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Schule ist schlechthin eine Einrichtung zur Bildung und Erziehung der heranwachsenden Generation. In ihr
werden Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten für die Zukunft vermittelt.
In Deutschland entstanden im 9. Jahrhundert erste Klosterschulen. In Rothenburg/S. gab es bis zur
Reformation keine Schule. Pfarrer Wilcke schrieb in der von ihm 1832 verfassten Ortschronik:
„ … so wuchs denn die Jugend in Rohheit, Unsittlichkeit und Aberglaube auf“.
Die bis dahin herrschende katholische Kirche hatte kein Interesse an einer Schulbildung für Kinder. Sie legte
nur Wert auf kirchliche Zeremonien und ehrfurchtsvolle individuelle Unterwerfung.
Mit und nach der Reformation wurde gemäß den neuen gesellschaftlichen Bedingungen immer mehr der
Wert von Bildung mittels geregeltem Schulunterricht erkannt. Deshalb wurde bereits 1556 in Rothenburg/S.
die Stelle des Küsters in eine Schulmeisterstelle umgewandelt.
Im gleichen Jahr erfolgte auch der Bau einer Schule an der Kirche. Diese wurde jedoch während des
Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648) zerstört; gleiches Schicksal ereilte die Kirche, von der zunächst allein
der Kirchturm stehen geblieben war. Der Neubau von Schule und Kirche erfolgte 1650. Diese Schule wurde
nunmehr von einem protestantischen Schulmeister geführt.
Im Orte selbst kam dem Hüttenwesen zunehmende Bedeutung zu. Die Bevölkerung wuchs und mit ihr die
Zahl der Kinder. Das zuständige Bergamt war mit der Leistung des amtierenden Schulmeisters zunehmend
unzufrieden und gründete deshalb für die Kinder der Hüttenarbeiter eine eigene Schule, die „Hüttenschule“.
Eingerichtet war sie in einem Betriebswohnhaus in der Nähe des späteren „Schlafhauses“ (ursprünglich
Frauenwohnheim, dann Wohnungen, 1992 abgerissen).
Somit existierten damals in Rothenburg zwei Schulen: Ein Schulmeister Hartmann leitete die
Gemeindeschule und Schulmeister Johann Gottlieb Walther die Hüttenschule, die bis 1777 bestand. Danach
wurden die Schulmeisterfunktionen wieder in eine Hand gelegt, nach Ablösung von Hartmann in die von
Walther.
Die wachsende Kinderzahl erzwang die Erweiterung der Schule im Jahre 1798: In dem von Pastor Grell
zwischen 1708 und 1712 errichteten Waisenhaus (siehe „Rothenburger Geschichte(n)“ Nr. 5 2009 ) wurden
ein Klassenzimmer für 45 Schüler sowie eine Lehrerwohnung eingerichtet. Die Einweihung erfolgte am
Neujahrstag 1799.
Zu dieser Zeit befand sich das Preußische Magdeburg-Halberstädtische Oberbergamt in Rothenburg/S.
(1772-1815); es hatte sich verpflichtet, die Erhaltung der Räume und die Bezahlung des Schulleiters, Rektor
Hofmeister, zu übernehmen. Mit dem Tode von Hofmeister am 22.09.1823 wurden die Zahlungen durch das
Oberbergamt eingestellt. Die Stelle des Rektors wurde dem preußischen Staat unterstellt.
Das Klassenzimmer im Waisenhaus und das Schulgebäude an der Kirche hatten bis 1851 Bestand.
Am 06. Juni 1860 begann der Bau einer neuen Schule (heute „Alte Schule“; siehe „Rothenburger
Geschichte(n) Nr. 13 2009) unterhalb der Kirche. Sie wurde 1861 fertiggestellt und zu Ostern bezogen.
Klassenzimmer und Lehrerwohnung im Waisenhaus wurden dadurch frei und als Wohnungen hergerichtet.
Die neue Schule umfasste zwei große Klassenräume und zwei Wohnungen für Lehrer.
Der Unterricht erfolgte im Mehrklassensystem und gestaffelt:
1. und 3. Klasse durch den 1. Lehrer und 2. und 4. Klasse durch den 2. Lehrer. Die Unterrichtszeiten lagen
jeweils Vor- und Nachmittags. Dieses Schulgebäude wurde bis 1984 genutzt.
1892 wurde unmittelbar neben der Kirche ein weiteres Schulgebäude mit einer Lehrerwohnung errichtet. Die
Einweihung erfolgte am 10.04. 1893. Damit standen in Rothenburg/S. 3 Klassenräume und drei
Lehrerwohnungen zur Verfügung. Dabei blieb es bis 1945.
