. 3,
Verantw. : P. Stuffrein
Franz Eggert
Christian Mohr
Carl Jaenisch
Andreas Schleuter
Carl Zimmermann
Christian Kirchberg
Christian Voigt
Christoph Schmelzer
Wilhelm Schmelzer
Christian Bosse
Andreas Ackermann
Christian Franke
Christian Köppe
Gottfried Bruckhaus
Christian Trebes
Friedrich Edner
Gottfried Neubert
Christoph Lichtenfeld
Heinrich Ulrich
Carl Franke
Gottfried Schumann
Daniel Hiller
Phillipp Rosenbaum