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12/2010
„Fest-Schrift aus Anlaß des 100jährigen Stiftungs-Festes des
Männerchores Rothenburg am 12. Juli 1953“ - Teil I
Die Veröffentlichung nachfolgender Festschrift erfolgt – mit Ausnahme des Bildmaterials - ungekürzt
1. Reihe von links: Stanjek, Hackel, Söllinger, Klemann, Hedenius, Speidel, Brechel, Hertel O, Linke,
2. Reihe von links: Jacksch, Höhne, Krüger, Jantsch, Rothmeier, Fuchs, Hertel P,
3. Reihe von links: Brockhausen, Zieger, Sturm F, Heinel, Jennert, Löbrich, Meyer, Berger, Jerchel
Vorwort
Diese
Festschrift
soll
unseren
Sängern
und
darüber
hinaus
den
nachfolgenden
sangesfreudigen
Generationen
Zeugnis
ablegen
von
unseren
Bemühungen
um
die
Erhaltung
und
Förderung
des
deutschen Liedes.
Beiträge zu dieser Ausgabe leisteten:
Chormeister Wilhelm H e d e n i u s
Fotograf Alfred Z e k e r t
Schriftführer Erwin H a c k e l
Gesamtgestaltung:
Erwin H a c k e l
Zur Geschichte des „Männerchors „ der TEWA“ Rothenburg/Saale
zusammengestellt von seinem Chormeister Wilhelm H e d e n i u s
In den 20er Jahren des vorigen Jahrhundert wurde von dem Musikdirektor
Carl
Friedrich
Zelter
in
Berlin
der
erste
Männergesangverein,
mit
dem
Namen
„Liedertafel“
gegründet.
Er
gilt
als
der
älteste
Männergesangverein.
Diesem
Beispiele
folgten
in
den
darauf
folgenden
Jahrzehnten
sangesfreudige
Männer
in
vielen
Städten
unseres
Vaterlandes.
Besonders
im
sangeslustigen
Süddeutschland
und
im
angrenzenden
Österreich
sind
mir
Gesangvereine
bekannt,
die
in jenen Jahren entstanden. Ich nenne:
Männergesangverein Sigmaringen
gegr. 1841
Männergesangverein Stuttgart
gegr. 1841
Männergesangverein Mannheim
gegr. 1842
Männergesangverein Feldkirch (Vorarlberg)
gegr. 1842
Männergesangverein Ebingen (Württemb.)
gegr. 1843
Männergesangverein Innsbruck (Tirol)
gegr. 1844
Selbst
in
einem
Städtchen
der
Altmark,
Calbe
a.
Milde,
entstand
im
Jahre
1857
ein
Männergesangverein,
dem
der
Schreiber
dieses
Beitrags
einige
Jahre
als
musikalischer
Leiter
vorzustehen,
das
Vergnügen
hatte
und
damit
seine
Dirigententätigkeit
im
Jahre
1902
als
junger
Lehrer
begann. Sie alle trugen den Namen „Liedertafel“.
Im
Jahre
1853
wurde
auch
der
hiesige
Männergesangverein
von
sangesfreudigen
Bürgern
auf
Anregung
des
Lehrers
und
Cantors
Jähser
ins
Leben
gerufen.
Er
erhielt
den
Namen
„Liedertafel“
und
führte
diesen
bis
zum
September
1933,
wo
er
durch
Verschmelzung
mit
dem
seit
1891
bestehenden
Vereine
„Liederkranz“
seinen
Namen
mit
„Männerchor
Rothenburg“
vertauschen
mußte.
Da
keine
Aufzeichnungen
über
Mitglieder,
Vorstände,
Dirigenten
etc.
vorhanden,
vielleicht
auch
durch
die
Kriegsereignisse
verloren
gegangen
sind,
sind
wir
auf
die
Angaben
älterer
Personen
angewiesen.
Nach
meiner Feststellung ergab sich folgendes:
Lehrer
Jähser,
der
zugleich
Cantor
und
Organist
im
Ort
war,
hatte
sich
für
seinen
Schulkinderchor
einige
sangesfreudige
Männer,
die
dann
als
gemischter
Chor
an
hohen
kirchlichen
Feiertagen
sangen,
gesichert.
Im
Jahre
1853
fand
sich
eine
genügende
Anzahl
Sänger,
meist
Angehörige
der
beiden
Industriewerke,
Kupferhammer
und
Prinz-Carls-Hütte,
zusammen
und
gründeten
den
Männergesangverein
„Liedertafel“.
Lehrer
Jähser
wurde
sein
erster
Dirigent.
Ein
Jahr
darauf
sang
der
Chor
erstmals
öffentlich
bei
den
Einweihungsfeierlichkeiten
der
neuerbauten
Kirche.
Lehrer
Jähser
trat
1875
in
den
Ruhestand
und
zog
in
seine
Heimat,
den
Harz,
wo
er
auch
starb.
Sein
Nachfolger
in
der
musikalischen
Leitung
des
Vereins
wurde
sein
Amtsnachfolger,
Lehrer
Traugott
Zierfuß,
der
den
Verein
auf
eine
beachtliche
Höhe
brachte,
zumal
er
ihn
22
Jahre
fest
in
der
Hand
hatte.
Vereins-
und
Übungslokal war das „Gasthaus zur Post“.
Kleinbürgerlicher Kastengeist, Mießmachertum, Neid und Großmannssucht führten im Jahre 1891 zur
Gründung eines zweiten Männergesangvereins, der sich „Liederkranz“ nannte. Mit 18 Sängern, die
natürlich dem beinahe 40 Jahre bestehenden Männerchor „Liedertafel“ mehr als die Hälfte seiner
Mitglieder nahm, begann der „Liederkranz“ seine Arbeit, brachte es aber kaum zu nennenswerten
Erfolgen. Mitumso größerem Eifer gingen die „Liedertafler“ mit ihrem bewährten „Zierfuß“ an der
Spitze an die Pflege des edlen deutschen Männergesangs. Und der Erfolg blieb nicht aus; der alte
Verein wuchs trotz vieler Anfeindungen aus dem anderen Lager und zählte bei Zierfußens Tode
immerhin die stattliche Sängerzahl von mehr als 30 Mitgliedern.