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12/2011
Franz Wilhelm Werner von Veltheim -
eine bedeutende Persönlichkeit von Rothenburg
Die nachfolgenden Ausführungen beruhen u. a. auf
Nekrolog. In: Der Bergfreund, ein Zeitblatt für Berg- und Hütten-leute, Band 2, S.381-385, Eisleben 12.2.1840 ,
Rothenburger Geschichte in Nr. 11 u. 12/2010, Das Oberbergamt Rothenburg/S. (1772 - 1815)
F O R T S E T Z U N G
Nachdem der bis Anfang Februar 1815 als Leiter des Oberbergamtes Rothenburg eingesetzte Berg-hauptmann
Christoph Ludwig Arnold Wille nach Westfalen versetzt worden war, übernahm Ober-bergmeister Franz
Werner von Veltheim dessen Nachfolge. Gemäß der Anweisung des preußischen Finanzministers von Bülow,
dass das Oberbergamt von Rothenburg nach Halle verlegt werden sollte (bereits 1806 gab es derartige
Überlegungen), war von Veltheim auf der Suche nach einem geeigneten Gebäude in Halle erfolgreich. Bereits
am 6. November 1815 nahm das Oberbergamt die Arbeit im neuen Domizil in Halle am Domplatz auf.
Im gleichen Jahr wurde auch die Grafschaft Mansfeld Preußen zugeordnet und war damit dessen
bedeutendster Kupfer- und Silberlieferant. Die Mansfeldische Kupferschiefer bauende Gewerk-schaft
entwickelte sich im 19. Jahrhundert zum wirtschaftsstärksten Privat-Unternehmen im König-reich Preußen.
Der Staat förderte diesen Bergbau mit besonderem Interesse. Auch die Führungs-kräfte wurden durch den
Staat ausgewählt (durchsetzungsstarke Personen, preußische Tugenden und hervorragende Kenntnisse im
Bergbau waren die Kriterien). Nur Franz Wilhelm Werner von Veltheim konnte diese Anforderungen erfüllen.
Die Funktion des Direktors (als Berghauptmann) im „Oberbergamt für die Niedersächsisch-Thüringischen
Provinzen“ übte von Veltheim 20 Jahre lang aus. Dabei erwarb er sich umfangreiche Kenntnisse über seine
Region. Der Wettiner und Löbejüner Steinkohlebergbau erlebte durch ihn eine neue Blüte. An der Errichtung
des Kupferhammers in Rothenburg hatte er auch maßgeblichen Anteil. Auch als Landwirt und
Landschaftsplaner auf seinen Liegenschaften Schönfließ, Stolpe, Glienecke, Groß-Weißand und Ostrau hat
sich von Veltheim einen Namen gemacht. Seine und seines Bruders Karl Achaz Vermögensverhältnisse hatten
sich durch die ihnen zugefallene von Pannewitzsche Erbschaft (seitens der Mutter) der in der Mark gelegenen
Forstgüter Schönfließ, Stolpe und Glienicke günstiger gestaltet, so dass es ihnen bei ihrer Solidität und großer
Sparsamkeit möglich wurde, ihr altes Familiengut Ostrau zu entschulden sowie das Gut Groß-Weißand zu
übernehmen.
Seine anstrengende Arbeit hat es ihm jedoch nicht möglich gemacht, seine reichen Erfahrungen und
vielfältigen Beobachtungen in größeren schriftlichen Abhandlungen der Nachwelt zu über-liefern. Nur
kleinere, aber sehr wertvolle Schriften hat er hinterlassen.
1835 wurde Veltheim zum Oberberghauptmann und Direktor der Abteilung für das Berg-, Hütten- und
Salinewesens im preußischen Finanzministerium in Berlin als Nachfolger des verstorbenen Johann Karl
Ludwig Gerhard berufen. Dieser hatte als väterlicher Freund den Lebensweg von Veltheims von frühester
Jugend an fördernd begleitet. Franz Wilhelm Werner von Veltheim übte damit das höchste bergmännische
Amt im Königreich Preußen aus.
Aus Anlass der Ernennung zum Oberberghauptmann und seiner Versetzung von Halle nach Berlin erhält er als
Abschiedgeschenk von den Beamten des „Niedersächsisch- Thüringischen Oberbergamtes“ den so genannten
„Veltheimkrater“.
Dieser silberne Pokal ist dem antiken Medici-Krater nachgebildet. Auf einer
Sockelplatte des Pokals sind eine Inschrift und drei Ansichten von
Bergwerken und Hütten eingraviert. Die Inschrift lautet:
DEM KÖNIGL. PREUSS. OBER-BERG-HAUPTMANN UND RITTER etc.
