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06/2010
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Das Oberbergamt Rothenburg/S. (1772 – 1815) Teil I
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Die nachfolgenden Ausführungen beruhen auf „150 Jahre preußische Bergverwaltung im mitteldeutschen Bergbau. Festschrift aus Anlass des 150jährigen Bestehens des Oberbergamtes in Halle a. S.“, Halle 1922 „225 Jahre Oberbergämter und Bergbehörden in Halle an der Saale. Festschrift aus Anlass des 225. Jahrestages der Gründung des Magdeburg Halberstädter Oberbergamtes am 29. Dezember 1772 in Rothenburg a. S., aus dem 1815 das Oberbergamt in Halle a. S. hervorgegangen ist“, Hrg. Bergamt Halle1998.
Als das Magdeburg – Halberstädter Oberbergamt zwischen 1772 und 1815 in Rothenburg/S. residierte, erreichte der Ort eine gesellschaftliche Blüte, die weit in das damalige Preußen ausstrahlte und prominente Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Kultur als Besucher anzog. Eine solche Bedeutung hat der kleine Ort nie wieder erreicht. Vorgeschichte Entscheidende Grundlage für die wirtschaftliche Entwicklung von Rothenburg/S. war der Bergbau. Er ging auf die Zeit Heinrichs I. (um 875 - 936) zurück, als fränkische Bergleute in die Bergwerke des Harzes geholt worden waren. Damit breitete sich der Bergbau auch in die Mansfelder Gegend aus. Der Legende nach begannen 1199 die aus dem Harz stammenden Berghauer Nappian und Neucke am Kupferberg bei Hettstedt mit dem Abbau von Kupferschiefer. Das Jahr 1200 gilt als Beginn des Mansfelder Kupferschieferbergbaus. Frühzeitig erkannte man in Hettstedt, dass der Kupferschiefer an den Rändern des Grundgebirges auch an anderen Stellen zu Tage ausstrich. Es kann angenommen werden, dass bereits im 13. Jahrhundert auch bei Rothenburg und Wettin nach Kupfererz geschürft wurde. Urkundlich wurde der Bergbau in der Rothenburger Umgebung erstmals 1350 erwähnt. Schon 1446 verlieh Erzbischof Friedrich III. von Magdeburg den hiesigen Bergbau an Heinemann und Habundus Laß, welche die Erze in einer Schmelzhütte in Kirchedlau verarbeiteten. In Rothenburg wurde 1550 durch Bischof von Lebus (Domherr von Halberstadt) eine erste Schmelzhütte errichtet, mit der hier der Kupferschieferbergbau grosse Bedeutung erlangte.. Selbst der Magdeburger Erzbischof Sigismund (Markgraf von Brandenburg) beteiligte sich mit 20000 Talern am Bau der Schmelzhütte. Der Kupferschiefer kam zu dieser Zeit aus Gruben westlich der Saale bei Naundorf (heute Strenz- Naundorf), aus der Grube „Alter Mann“ in Könnern (in der Nähe des Hospitals) und südlich von Wettin bei Döblitz. Der Bergbau war in voller Blüte. Es waren um diese Zeit etwa 500 Bergleute mit 160 Pferden in der Umgebung von Rothenburg beschäftigt. Wegen kriegerischer Auseinandersetzungen kam der Bergbau um 1566 zum Erliegen. Erst nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) begann nunmehr unter Preußen (seit 1680) ein neuer Aufschwung. Eine neue Ära Die für Preußen wichtigen Rohstoffe, so Kupfer und Steinkohle, standen als bergrechtliche Mineralien nicht dem Grundstückseigentümer zu, sondern fielen unter das Bergregal (Regalien : Im 11. Jh. entstandene Bezeichnung für die dem König zustehenden Hoheitsrechte). Dies bedeutete, dass die Bodenschätze des Bergregals zwar nicht dem Staat gehörten, er aber Gewinnungs- und Aneignungsrecht als Privileg verleihen konnte. Im Jahr 1690 wurde der Bergbau in