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06/2008
Insgesamt fünf Anschlußgleise in Könnern und Rothenburg dienten einem regen Güterverkehr. Neben dem
Übergabebahnhof in Könnern gab es nur die Haltestellen Wietschke und Georgsburg. Der Endbahnhof
Rothenburg verfügte über ein massives Dienstgebäude, einen Lokomotivschuppen für zwei Maschinen nebst
Kohlenbansen sowie eine Kopf- und Seitenrampe.Das Aktienkapital der Kleinbahn-Gesellschaft bezifferte
sich anfänglich auf 490 000 Mark. Aktien gezeichnet hatten der Königlich Preußische Staatsfiskus und der
Provinzialverband von Sachsen jeweils in Höhe von 163 000 Mark, der Saalkreis im Wert von 30 000 Mark
sowie sonstige Interessenten. Zu letzteren zählten die Landgemeinde Rothenburg , die 38 000 Mark
aufbrachte, und die „Mansfeld’sche Kufperschieferbauende Gewerkschaft“(1852 gegründet, 1921 in Mansfeld
AG umgewandelt). Letztere beteiligte sich mit 43 000 Mark an der Kleinbahn. Den Betrieb führte die
Kleinbahnabteilung in Merseburg.
Sparsame Betriebsführung
Zunächst waren auf der verhältnismäßig kurzen Strecke beachtliche Transportleistungen zu vollbringen. Als
aber nach dem Ende des 1. Weltkriegs die Rüstungsaufträge für das Messingwerk entfielen, ging das
Verkehrsaufkommen spürbar zurück. Während im ersten Betriebsjahr immerhin 59 687 Tonnen Güter
befördert wurden, handelte es sich ein Jahr später nur noch um 30 823 Tonnen. Durch den Bau eines an der
Georgsburg beginnenden, etwa 200 Meter langen Verladegleises zur Saale mit einem elektrisch betriebenen
Drehkran für den reibungslosen Güterumschlag zwischen Bahn und Schiff hofften die Kleinbahn-aktionäre
und der Betriebsführer, den Güterverkehr wieder steigern zu können. Die 1919 errichtete Gleisanlage erfüllte
aber diese Hoffnungen nicht, da sich der Umschlagbetrieb stets in Grenzen hielt. Um den neu errichteten
Anschluß sowie die Beschaffung je eines Personen- und Gepäckwagens finanzieren zu können, mußte das
Aktienkapital der Kleinbahn-Gesellschaft im Jahre 1920 um 210 000 Mark erhöht werden. 1924, mit
Einführung der Goldmark, wurde das Aktienkapital der Kleinbahn Könnern – Rothenburg um die Hälfte
verringert und auf 350 000 Reichsmark (RM) festgelegt. Ende der zwanziger Jahre mußte das Georgsburger
Anschlußgleis etwas verändert werden, da die dortige Saalefähre durch eine Brücke ersetzt wurde. Nach der
endgültigen Stilllegung des Rothenburger Messingwerks im Jahre 1926 stellte auch die Zuckerfabrik Könnern
ihre Produktion ein. Damit hatte die Kleinbahn-Gesellschaft ihre wichtigsten Frachtkunden verloren. Um die
Rothenburger Kleinbahn vor dem Konkurs zu retten, übernahm vom 16. August 1926 an die Kleinbahn Bebitz
– Alsleben die örtliche Betriebsleitung. Nachdem die Lokomotiven für den Einmannbetrieb hergerichtet
worden waren, beschäftigte die Kleinbahn Könnern – Rothenburg nur noch einen Lokführer und einen
Oberschaffner, der außerdem die Stationsgeschäfte auf dem Bahnhof Rothenburg zu erledigen hatte. Beide
Eisenbahner brachten 1928 insgesamt 10 170 Fahrgäste und 32 186 Tonnen Güter sicher ans Ziel. Immerhin
war es möglich geworden, den Bahnbetrieb aufrechtzuerhalten, wenngleich das Verkehrsaufkommen erst im
Jahre 1933 mit 4000 beförderten Personen und 14 000 Tonnen Gütern den absoluten Tiefpunkt erreicht
hatte.
Vor und nach dem Zweiten Weltkrieg
Die verstärkte Rüstungsproduktion ab Mitte der dreißiger Jahre bedeutete zugleich eine Renaissance für die
Rothenburger Betriebe.Im Bereich der Werkanschlußgleise entstand ein besonderer Bahnsteig für den
Berufsverkehr. Die plötzlich durch einen regen Berufs- und Güterverkehr frequentierte Strecke hatte eine
bislang nie gekannte Bedeutung erhalten. Das vom 9. Juli 1943 an als Eisenbahn-AG Könnern-Rothenburg
firmierende Unternehmen überstand den 2. Weltkrieg ohne Schaden, so dass der Zugverkehr bereits im Juni
1945 wieder aufgenommen werden konnte. Die örtliche Betriebsleitung nahm nun die Eisenbahn-AG
Wallwitz-Wettin wahr. Ab 1947 gehörte die Stichbahn Könnern-Rothenburg zu den Sächsischen
Provinzbahnen GmbH, die aus der früheren Kleinbahnabteilung hervorgegangen waren und ab 1948 als
„Vereinigung Volkseigener Betriebe des Verkehrswesens Sachsen-Anhalt – Landesbahnen“ bezeichnet
wurden.(Fortsetzung folgt)
Impressum :Rothenburger Geschichte(n) Schriftenreihe Nr. 2 / August 2008
500 Jahre Industriegeschichte Rothenburg a.d.Saale e.V., Am Kindergarten 11, 06420 Rothenburg/S.
Verantw.: P. Stuffrein
Eisenbahngeschichte Könnern – Rothenburg (Saale) – Teil I
Die nachfolgenden Ausführungen beruhen auf einem Artikel von
G. Zieglgänsberger in W.D. Machel, Neben- und Schmalspurbahnen in Deutschland, o.O., o.J., Sammlung
Fortsetzung