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07/2010
Das Oberbergamt Rothenburg/S. (1772 – 1815) Teil II
Die nachfolgenden Ausführungen beruhen auf
„150
Jahre
preußische
Bergverwaltung
im
mitteldeutschen
Bergbau.
Festschrift
aus
Anlass
des
150jährigen
Bestehens
des
Oberbergamtes
in
Halle a. S.“, Halle 1922
„225
Jahre
Oberbergämter
und
Bergbehörden
in
Halle
an
der
Saale.
Festschrift
aus
Anlass
des
225.
Jahrestages
der
Gründung
des
Magdeburg
–
Halberstädter
Oberbergamtes
am
29.
Dezember
1772
in
Rothenburg
a.
S.,
aus
dem
1815
das
Oberbergamt
in
Halle
a.
S.
hervorgegangen
ist“,
Hrg.
Bergamt Halle1998.
Das Oberbergamt Rothenburg in der Zeit von 1772 bis 1806 (Fortsetzung)
Neben dem im Jahr 1772 eingerichteten Oberbergamt gab es in Rothenburg vier weitere Ämter, nämlich
Bergamt, Domänenamt, Salpeteradministration und Mühlenstein-Kommission .
Am
29.
Juni
1782
erfolgte
die
Vereinigung
aller
Behörden
unter
dem
Namen
„Magdeburg-Halberstadt-
Rothenburgisches
Oberbergamt“.
Kurz
danach
erfolgte
auch
die
Unterstellung
der
Hüttenämter
Sorge
und
Thale
mit
ihren
Bergwerken
und
der
Salinen
in
Halle,
Schönebeck
und
Staßfurt
unter
das
Oberbergamt
in
Rothenburg.
1786
wurde
dem
Oberbergamt
sogar
die
Saale-Schifffahrt
und
damit
der
Brennstoffhandel
in
Erbpacht übertragen. Dies galt bis zum Jahr 1815, als das Oberbergamt nach Halle verlegt wurde.
Das
Oberbergamt
drängte
im
Jahr
1787
darauf,
die
Domäne
Rothenburg
(vorher
„Amt“),
welche
zur
Magdeburger
Kammer
gehörte
und
damit
Staatseigentum
war,
mit
zu
verwalten
mit
dem
Ziel,
eine
bessere
Versorgung
der
Belegschaftsmitglieder
mit
Brotgetreide
und
Feldfrüchten
zu
gewährleisten.
Diesem
Anliegen
wurde
entsprochen,
bis
das
Oberbergamt
1805
die
Domäne
an
die
Magdeburger
Kammer
zurückgab.
Durch
die
preußischen
Gebietsgewinne
(Fürstentum
Hildesheim,
das
Eichsfeld
und
die
Städte
Nordhausen,
Erfurt,
Mühlhausen
und
Goslar),
die
im
Jahre
1802
im
Rahmen
der
territorialen
Neuordnungen
erfolgten,
erweiterte
sich
der
Bezirk
der
Oberbergamtes
Rothenburg.
Auch
das
Bergamt
Wettin
wurde
ihm
1805
angegliedert. Es wurde deshalb in
„Königlich Preußisches Niedersächsisches Oberbergamt“
umbenannt.
Doch die im Jahre 1782 erfolgte Vereinigung der o. g. Behörden mit dem Oberbergamt in Rothenburg
hatte derartige Schattenseiten, dass ab 1. Januar 1805 diese Ämter wieder getrennt wurden. Dem
Oberbergamt wurden folgende Verwaltungen zugeordnet:
Domänenamt,
Mühlensteinadministration,
Saaleschifffahrt
mit
Brennholzhandel,
Kohlen-
und
Holzfaktorei
in
Schlangengrube,
Mühlen-
und
Quadersteinbrüche
in
der
Rothenburger
Gegend,
Salpeterraffinerie,
Salpeterhütten
in
Calbe
und
Teutschenthal,
Grubenbau
in
Dankerode
und
das
Saigerhüttenamt in Neustadt a.d.D.
Bereits
1805
gab
es
Überlegungen,
das
Oberbergamt
von
Rothenburg
nach
Halle
zu
verlegen,
da
sein
Sitz
in
Rothenburg
nicht
mehr
den
Erfordernissen
der
Zeit
entsprach.
Wegen
der
verlorenen
Doppelschlacht
Preußens
gegen
Napoleon
am
14.
Oktober
1806
bei
Jena
und
Auerstedt
wurden
diese
Pläne
zurückgestellt.
Vierzehn
Tage
nach
seinem
Sieg
zog
Napoleon
in
Berlin
ein,
und
der
preußische
Hof
flüchtete nach Königsberg in Ostpreußen.
Die
hiesige
Gegend
und
damit
auch
das
Oberbergamt
Rothenburg
wurden
dem
Königreich
Westfalen
unter
Napoleons Bruder Jerome Bonaparte zugeordnet.
Das Oberbergamt unter französischer Herrschaft 1806 bis 1815
Unter
den
Kriegsfolgen
hatte
das
Oberbergamt
schwer
zu
leiden.
Am
19./20.
Oktober,
d.h.
bereits
fünf
Tage
nach
der
Doppelschlacht,
besetzten
französische
Truppen
Rothenburg
und
plünderten
den
Ort.
