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03/2020
Rothenburg 2019 – ein Jahresrückblick
Quelle: P. Stuffrein, Zeittafel der Geschichte von Rothenburg an der Saale, Rothenburg 2019
Süddeutschland versank Anfang Januar im Schneechaos. Während es dort tagelang schneite, gab es in
unserer Gegend nur ein paar Schneekrümel.
Der Februar zeigte sich frühlingshaft. Statt Kälte und Schnee gab es wochenlang Sonnenschein. Die
Temperaturen erreichten z. B. am 14. Februar plus 16 °C. Am 3. März 2018 war die Saale völlig zugefroren,
ein Jahr später war die Schneeglöckchenblüte fast vorbei.
Im Februar kam es am Landgericht in Halle wegen sexuellem Missbrauch in 486 Fällen zuerst an seiner
Tochter und später an seinem Sohn durch einen 45-jährigen Mann zum Prozess. Der ehemals in Rothenburg
Wohnende saß seit dem 13. August 2018 in Untersuchungshaft und hatte die Vorwürfe im Ermittlungs-
verfahren bereits eingeräumt. Ihm drohte eine langjährige Haftstrafe. Nachdem die Staatsanwaltschaft zwölf
Jahre Haft beantragt hatte, wurde er durch das Gericht zu zehn Jahren Haft verurteilt. Das Gericht blieb unter
dem Antrag der Anklage, weil der Angeklagte sich zu einer Zahlung von 45.000 € an seine Tochter und 8.000
€ an seinen Sohn verpflichtet hatte (MZ vom 05.03.19).
Am 2. März fand der traditionelle Jumbo-Fasching statt und war wieder ein voller Erfolg.
Die MZ berichtete am 5. März, dass das Skisprungtalent Josephin Laue vom SFV Rothenburg die
Gesamtwertung des Deutschlandpokals gewonnen hat. Nach 14 Wettbewerben der Nachwuchsserie setzte
sich die 18-jährige Hallenserin mit 359 Punkten gegenüber ihren Konkurrentinnen durch.
Am 14. März wurde um 17.00 Uhr in der Dauerausstellung des Vereines „500 Jahre Industriegeschichte
Rothenburg/Saale“ der Plan zur Errichtung einer „Aussichtsplattform Saaledurchbruchstal bei Rothenburg“
durch den Verband „Naturpark Unteres Saaletal“ mit Sitz in Bernburg vorgestellt. Auf dem Saalberg in Höhe
der Garagen soll ein Aussichtspunkt mit einer Bank, einem Panoramabild des Saaledurchbruchstal bei
Rothenburg und einer Informationstafel aufgestellt werden.
Sturmtief „Eberhard“ zog am Sonntag dem 10. März über Deutschland. Im Saalekreis gab es mehrere
Dutzend Einsätze der Feuerwehren, um umgestürzte Bäume und Schäden an Dächern zu beseitigen. Es gab
Windgeschwindigkeiten von 125 Kilometer pro Stunde. Dem Tief „Eberhard“ folgten Tief „Franz“, Tief
„Gerhard“ und Tief „Heinz“.
Eine 34-jährige Altenpflegerin wurde am 25. März abends von ihrem 54-jährigen Patienten im Wettiner Weg
mit einem Stock schwer verprügelt. Nur Knapp entkam sie einer vermutlich lebensgefährlichen Situation,
als der Patient mit roher Gewalt auf sie eindrosch und schwer verletzte. In Panik lief die Altenpflegerin auf
die Friedensstraße und ließ sich blutüberströmt gegenüber dem Geldautomaten der Sparkasse auf dem
Bürgersteig nieder. Dort wurde sie von einer jungen Lehramtsstudentin entdeckt, die sofort die Polizei und
einen Krankenwagen verständigte. Bis zu deren Eintreffen wurde die Verletzte durch Einwohner erstversorgt
und dann zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus eingeliefert. Auch der stark alkoholisierte Täter,
dessen Stock man noch am Tatabend sicherstellte, wurde in ein Krankenhaus gefahren. Gegen ihn wurde
wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt.
Der SFV Rothenburg lud am 6. April zum „Tag der offenen Tür“ auf den Sprungschanzen zu einem
Schnuppertraining für Kinder von 5 bis 12 Jahren ein. Etwa 100 Zuschauer verfolgten die Sprünge.