Helfta wieder aufgenommen, ohne jedoch den erwarteten Ertrag zu bringen. Aus diesem Grunde reaktivierte Kammerpräsident Freiherr von Knyphausen den Bergbau um Rothenburg/S. Er erhielt von Friedrich III. (1657 1713), damals noch Kurfürst von Brandenburg, das Rothenburger Schloss und Gelände zwecks Anlegung einer Schmelzhütte und Errichtung von Wohnungen für „Bergofficianten“ als Schenkung. In diesem Zusammenhang wurde das „Amt“ (Sitz des Verwalters der Güter des Erzbistums Magdeburg), das sich bisher im Schlossgelände befunden hatte, auf den „Amtsberg“ verlegt. Von Knyphausen bildete eine 400teilige Gewerkschaft (im Bergrecht eine alte Unternehmensform mit einer genossenschaftlichen Betriebsführung), die durch das Privileg vom 12. Dezember 1691 eine besondere Verfassung erhielt. Dieses Privileg stellte zum ersten Male für die Wettin - Rothenburger Gegend (Kupferschiefer und Steinkohle) bergrechtliche Normen auf, die auch von späteren Bergordnungen übernommen wurden. Unter anderem hatte die Gewerkschaft die Befugnis bzw. das Recht, ein Bergamt zu errichten. Dieses Bergamt wurde dann 1693 in Wettin für die Wettiner und Rothenburger Werke gegründet. Es war unmittelbar dem Kurfürsten unterstellt. Durch dieses Bergamt wurden erstmalig Festlegungen, Normen und Vorschriften für den Kupferschieferbergbau um Rothenburg und auch für den Steinkohlebergbau um Wettin und Löbejün aufgestellt (Bergordnung). Andere Aufgaben waren Leitung des Betriebes, Verwaltung der Geschäfte, Gerichtsbarkeit in Bergwerksangelegenheiten und Strafsachen sowie die Befugnis zur Vergabe von Abbaurechten. 1696 wurd das Bergamt Wettin durch eine so genannte „Interims-Ordonnanz“ (Übergangsorder) dem Oberbergdirektorium zu Cölln an der Spree“ unterstellt. Es war die erste Aufsichtsbehörde über ein Bergamt in der mitteldeutschen preußischen Bergverwaltung. Wegen der großen Entfernung nach Berlin bewährte sich diese Regelung jedoch nicht, und 1714 wurde die Oberaufsicht nach Halle zur Magdeburgischen Amtskammer“ verlegt. Auf Grund der Misserfolge des Wettiner Steinkohlebergbaus verpachtete König Friedrich Wilhelm I. (1688 1740, seit 1713 König von Preußen) schließlich die Gruben an zwei Privatleute und verkaufte auch seine Anteile an Rothenburger Kupferschieferbetrieben an die Gewerkschaft. Deshalb kam es zur Aufspaltung der preußischen Bergverwaltung auf Bergamtsebene. Es wurde nunmehr neben dem bestehenden Bergamt in Wettin im Jahr 1714 das „Rothenburger Bergamt“ gegründet. Von da an nahmen der Wettiner- und der Rothenburger Bergbau getrennte Wege. Nach kurzer Blütezeit geriet der unter gewerkschaftlicher Führung stehende Rothenburger Kupferschieferbergbau wegen zunehmend hoher Wasserzuflüsse in den Gruben, vor allem 1750 in Golbitz, immer mehr in Schwierigkeiten. Auch die Angliederung der Werke auf der Friedeburgerhütte an Rothenburg (1744) konnte daran nichts ändern. Schließlich kaufte der preußische Staat 1768 für 200 000 Taler die Rothenburger Werke von der Gewerkschaft zurück und vertraute sie der Aufsicht des Bergamts Rothenburg an. Im Jahr 1772 erschien die auf der Schlesischen Bergordnung von 1769 aufbauende „Magdeburg- Halberstädter Bergordnung“ , die nach 76 Jahren die seit 1696 gültige „Interims-Ordonnanz“ ablöste. Mit dieser neuen Bergordnung wurde unter Friedrich II. („Friedrich der Große“, auch „Der Alte Fritz“, 1712 – 1786, seit 1772 König von Preußen) eine weitgreifende Bergrechtsreform umgesetzt.