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06/2012
Zum 1000sten Todestag des in Rothenburg
verstorbenen Erzbischofs Tagino
(gest. 9. Juni 1012)
Die nachfolgenden Ausführungen beruhen auf
Karl Uhlritz: Tagino. In „Allgemeine Deutsche Biographie“ Band 37 , Duncker & Humblot, Leipzig 1894 S. 353-359.
Tagino
(auch:
Tagini,
Dagino,
Tagona)
wurde
in
Dollnhofen
bei
Regensburg
um
970
geboren.
Er
war
der
Sohn
eines
vermutlich
in
Regensburg
ansässigen
begüterten
Edlen
namens
Tagini.
Erzogen
wurde
er
im
Kloster
St.
Emmeram
bei
Regensburg
zusammen
mit
dem
jungen
Heinrich
von
Bayern,
dem
späteren
Herzog
Heinrich
IV.
bzw.
König
und
Kaiser
Heinrich
II.
(973-1024),
mit
dem
er
zeitlebens
befreundet
blieb.
Für
die
Ausbildung
und
den
Unterhalt
seines
Sohnes
widmete
Tagini
dem
Kloster
ein
Gut.
Die
Ausbildung
im
Kloster
lag
in
den
Händen
des
Heiligen
Wolfgang.
Dieser
erzog
die
Knaben
und
Jünglinge
wie
seine
eigenen
Söhne.
In
einer
von
sittlichem
und
religiösem
Ernst
durchdrungenen
Gemeinschaft
wuchs
der
junge
Tagino
heran und erwarb sich für sein ganzes Leben mönchische Zucht und Einfachheit.
Der
junge
Tagino
wurde
zum
Vertrauten
des
Heiligen
Wolfgang,
er
begleitete
ihn
auf
seinen
Reisen
zu
den
Besitzungen
des
Hochstiftes
und
unterstützte
den
Bischof
in
seinen
gottesdienstlichen
Handlungen.
Auf
Grund
der
persönlichen
Verbindungen,
seiner
Dienstwilligkeit
und
des
Eifers
Taginos
war
er
als
Nachfolger
des
Heiligen
Wolfgang
vorgesehen.
Nach
dessen
plötzlichem
Tod
am
31.
Oktober
994
wurde
Tagino
einstimmig
zum
Bischof
gewählt.
König
Otto
III.
(980-1002)
stimmte
jedoch
dieser
Wahl
aus
politischen
Gründen nicht zu.
Weil ihm das Bistum durch den König und Kaiser Otto III. verweigert wurde, ging Tagino zum Hof Herzog
Heinrichs von Bayern und wurde dort dessen Hofkaplan. Heinrich wurde nach dem Tod von Otto III. am 24.
Januar 1002 neuer König. König Heinrich war fest entschlossen, das von Otto II. (955-983)und Papst
Benedict VII. (974-983) 981 aufgehobene Bistum Merseburg wieder herzustellen.
Auf
dem
ersten
Hoftag
vom
24.-28.
Juni
1002
in
Merseburg
wurde
Heinrich
von
den
Sachsen
als
neuer
König
(als
Heinrich
II.)
bestätigt.
Tagino
übernahm
daraufhin
wichtige
Aufgaben
wie
die
Verwaltung
der
königlichen
Güter
in
Sachsen.
Im
gleichen
Jahr
wurde
er
Probst
an
der
von
König
Heinrich
II.
und
Kunigunde
restaurierten
Alten
Kapelle
in
Regensburg
und
verwaltete
seit
1003
von
Regensburg
aus
ein
halbes Jahr lang das Kloster Benediktbeuren.
Am
25.
Januar
1004
starb
der
Magdeburger
Erzbischof
Giselher.
Am
2.
Februar
wurde
Tagino
gegen
den
Willen
des
Domkapitels
von
Heinrich
II.
zum
Erzbischof
ernannt
und
am
2.
Februar
von
Erzbischof
Willigis
von
Mainz
im
Amt
bestätigt,
einem
Amt,
das
er
bis
zu
seinem
Tod
innehielt.
Den
Gegenkandidaten
Walthard setzte er als Stellvertreter ein und bestimmte ihn zum Nachfolger.
Bald
nach
Amtsantritt
bemühte
sich
Tagino
um
die
Wiederherstellung
des
Bistums
Merseburg.
