1
1
1
Aus der Originalchronik des Hüttenortes Rothenburg/Saale von dem zeitigen Pastor
Dr. Ferdinand Wilke aus dem Jahre 1832.
(*28.November 1800 in Halle/Saale, 7.dezember 1861 ebenda, promovierter evangelische
Geistlicher, wirkte von 1827 bis 1849 als Pastor in Rothenburg.)
Blatt 9 zur Chronik aus Rothenburg - Zweites KapitelDie alte Burg und das Königliche Domänenamt...
Als die Hermunduren (germanischer Volkstamm) den Saalkreis bewohnten, war weder an Städte noch
an Dörfer, noch Burgen zu denken; denn die altdeutschen Horden hatten wenige feste oder beständige
Wohnsitze,nur selten fand sich hier und da auf einer Waldwiese der einsame, abgelegte mit einem
Erdwall umgebene Weiler eines angesehenen Edlen, Grafen oder Herzogs. Auch die Sorben taten in
den 1. Jahrhunderten ihrer Ansiedlungen nicht mehr für besseren Anbau, bis sie von den
anwohnenden Sachsen und benachbarten Franken eine bessere Befestigungsart kennen lernten. Als
die Sorben-Wenden mit den Sachsen im 10. Jahrhundert in Krieg gerieten, dachten sie demnach an
Anlegung fester Plätze. Vor allen Dingen mußten sie die Saale, als den Grenzfluß zwischen ihnen und
ihren Feinden befestigen: so wurde der erste Grund zu Merseburg, Halle, dem Giebichenstein, Wettin
und unser Rothenburg gelegt.Dass die Rothenburg von den Sorben-Wenden erbaut sei, dafür spricht
der wendische Name Zputineburg, welche sie in alten Urkunden führt; sonach fiel die Zeit ihrer
Entstehung in die Jahre 880 bis 920. Der Berg, auf welchem die alte Zputineburg stand und welcher
jetzt die alte Burg heißt, diente gar sehr zu dem angegebenen Zweck, indem er hart an der Saale liegt
und so deren Übergang verteidigen konnte, teils durch seine Höhe einen Blick in das Mansfeldische,
damals zu Sachsen oder genauer zu Ostfalen gehörend eröffnete, teils auch durch seine Lage sehr
fest war. Denn er erhebt sich an der nordöstlichen Seite des Tales, ist nach der Saale zu steil, was
gegen den Feind eine vorteilhafte Lage war, während er gegen Norden in eine weite Ebene sich
senkend eine Verbindung mit den Freunden, Hoffnung auf leichten Ersatz und leichte
Verproviantierung zuließ. Dieser Berg besteht auch rotem Gestein, welcher auf der südwestlichen
Seite zu Tage liegt. Nachdem die Sorben von Heinrich I, dem Städteerbauer gedemütigt waren, ging
die Burg in sächsische Hände über und wurde eine Kaiserliche Burg (seit 922).Da der Berg eine
herrliche Aussicht darbietet, so war diese Burg ein höchst angenehmer Aufenthaltsort, weil sich mit
dem angenehmen die Sicherheit verbinden ließ. Dieser Feste war nur von der nordöstlichen Seite
beizukommen, wo sie jedoch, wie das Auge noch deutlich erkennen läßt, durch doppelte Gräben und
dreifache Mauern geschützt war. Die letzte Mauer war sehr hoch und steil, wie eine wallartige
Erhöhung auf der Seite nach Könnern..Blatt 10 zur Chronik aus Rothenburg - Zweites Kapitel.... zu
noch jetzt schließen läßt; innerhalb derselben lagen die Burggebäude, von denen wir nichts mehr
wissen. Der hohe Wahrturm mochte da stehen, wo jetzt die steinerene Säule aufgerichtet ist, weil man
von hier aus die weiteste Aussicht hat. Der Eingang war aus dem Tale herauf, wo jetzt der
Schenkweinberg ist, über diesen sieht man noch die Grundlage von zwei zum Eingang führenden
Mauern, welche in den äußeren Graben (deren es auf der Seite nach dem Amte nur einen nach
Rothenburg zu gar keinen gab.) führte, worauf der Weg sich scharf links wendete und oben etwa 50
Schritte von der Säule in die Burg leitete. (Rest des äußeren Grabens ist demnach aus Rothenburg
kommend der Weg oberhalb des Steinbruchs Hohle bis ca. Gartenanlage Hubert, Heinz ) Die Seite
nach Rothenburg und dem Tale zu, war teils durch jähe Tiefe, teils durch Bergabhänge gedeckt. Das
Tor war wahrscheinlich durch eine Zugbrücke gestützt.Im Jahre 961 am 29. Juli schenkte Kaiser Otto
der Große dem Benediktiner-Kloster St.Petri und Mauriel zu Magdeburg die Zputineburg oder
Rothenburg und bestätigte solche Schenkung am 11. April 965 (Dreyhaupt T.I.14) in welcher Urkunde
das Dorf Zputineburg mit seinem Burgwarte oder Schlosse und allen zum Dorfe gehörigen Pertinetien
(bewegliche und unbewegliche Gegenstände) erwähnt wird ( muncicipium eciam vel Burgwartum urbis
Zputineburg in pago Nudhici cite). Noch war also der deutsche Name Rothenburg nicht gebräuchlich.
Als im Jahre 968 besagtes Kloster in Erzstift übergang, so wurde aus der bisher kaiserlichen
Rothenburg ein erzstiftisches Schloss, und desfallsige Schenkung im Januar 970 dem ersten
Erzbischof Adalbert I. erneuert. Dass die Rothenburg eine ansehnliche Feste gewesen sein muß, lehrt
nicht nur die Loyalität, sondern auch der Umstand, daß die Erzbischöfe zuweilen auf derselben
Absteigequartier nahmen und er dritte Erzbischof von Magdeburg, Namens Daganus, am 9. Januar
1012 hierselbst starb. Schon sehr früh, nämliche im Jahre 1075, wurde die Burg von Grund aus
zerstört. Es hatte der damalige Kaiser Heinrich der IV. um die unruhigen Sachsen und Thüringer zu
bändigen, sehr viel Bergschlösser angelegt, deren Besatzungen eine arge Landplage durch ihre
Räuberreien waren und auch durch ihre sonstigen Bedrückungen dem Volke verhaßt.Jene beiden
Völker verbanden sich, mit ihnen der Erzbischof Werner von Magdeburg. Sie verjagten den Kaiser
1073 aus Sachsen und zerstörten die meisten Bergschlösser. Da sie bei dieser Zerstörung nicht
einmal der kaiserlichen Kapelle auf Harzburg schonten, so überzog sie Heinrich mit Krieg, brachte
ihnen an der Unstrut bei Langensalza am 13. Juni 1075 eine große Niederlage bei, nahm die
sächsischen Fürsten, unter ihnen auch der ...Blatt 11 zur Chronik aus Rothenburg - Zweites
Kapitel....Erzbischof Wesel oder Werner gefangen, behandelte das Volk sehr hart und zerstörte neben
anderen erzbischöflichen Schlössern auch die Rothenburg. Die Zeit der Zerstörung ist zu entfernt, als
das außer einigen fast unscheinbaren Grundmauern, Ruinen übrig geblieben sein sollten, nur die
Gräben bemerkt man noch.
06/2008