In den Vormittagsstunden des 22. April kam es im Stammbetrieb der WDI in Hamm zu einem Großbrand, bei
dem die dortige, vor ca. 40 Jahren erbaute Beizanlage völlig abbrannte. Zur Aufrechterhaltung der
Produktion in diesem Betrieb war die Hilfe des Rothenburger Werkes notwendig. Die in Hamm benötigten
Walzdrähte wurden zunächst per Bahn aus den betreffenden Stahl-Walzwerken nach Rothenburg
transportiert, hier gebeizt und anschließend mit LKW nach Hamm befördert. In der 1987 in Betrieb
genommenen Beize im Werk Rothenburg musste die rollende Woche eingeführt werden. In Hamm soll bis
Ende 2020 wieder eine neue Beize mit einer Jahreskapazität von 550.000 t errichtet werden.
Volker Nebeling, ein ehemaliger Rothenburger, überlieferte dem Autor dieses Rückblickes im April eine
Geschichte aus den 60-iger Jahren über Ernst Tarlatt, der den alten Rothenburgern mit Sicherheit ein Begriff
ist. Familie Nebeling wohnte damals im Haus von Ernst Tarlatt, wo ein enger Kontakt zwischen den Familien
bestand. Ernst war nicht nur Inhaber eines Gemischtwarenladens in der Friedensstraße, sondern er pflegte
auch Exportgeschäfte mit Weinbergschnecken, vor allem nach Frankreich. Als Schuljunge durfte Volker die
Schnecken mit sammeln und bekam 0,50 Mark der DDR pro kg als Lohn. So krochen denn Ernst und Volker
besonders nach feuchtem Tagen durch Rothenburger Gestrüpp und Gehölze und sammelten
Weinbergschnecken. Diese wurden dann in Kisten verpackt und versandt, was damals vorzugsweise mit der
Bahn geschah. So landeten die Schnecken zuerst in der Kleinbahn nach Könnern. Während einer Fahrt, bei
der die damals als „Minka“ bekannte Schaffnerin Frau Schindler Dienst hatte, gab es große Aufregung in der
Bahn, denn „Minka“ kreischte voller Entsetzen während der Fahrt nach Könnern laut auf. Der Grund war,
dass die Schnecken aus der Kiste krochen, die offensichtlich beschädigt worden war. Dadurch erfuhren nun
nicht nur die Schaffnerin selbst, sondern viele Rothenburger von Ernst Tarlatts Schneckenhandel.
Der Monat April war durch viel zu wenig Niederschläge gekennzeichnet. In vielen Gegenden wurde bereits
die Waldbrandwarnstufe 5 ausgerufen. Wann hat es dies im Monat April jemals gegeben?
Am 4. Mai fand das „52. Skispringen zur Baumblüte“ des SFV Rothenburg statt. Das Training begann um
9.30 Uhr, die eigentlichen Wettkämpfe begannen um 13.30 Uhr. Sportmoderator Klaus Dreisbach
kommentierte wieder die einzelnen Sprünge welche von ca. 200 Zuschauern verfolgt wurden. 85 Springer
kämpften um die ersten Plätze. Sechs Springer ka-men aus Lettland und zwei Springer aus Tschechien. Aus
Rothenburg starteten 21 Springer.
Bei der Kommunalwahl am 26. Mai gab es folgende Ergebnisse:
Schreiber, Willi 182 Stimmen Stimmen
Strzoda, Mario 108 „ Menz, Dieter 41
Karras, Peter 107 „ Schubert, Sandra 156
Westphal, Jörg 244 „
Aus Rothenburg ist Sandra Schubert im Stadtrat vertreten. W. Schreiber wurde erneut zum Ortsbürgermeister
ernannt, obwohl J. Westphal die meisten Stimmen erhielt.
Anfang Juni gab es auf der Saale einen spektakulären Transport zu beobachten. Von Leuna wurde eine 416
Tonnen schwere Produktionsanlage mittels Schwerlasttransport nach Pfützthal an die Saale transportiert und
dort auf ein Saaleschiff verladen. Die Fracht ging dann auf Saale und Elbe in Richtung Hamburg und von
dort Richtung Asien.
Zum Lindenblütenfest, das am 22./23. Juni in den Franckeschen Stiftungen in Halle gefeiert wurde, gab es
auch in diesem Jahr wieder Brot aus einem 1741 erbauten Backofen, welches von der Rothenburger Bio-
Bäckerin Gerhild Fischer gebacken wurde. Die 121 Roggenmischbrote waren innerhalb von 25 Minuten
vergriffen.
Wie die MZ am 11. Juli verkündete, beendete Andreas Wank seine aktive Laufbahn als Ski-Springer. Er
wolle künftig im Trainer-Team mitarbeiten.