Während der beiden Weltkriege mussten zwei Lehrer häufig acht Klassen unterrichten, d.h. vier
Altersklassen in einem Raum. Dieser Engpass an Lehrkräften herrschte besonders während des II.
Weltkriegs.
Dem Raummangel angesichts der wachsenden Schülerzahl zu begegnen, wurden ab 1946 die Klassen 1 – 6
von vier Lehrkräften in Rothenburg/S. unterrichtet, während die Klassen 7 und 8 zum Unterricht nach
Könnern mussten. Erst ab 1950 war es möglich, letztere in Rothenburg unterzubringen, nachdem im Draht-
und Seilwerk (heute Werk I) zwei Klassenzimmer (später die Betriebsküche) eingerichtet und hinter dem
Kindergarten eine Schulbaracke errichtet worden waren.
1956 wurden die beiden Lehrerwohnungen im Hauptschulgebäude in Unterrichtsräume , Lehrer- und
Direktionszimmer umgewidmet. Damit waren an der Schule acht Klassenräume verfügbar. Sportunterricht
fand bei ungünstigem Wetter im Klassenraum bzw. im Saal der Gaststätte „Zum Burgberg“ (s.
„Rothenburger Geschichte(n)“ Nr. 6 2009), statt. Nach dem Umbau des ehemaligen Produktionsbetriebes
Otto Zahn (siehe „Rothenburger Geschichte(n)“ Nr. 9 2009) in eine Turnhalle konnte ab März 1962 der
Sportunterricht nunmehr geregelt in der Halle und auf dem Sportplatz stattfinden.
1964 verzeichnete die Schule einen Fachunterrichtsraum, sieben Klassenräume, zwei Horträume (Baracke
am Kindergarten), einen Werkraum (in Werk II), neun Lehrkräfte, zwei Horterzieher, eine Pionierleiterin,
eine Schulsekretärin und einen Hausmeister („Wartungskraft“).
Die Entwicklung der Schule im Osten Deutschlands nach Kriegsende, auch in Rothenburg, war geprägt vom
Aufbau eines einheitlichen Schulsystems ( Gesetz vom Mai/Juni 1946 für die Sowjetische Besatzungszone) ,
d.h. einer Einheitsschule. Alle Kinder sollten eine achtjährige Grundschule besuchen, an die sich dann
entweder eine Berufsausbildung oder ein vierjähriger Besuch der Oberschule (später Erweiterte Oberschule,
EOS) anschlossen.
Nachdem bereits am 01.09.1951 erste Zehnklassenschulen eröffnet und ab 1956 als Mittelschulen bezeichnet
worden waren, erhielten diese mit dem am 02.12.1959 von der Volkskammer der DDR verabschiedeten
„Gesetz über die sozialistische Entwicklung des Schulwesens in der DDR“ als Polytechnische Oberschulen
(POS) Pflichtschulcharakter.
Die Kapazität der Rothenburger Schule gestattete jedoch keinen Zehnklassenunterricht. Schüler, die nach der
achten Klasse eine POS besuchen wollten, mussten deshalb zum Unterricht nach Könnern oder Friedeburg.
Erst im Jahr 1965 wurde in einem Seitenflügel der Gaststätte „Zum Burgberg“ in Rothenburg/S. ein
weiteres Klassenzimmer eingerichtet, womit es möglich wurde, am Ort die neunte und im darauf folgenden
Jahr auch die zehnte Klasse zu absolvieren. Die Schule in Rothenburg erlangte damit den Status einer POS.
Im gleichen Zeitraum ergaben sich mit der Eröffnung des modernen Schwimmbades des Draht- und
Seilwerkes auch für den Sportunterricht der Schule neue Betätigungsfelder.
Schule in Rothenburg a.d. Saale
(Von den Anfängen bis zu ihrem Ende)
Quellen: Dr. Wilcke, F., Geschichte des Hüttenortes Rothenburg an der Saale, Rothenburg 1832;
Stuffrein, P., Zeittafel der Geschichte von Rothenburg an der Saale, Rothenburg 2017;
www.wikipedia.de ;
„Rothenburger Geschichte(n)“ Nr. 5 2009, Becker, W.,Das Waisenhaus – Grell‘sche Stiftung;
„Rothenburger Geschichte(n)“ Nr. 6 2009, Voigt, W. Der Schützenverein 1815 e.V. ;
„Rothenburger Geschichte(n)“ Nr. 13 2010, Becker, W. , Stuffrein, P., Denkmalgeschützte Objekte in Rothenburg