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07/2013
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Das Kinderheim in Rothenburg/S. Quellen: - Der Saalkreis, o.O., o.J. (Merseburg 1932) ; - Stümer, R., Mein Leben – im Strom der Zeit, Eutin 1999. (unveröffentlichte Erinnerungen). F O R T S E T Z U N G
In ihren persönlichen Erinnerungen „Mein Leben im Strom der Zeit“, im Kapitel ‚Frühling im Saaletal‘, geht sie auf anrührende Weise auf ihre Rothenburger Jahre ein. Die Stimmung im Frühling scheint es ihr besonders angetan zu haben, und das in schwieriger Zeit und bei angestrengter Arbeit. Sie schreibt unter anderem: Am Abend jenes vergangenen Tages, es muss im Spätherbst 1951 gewesen sein, musste ich mir eine Order aus der Mutterhausschreibstube abholen. Dergleichen Nachrichten waren nicht die besten. Was galts, ich war gespannt. Es war ein sogenannter Marschbefehl, wie wir ihn beim Militär zu nennen pflegten. Die Order: ‚Geh, packe deine Sachen. Morgen in aller Frühe wird Frau Oberin dich auf dein neues Arbeitsfeld begleiten‘ …… Zwei Jahre war ich nun schon in Rothenburg. Bald werde ich mit meinen Kindern die ersten Spaziergänge nach einem langen Winter machen können. Meine Kinder, das sind die Kinder der kleinen Lungenheilstätte in Rothenburg an der Saale. Im Winter gab es nur Liegekuren bei geöffneten Fenstern, denn Liegehallen im Garten hatten wir keine. …Meine Kinderschar, 30 an der Zahl, war im Alter vom Baby bis 15 Jahre... …. Nachdem ich mich eingearbeitet hatte, ging ich daran, die ganze pflegerische Struktur umzubauen. Aber zuerst musste ich den Arzt und die Oberin dafür gewinnen, Besuchszeiten zu verändern, schulische Lehrfächer einzurichten und in den Tagesablauf mit einzubeziehen.“ An anderer Stelle schreibt sie: „Beim Blick durch das Fenster sehe ich die Saale im Sonnenlicht unten im Tal still dahinfließen. Im satten Grün liegen die Wiesen beiderseits des Flusses, und die Laubbäume tragen auch schon ihr grünes Blätterkleid. Ich liebe den Frühling, wenn die kleinen Blumenkinder erwachsen werden, die Knospen an den Ästen blühen und die langen Spaziergänge an dem Ufer der Saale …. Ein schöner Tag verspricht es zu werden. Zudem ist es heute Sonntag und ich habe „dienstfrei“. Den Nachmittag werde ich zu einem ausgiebigen Spaziergang nutzen. Nach der Mittagsruhe mache ich mich auf den Weg. Nur einige Minuten Fußweg und ich bin an der Saale. …. Die Landschaft hat es mir angetan …. Alle Pflichten, Nöten und Sorgen fallen für Stunden ab Es ist Frühsommer, genüsslich schlendere ich auf meinen gewohnten Wegen. Bin an dem Saaleabschnitt angekommen, wo einst Akazienbäume angepflanzt wurden. Wer brachte sie aus einem fernen Land mit ? Die geöffneten Blüten verströmen einen Duft, der rundherum alles vergessen lässt. Der Blütenduft steigt aus dem Tal die Hänge hinauf und erfüllt die Luft.“ Lungenheilstätte Rothenburg - Hinteransicht (um 1952) Betriebs-Ambulatoriun 1986 – seit 2004 leerstehend Impressum: Rothenburger Geschichte(n), Schriftenreihe Nr. 26, Juli 2013, 6. Jahrgang Nr. 2, Verantw. Ausgabe Nr. 26 : Dagmar Hartmann