HERRN FREIHERRN F. W. W. VON VELTHEIM ZUR ERINNERUNG AN
SEINE WIRKSAMKEIT VON 1810 BIS 1835
EHRFURCHTSVOLL GEWIDMET VON DEN BEAMTEN DES
NIEDERSÄCHSISCH THÜRINGISCHEN OBER-BERG-AMTSDISTRICT.
Auf der unteren Sockelplatte haben sich die 145 Stifter des Pokals eingetragen. Der Pokal besteht aus
Mansfelder Silber und wurde von dem Hofjuwelier der preußischen Könige, Johann George Hossauer
(1794-1874), angefertigt; als Graveur betätigte sich Christoph Carl Pfeuffer (1801-1861).
Der Veltheim-Pokal gilt als eines der wichtigsten, ausdrucksstärksten und aufwändigsten Geschenke mit
bergmännischem Hintergrund aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Auf den vier rechteckigen Flächen
des Sockels sind das Veltheimsche Wappen mit Helmzier, eine Ansicht der Stadt Halle, eine Ansicht der
Stadt Wettin oberhalb der Saale mit den dortigen Steinkohlebergwerken sowie die schon genannte
Widmung eingraviert.. 1927 wurde nachträglich eine gravierte Inschrift angebracht:
„DR. HANS-HASSO von VELTHEIM-OSTRAU 1927“.
Der Veltheim-Krater hat sich bis spätestens 1940 im Besitz der Familie von Veltheim befunden. 1976
wurde er in Berlin versteigert, 1997 tauchte er erneut im Berliner Kunsthandel auf. Seit dieser Zeit befindet
er sich im Besitz des Deutschen Bergbau-Museums Bochum.
Veltheims Zeit als oberster Bergmann in Preußen dauerte jedoch nur bis zum Sommer 1839. Er erkrankte
erneut heftig an einem seit zehn Jahren bestehenden Unterleibsleiden, so dass er das Ausscheiden aus dem
Staatsdienst als einzige logische Schlussfolgerung sah. Er beantragte deshalb beim König seine
Entlassung, welcher dem Gesuch auf Grund der Verdienste von Veltheim stattgab. Mitte Dezember
verschlimmerte sich seine Krankheit, so dass er am 31. Dezember 1839 auf dem Gut seines Bruders Karl
Achaz in Schönfließ nördlich von Berlin verstarb. Nur 12 Stunden vor ihm war seine einzige Tochter
gestorben.
In
seiner
Laufbahn
hat
Franz
Wilhelm
Werner
von
Veltheim
mehrere
hohe
Auszeichnungen
erhalten
und
wichtige Funktionen innegehabt:
•
Ritter des Roten Ordens 2. Klasse mit Stern und Eichenlaub
•
Eisernes Kreuz 2. Klasse am weißen Band
•
Mitglied der Kaiserlich Leopoldinisch–Carolinischen Deutschen Akademie der Natur-wissenschaftler (Leopoldina) in
Halle/Saale. Die Leopoldina ist die älteste naturwissen-schaftliche Gelehrtenvereinigung der Welt (1672 durch Kaiser
Leopold I. bestätigt).
•
Präsident des Geschichtsvereins Thüringen -Sachsen von 1824 – 1839
•
Seit 1837 war er Mitglied des preußischen Staatsrates.
Berühmtheit
erlangte
der
patriotische
Franz
Wilhelm
Werner
von
Veltheim
auch,
als
er
1813
zur
Bildung
des „Königlich Preußischen Mansfelder Pionier-Bataillons“ aufrief. Das Bataillon bestand aus
4
Kompanien
mit
jeweils
123
Mann
und
3
bis
4
Beamten
als
Offiziere.
Das
Kommando
erhielt
Kapitän
von
Biberstein. Als Uniform diente die Bergmannstracht. Aus Rothenburg nahmen daran 23 Männer teil.
Die
4.
Kompanie,
sie
gehörte
dem
4.
Armeecorps
unter
Marschall
Blücher
an,
nahm
an
den
Kämpfen
um
Paris teil und marschierte am 7. Juli 1815 als erste von allen preußischen Truppen dort ein.
Impressum:
Industriegeschichte Rothenburg an der Saale e.V. , OT Rothenburg, Am Kindergarten 11, 06193 Stadt Wettin-Löbejün
Verantw. Ausgabe Nr. 19 – P. Stuffrein