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12/2012
Vom Kupferhammer und der Prinz Carlshütte zum Draht- und Seilwerk
- vom Kupfer zum Stahl -
Quellen :
Wilcke, W. F., „Geschichte des Hüttenortes Rothenburg an der Saale“, Rothenburg 1832;
Stuffrein, P., „Zeittafel der Geschichte von Rothenburg an der Saale“;
Trosien, H.G., Borcherdt, J., Oelke, A., „Draht- und Seilwerk Rothenburg“ in
„Mansfeld. Geschichte des Berg- und Hüttenwesens“, Bd. 3, S. 245-266, Bochum/Eisleben 2008
Mehrere
Faktoren
begünstigten
die
Entwicklung
des
Ortes
Rothenburg
zu
einem
bedeutenden
Industriestandort.
Die
den
Ort
begrenzende
Saale
mit
ihrer
Wasserkraft
und
den
Möglichkeiten
zum
Transport
von
Lasten
wie
auch
die
bergbauliche
Erschließung
der
näheren
Umgebung
(Könnern,
Golbitz,
Kirchedlau,
Wettin)
Mitte
des
14.
Jahrhunderts
führten
dazu,
dass
mehrfach
die
Verhüttung
von
Kupferschiefer
in
Angriff
genommen
wurde
und später auch Anlagen zur Weiterverarbeitung des gewonnenen Rohstoffs „Kupfer“ errichtet wurden.
So begann die „Mansfeldsche Gewerkschaft“ 1819 am Mühlgraben (heutiges Betriebsgelände WDI,
Werk
II)
mit
dem
Aufbau
eines
Kupferhammer-
und
Walzwerkes,
später
durch
ein
Messingwerk
erweitert,
in
dem
Tafeln
(Bleche),
Stangen,
Kessel,
Geschirr
aus
Kupfer
gefertigt
wurden.
Anfangs
nutzte
man
allein
die
Wasserkraft
zum
Betreiben
der
Anlagen.
Allerdings
entstanden
daraus
auch
zeitweilig
erhebliche
Probleme.
So
fehlte
bei
Hochwasser
das
nötige
Gefälle,
und
im
Winter
behinderte
Eis
die
Nutzung
der
Wasserkraft.
Erst
mit
der
Entwicklung
der
Dampfmaschine
konnte
die
Fertigung
kontinuierlicher
und
effizienter
erfolgen.
Die
gesamte
technische
Entwicklung
im
19.
Jahrhundert
führte
auch
zu
einer
weitaus
größeren
Nachfrage
an
Kupferprodukten.
In
dieser
Zeit
wurden
auch
die
ersten
Ziehbänke
in
Rothenburg
in
Betrieb
genommen.
Damit
waren die ersten Ansätze für das Drahtziehen entstanden.
Im Messingwerk wurden ab 1890 insbesondere „Messingnäpfchen“ für die Herstellung von Munition gefertigt.
1840
gründete
Julius
Martini
die
„Prinz
Carlshütte“,
errichtet
in
der
Nähe
der
heutigen
Fähre
gegenüber
dem
Ort
Brucke
(heutiges
Betriebsgelände
WDI,
Werk
I).
Beginnend
mit
einer
Kokerei,
erfolgte
der
weitere
Ausbau
zu
einem
Eisenschmelzwerk,
in
dem
Brauneisenstein
aus
Greifenhagen
mit
Steinkohle
aus
Wettin
verhüttet
wurde.
1844
erfolgte
der
Umbau
zu
einer
Maschinenfabrik
und
Eisengießerei
zur
Herstellung
von
Pumpenteilen. Diese Fabrik hatte ihre Blütezeit um 1890.
Prinz Carlshütte um 1850
Ein kleiner Auszug aus der „Fabrik-Ordnung“ von 1861 verdeutlicht die damaligen Arbeitsbedingungen:
Fabrikordnung 1861 Fabrikordnung 1861 (Textauszug)
Erwähnenswert ist, dass Amalie Martini, die sehr vermögende Witwe des Betriebsgründers, als wohltätige
Spenderin sowohl zu Lebzeiten als auch mit ihrem Vermächtnis aufgetreten ist. So hat sie die
Leichenhalle auf dem Kirchenfriedhof erbauen lassen und der Gemeinde Grundstücke und Gebäude
hinterlassen, um u.a. ein Kinderheim zu errichten.
Nach mehrfachem Besitzerwechsel wurde die Prinz Carlshütte 1917 von der Mansfeldschen
Kupferschieferbauenden Gewerkschaft übernommen.
Diese verlagerte die Messingfabrik (Näpfchenfabrik) vom Standort Mühlgraben in die Prinz Carlshütte,
nachdem das Kupferhammer- und Walzwerk durch einen Brand stark zerstört worden war. Am alten
Standort verblieb nur das Walzwerk, in dem u.a. Bleche aus Neusilber gewalzt wurden.
Mit der Inbetriebnahme eines neuen Kupfer- und Messingwerkes in Hettstedt/Großörner im Jahr 1909
verlagerte die Mansfeldsche Kupferschieferbauende Gewerkschaft wesentliche Fertigungsbereiche in das
neue Werk, wobei die Kapazitäten so bemessen waren, dass die Fertigung des Werkes Rothenburg und
eines weiteren Werkes in Eberswalde bei entsprechender Marktsituation nach Hettstedt/Großörner
verlagert werden konnte.
1926 wurden beide Werke in Rothenburg schrittweise geschlossen. Damit endete vorerst die industrielle
Fertigung von Metallerzeugnissen in Rothenburg.