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04/2011
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85 Jahre Fußball in Rothenburg a.d.Saale Nachfolgende Ausführungen beruhen auf „ Geschichte des Fussballvereins in der Gemeinde Rothenburg von 1926 bis 2001“, Hrsg. Autorenkollektiv , Rothenburg 2001
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Im Jahr 1898 wurde in Rothenburg der organisierte Sportbetrieb durch Gründung eines Männerturnvereins ins Leben gerufen. Damit stand Rothenburg in einer Tradition, die von Friedrich Ludwig Jahn ( gen. Turnvater, 1778 bis 1852) Anfang des 19. Jahrhunderts begründet worden war. Ziel dieser Bewegung war, das Volk physisch und moralisch für den Kampf gegen die Napoleonische Fremdherrschaft zu ertüchtigen. In einer Versammlung des Rothenburger Männerturnvereins am 12. November1922 fiel dann der Beschluß, eine Fußballabteilung an den Turnverein anzugliedern. Zum ersten Leiter der neu gegründeten Abteilung Fußball wurde auf der Generalversammlung des Turnvereins am 14. Januar 1923 der Turnbruder Paul Sturm ernannt. Bedauerlicherweise fanden in den Aufzeichnungen des Protokollbuches des Männerturnvereins die Ausgliederung der Fußballabteilung und die Gründung des Fußballvereins „ SV 1926 Rothenburg a.S . e . V . keine Erwähnung. Weder eine Gründungsurkunde noch ein anderes Dokument aus dem Jahr 1926 konnten gefunden werden. Allerdings liefert eine amtliche Rechnung der Firma Stempel Pfautsch aus dem Jahr 1940 über die Anlieferung eines Stempels und dessen Beschaffenheit den Beweis, dass der Fußballverein im Jahr 1926 ein eigenständiger Verein wurde. Der Turnverein wurde im gleichen Jahr aufgelöst. Die erste Elf des SV 1926 Rothenburg setzte sich aus folgenden Spielern zusammen: Tor: Sturm, Walter Verteidiger: Bachmann, Hausschild Läufer: Simmert, Seidemann, Bote Stürmer: Mohr, Burghardt, Sturm (P), Mansfeld, Born. Die Spielstätte des Vereins war von 1922 bis 1937 der Sportplatz am Saaleanger. Durch den Bau der Saaleschleuse und die damit notwendige Umverlegung der Saale in den Jahren 1937/38 musste der Sportplatz am Saaleanger weichen. In Ortsnähe gelegen erwies sich ein Gelände „Am Amtsberg“ als geeignet für eine neue Sportstätte. So ist seit 1937 bis heute die Spielstätte der Fußballer der Sportplatz „Am Amtsberg“. Über den Spielbetrieb in den finsteren Zeiten der Naziherrschaft und des 2. Weltkriegs, in dem viele hoffnungsvolle, junge Sportler den Tod fanden, existieren kaum Unterlagen. 1945 nach Ende des Krieges wurde der Sport neu organisiert. Er erfuhr unter dem neuen Namen „SG Rothenburg“ (1945 – 1949) in der Gemeinde Rothenburg eine Neubelebung. Charakteristisch für die Jahre nach dem 2. Weltkrieg war der überaus große Mangel an materiellen Gütern. So musste nicht nur bei der Gestaltung des Alltagslebens, sondern besonders auch in der Frage der Sportausrüstung stark improvisiert werden.. Oft erfolgte z.B. die Fahrt zu den Wettkämpfen abenteuerlich auf offenen LKW, mit dem Traktor oder dem Schiff. Unter dem Einfluss gesellschaftspolitischer Entwicklungen zunächst in der sowjetischen Besatzungszone und dann in der DDR hatte der Sport in Rothenburg eine wechselvolle Geschichte, die auch in der Namensgebung zum Ausdruck kam. In den Jahren 1949/50 wurde die „SG Rothenburg“ umbenannt in „TEWA Rothenburg“. Namensgeber war der hier ansässige Industriebetrieb, der technische Eisenwaren herstellte – also TEWA. Zu dieser Zeit entwickelte sich der Industriebetrieb zum nachhaltigen Sponsor und zum verlässlichen Träger des Sports, so wie es in der im Oktober 1949 gegründeten DDR üblich war. Fußballer, die in der Rothenburger Mannschaft spielen wollten, erhielten Arbeit im Betrieb und wenn gewünscht, auch eine Wohnung. So begann der Aufbau einer starken Fußballmannschaft , die sehr bald im Bezirk Halle für Furore sorgte. Mit der politischen Entscheidung der DDR – Führung, in Rothenburg ein Draht- und Seilwerk aufzubauen, hielten Stahl und Metallurgie in Rothenburg Einzug. Die Folge war die Umbenennung der Sportgemeinschaft TEWA in „Stahl Rothenburg“. Dieser Name blieb in den Jahren 1951/52 erhalten. Träger des Sports in der DDR war zu dieser Zeit die Jugendorganisation Freie Deutsche Jugend (FDJ). Mit der Neuorganisation des DDR Sports durch den Deutschen Turn- und Sportbund (DTSB) erfolgte in den Regionen, in denen Industriebetriebe Träger des Leistungs- und Breitensports waren, die Bildung von Betriebssportgemeinschaften (BSG) . Auf Initiative der Industriegewerkschaft Metall wurde für die sporttreibenden Metallarbeiter 1953 die Sportvereinigung „Motor“ ins Leben gerufen. Ab 1953 spielten die Fußballer in Rothenburg unter dem Namen „BSG Motor Rothenburg“. Der Aufbau einer starken Männermannschaft sowie starker Nachwuchsmannschaften Anfang der 50èr Jahre hatte sich gelohnt. Gefördert und unterstützt durch die Betriebsleitung des Draht- und Seilwerkes schuf man optimale Trainingsbedingungen, welche die Spieler auch zu optimalen Leistungen befähigten. 1953/54 schaffte es die erste Männermannschaft , Fußballkreismeister des Saalkreises zu werden und in die Bezirksklasse aufzusteigen. Maßgeblich beteiligt an diesem Aufstieg war neben den Spielern die sportliche Leitung mit Otto Becker, Gerhard Wiesner, dem 2. BSG Vorsitzenden Heinz Baschleben, dem Sektionsleiter Heinz Seibt und dem Trainer Horst Blüher. Mit dem Aufstieg 1953/54 begann eine Ära von 18 Jahren Fußball auf Bezirksebene. Es folgte eine Zeit sportlicher Erfolge, einmaliger Gemeinschaftserlebnisse und Höhepunkte, aber auch eine Zeit mit manch sportlicher Enttäuschung beim Vorhaben, im Bezirk weitere Spielklassen nach oben zu gelangen. Wie äußerst wichtig man in dieser Zeit den Nachwuchs sah und als unabdingbare Voraussetzung für den Weiterbestand der Männermannschaft erkannte, zeigt die Tatsache, dass die A Jugendmannschaft des Vereins 1955 Saalkreismeister wurde. Ein besonderer Höhepunkt für den Rothenburger Fußball war das Jahr 1959. Die erste Mannschaft wurde 1958/59 Bezirkspokalsieger im Bezirk Halle. Es gab nie zuvor und nie danach eine Mannschaft im Saalkreis, die diesen Titel erreichen konnte.