Auch
die
Kassenbestände
des
Oberbergamtes
gingen
verloren.
Bei
der
Auflistung
seiner
Verluste
im
Januar
1807
ergab
sich
eine
Summe
von
17.474
Talern.
Auch
wollte
die
französische
Heeresverwaltung
mit
Sitz
in
Halle
in
Rothenburg
Vorratsmaterialien
und
Hüttenprodukte
beschlagnahmen.
Nur
durch
den
energischen
Protest des Direktors des Oberbergamtes, Johann C. L. Gerhard, konnte dies verhindert werden.
Friedrich
Wilhelm
III.(1770
–
1840,
ab
1797
König
von
Preußen)
musste
im
Juli
1807
den
von
Napoleon
diktierten
Tilsiter
Frieden
hinnehmen,
und
Preußen
verlor
dadurch
alle
Gebiete
westlich
der
Elbe,
so
auch
den Amtsbereich des
„Königlich Niedersächsischen Oberbergamtes
“
in Rothenburg.
Napoleon
gliederte
Deutschland
ohne
Rücksicht
auf
geschichtliche
Gegebenheiten
neu
auf.
Aus
den
preußischen
Westgebieten
(u.
a.
Bereich
Oberbergamt
Rothenburg),
Kurhessen,
Braunschweig
und
Hannover
bildete
Napoleon
das
Königreich
Westfalen
mit
der
Hauptstadt
Kassel..
Nach
französischem
Vorbild
wurde
das
neue
Königreich
in
Departements
gegliedert,
denen
jeweils
ein
Präfekt
vorstand.
Die
acht
Departements
wurden
nach
den
im
jeweiligen
Gebiet
vorhandenen
Flüssen
genannt
(Elbe,
Saale,
Aller, Oker, Leine, Werra, Fulda) ; eine Ausnahme bildete das Departement des Harzes.
Unter
Jerome
wurde
mit
Organisationsdekret
vom
27.
Januar
1809
das
Bergwesen
im
Königreich
Westfalen
völlig
neu
geordnet.
In
Kassel
entstand
die
Generalverwaltung
der
Berg-,
Hütten-
und
Salzwerke
mit
den
Bereichen
bzw.
Divisionen
Weser,
Harz
und
Elbe.Dabei
fiel
der
Bezirk
des
Oberbergamtes
Rothenburg
unter
die
Elbe-Division,
jedoch
ohne
die
Gebiete
östlich
der
Elbe
und
die
Grafschaft
Hohnstein.
Die
Elbe-Division
umfaßte
demnach
das
Oberbergamt
Rothenburg
und
die
Gebiete
Stendal,
Gardelegen,
Braunschweig
und
Wolfen-büttel.
Als
Leiter
der
Elbe-Division
wurde
der
bisherige
Direktor
des
Oberbergamtes,
Berghauptmann
Gerhard,
mit
Sitz
in
Rothenburg
bestätigt.
Ihm
unterstanden
alle
Mitglieder
des
früheren
Oberbergamtes
als
Oberbergingenieure.
Das
ehemalige
preußische
Oberbergamt
war
zwar
aufgelöst
worden,
aber
die
neue
Behörde
arbeitete
in
der
bisherigen
Art
und
Weise
weiter.
Das
Gebiet
der
Elbe-Division
war
weiterhin
in
fünf
Bergbezirke
mit
je
einem
Berg-
bzw.
Salzamt
unterteilt:
Rothenburg,
Eisleben,
Wettin,
Wefersleben
und
Schönebeck,
wobei
jedes
Amt
einem
Oberingenieur unterstand.
Da
die
Gruben
um
Rothenburg
kaum
noch
schmelzwürdige
Erze
lieferten
und
die
Lagerstätten
bei
Großörner,
die
bereits
mit
installierten
Dampfmaschinen
entwässert
wurden,
allmählich
abgebaut
waren,
sank die Kupferproduktion 1810 auf etwa 60 % des Standes von 1795.
Deshalb verkaufte König Jerome mit Vertrag vom 11./14. Juni 1810 die Schmelzhütte Rothenburg für
112
548
Reichstaler
an
die
Mansfelder
Gewerkschaft.
Diese
Summe
wurde
Mitte
Oktober
bar
in
der
Oberbergamtskasse in Rothenburg eingezahlt.
Unter
der
Herrschaft
Napoleons
wurde
schnell
klar,
dass
die
Wirtschafts-,
Rechts-
und
Verwaltungsstrukturen
in
Preußen
verkrustet
und
überaltert
waren.
Von
Napoleon
eingesetzt,
leitete
Minister
Freiherr
Karl
vom
und
zum
Stein
einen
Modernisierungsschub
nach
den
Ideen
der
französischen
Revolution
von
1789
ein
(z.B.
wurde
die
Leibeigenschaft
der
Bauern
abgeschafft).
Karl
August
von
Hardenberg
setzte
die
Stein’schen
Reformen
fort
und
führte
1810
die
Gewerbefreiheit
ein.
Damit
wurden
das preußische System staatlicher Bevormundung und die Vormachtstellung der Zünfte gebrochen.