Im
August
1004
weihte
er
Brun
von
Querfurt
als
Wigbert
zum
Bischof
des
Bistums
Merseburg.
Nach
dessen
Tod
am
24.
März
1009
wurde
am
24.
April
1009
Thietmar
von
Walbeck
in
Neuburg
(Bayern)
von
Heinrich
II.
und
Erzbischof Tagino zum neuen Bischof von Merseburg gesalbt.
Während
der
Zeit
Taginos
als
Erzbischof
von
Magdeburg
war
er
weiterhin
im
diplomatischen
Dienst
seines
Königs
tätig.
So
unterstützte
er
Heinrich
II.
bei
dessen
Lieblingsgedanken,
das
Bistum
Bamberg
zu
gründen.
Er
erwarb
umfangreiche
Ländereien
für
das
Erzbistum.
In
Posen
unterzeichnete
er
1005
den
Friedensvertrag
zwischen
Heinrich
und
Boleslaw
I.
von
Polen.
Auch
1008
beteiligte
sich
Tagino
am
nächsten
Feldzug
Heinrichs
gegen
Boleslaw
I..
Er
erweiterte
die
Domkirche
in
Magdeburg
und
soll
auch
das
Mauritiusfest
eingeführt
haben
(nach
dem
durch
Otto
I.
(912-973)
gegründeten
benedektinischen
Mauritiuskloster
in
Magdeburg).
Tagino
begleitete
Heinrich
II.
auch
bei
seinem
dritten
Feldzug
gegen
Boleslaw
I.
im
Jahr
1011.
Er nahm an unzähligen Versammlungen der deutschen Kirche teil.
Unter
anderem
war
er
bei
der
Einweihung
der
Klosterkirche
in
Nienburg
an
der
Saale
am
8.
August
1004
anwesend. Am 6. Mai 1012 weihte er den Blasius-Altar im neuen Bamberger Dom.
Nach
Rückkehr
aus
Bamberg
wollten
Heinrich
II.
und
Tagino
das
Pfingtfest
des
Jahres
1012
in
Merseburg
feiern,
doch
am
frühen
Morgen
am
Pfingstsonntag
fühlte
sich
der
Erzbischof
unwohl,
so
dass
an
seiner
Stelle
Thietmar
von
Merseburg
die
Messe
lesen
musste.
Sein
Zustand
verschlimmerte
sich
rapide.
Seinen
Tod
ahnend,
legte
er
vor
dem
Abt
Siegfried
von
Bergen
und
dem
Bischof
Erich
die
Beichte
ab
und
entschloss
sich
nach
Magdeburg
heimzureisen.
Auf
einem
Schiff
fuhr
er
die
Saale
von
Merseburg
abwärts
bis
zum
Giebichenstein,
wo
er
sich
den
Rest
des
Tages
ausruhen
wollte,
um
am
nächsten
Tag
nach
Rothenburg
zu
reisen.
Noch
gelang
diese
Fahrt,
doch
am
Pfingstmontag
verließen
ihn
in
Rothenburg
völlig
die
Kräfte,
und
er starb am
9. Juni 1012
auf der
Sputinesburg (Rothenburg an der Saale).
Sein
Leichnam
wurde
über
Frose
nach
Magdeburg
überführt
und
im
Chor
in
der
von
ihm
erbauten
und
am
22.
Februar
1008
geweihten
Krypta
des
Magdeburger
Doms
beigesetzt..
Unter
Erzbischof
Rudgar
(1119-1125)
wurden
seine
Gebeine
und
die
von
anderen
Erzbischöfen
geborgen
und
unter
dem
Heilig-Kreuz-Altar
wieder
beigesetzt.
Heute
ist
von
diesen
Grablegungen
im
Dom
zu
Magdeburg
nichts
mehr
nachweisbar.
Vielleicht
wird
bei
erneuten
Grabungen
im
Dom
eines
Tages
das
Grab
von
Tagino
gefunden,
so
wie
das
Grab
der
946
verstorbenen
Editha,
der
Frau
von
Kaiser
Otto
I.,
welches
im
Jahr
2009
bei
archäologischen
Grabungen
entdeckt wurde.
Impressum:
500 Jahre Industriegeschichte Rothenburg an der Saale e. V., OT Rothenburg, Am Kindergarten 11, 06193 Stadt Wettin-Löbejün
Verantw. Ausgabe Nr. 22 - P. Stuffrein